Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
Ethan gesprochen. Was für ein Albtraum! Hast du es Joe erzählt? Hat Ethan dir gesagt, warum er dich verließ? Benji, iss den Toast hier! Wie geht es dir, Eve?«
Sie schob den Teller mit dem Toast zu Benji, der ihm jedoch überhaupt keine Beachtung schenkte.
»Nein, ich weiß nicht, warum er mich verlassen hat«, erwiderte ich. »Wir konnten nicht miteinander reden, aber das werden wir noch. Joe weiß von nichts. Ich Dummkopf habe es ihm noch nicht erzählt.«
Daisy sah mich an, runzelte die Stirn und begann das Küchenkrepp zu zerreißen.
»Das solltest du aber besser«, meinte sie. »Ansonsten findet er es noch selbst heraus und fühlt sich hintergangen.«
Ihre Stimme nahm jenen Tonfall an, mit dem sie normalerweise Benji ausschimpfte, und ich war plötzlich verärgert.
»Ich weiß«, sagte ich gereizt. »Ich werde es ihm natürlich erzählen. Joe zu hintergehen ist das Letzte, was ich möchte. Ein solches Miststück bin ich nicht.«
»So habe ich das nicht gemeint«, antwortete Daisy sanft. »Ich wollte nur sagen, dass es Joe mitnehmen würde, wenn du …«
»Das weiß ich!«, unterbrach ich sie. »Was denkst du bloß von mir?«
»Okay, okay«, erwiderte sie. »Ich hab’s nur sagen wollen. Flipp nicht gleich aus!«
Die Stimmung zwischen uns war auf einmal gekippt, und ich staunte, wie schnell sich unser Gespräch mal wieder von einer ruhigen Unterhaltung in ein hitziges Wortgefecht verwandelt hatte. So war das schon immer gewesen. Ich wusste, in ein paar Minuten würde Daisy wieder so tun, als wäre nichts passiert, während ich immer noch still und leise vor mich hin kochte.
»Ist ja gut!«, warf Dad ein und blickte kurz von dem Kinderbuch hoch, aus dem er Benji vorlas, der gerade den Teller mit dem Toast umgestoßen hatte.
Wir verstummten alle. Das konnte doch nicht wahr sein, dass Ethan, kaum war er in mein Leben zurückgekehrt, schon wieder Anlass zu Problemen gab! Ich seufzte und schaute aus dem Küchenfenster hinaus in den blühenden, wunderschönen Garten und dachte an die Zeit zurück, als Joe und ich noch Kinder waren und viel Zeit darin verbrachten, bevor seine Familie wegzog. Jetzt wohnten aufstrebende Yuppies aus der Medienbranche mit Massen an Geld nebenan, die das ganze Haus graugrün gestrichen hatten und laute Grillpartys im Garten feierten.
»Der Garten sieht toll aus«, lobte ich Dad. »Besonders die Chrysanthemen.«
Er stand vom Stuhl auf, lehnte sich auf die Fensterbank, schaute hinaus auf die roten Blumen und strahlte.
»Ich nenne sie Sommermargeriten. Es waren die Lieblingsblumen deiner Mum.« Daisy schob scharrend ihren Stuhl zurück, stand auf, ging zurück zur Küchentheke und stellte den Geschirrspüler wieder an, der sofort zu zischen und zu wirbeln begann. Dann kam sie zu mir und legte die Hand auf meine Schulter.
»Eve, ich kann nicht glauben, dass Ethan wieder da ist«, sagte sie. »Sollen wir ein Glas Wein trinken und im Garten miteinander reden? Dad, willst du auch eins?«
Ich sah sie an. Sie lächelte. Sie war über unseren Streit schon wieder hinweg. Ich nickte.
»Ja«, erwiderte ich. »Das würde ich sehr gerne. Die ganze Sache nimmt mich ziemlich mit.«
»Ich muss gleich weg«, erklärte Dad mit Benji an der Hand. »Aber, Eve, würdest du vorher noch kurz mit mir ins hintere Schlafzimmer gehen? Ich muss dir schnell etwas zeigen, bevor ich gehe.«
»Ich glaube …«, sagte Dad, zog einen kastenförmigen Ordner aus dem Regal und öffnete ihn. Ein Stapel mit Papieren kam zum Vorschein. Ich schielte über seine Schulter, während er die Briefe, die Mum ihm geschrieben hatte, durchblätterte. »Es muss irgendwo hier sein.«
Das hintere Schlafzimmer, ein heller, ruhiger Raum, beherbergte all ihre Sachen, von denen Dad sich nicht trennen konnte. Während der Rest des Hauses seit ihrem Tod bereits mehrfach neu tapeziert worden war, schmückte »Mums Zimmer« immer noch dieselbe cremefarbene Rosentapete. Auch die Möbel standen unverändert am selben Platz, ein Schrank aus Mahagoni und eine dazu passende Kommode. Es war, als würde ein Zauber gebrochen werden, wenn sie verrückt würden.
Ich nahm ein gerahmtes Foto meiner Eltern in die Hand, das aufgenommen worden war, als sie noch jung waren und sich gerade kennengelernt hatten. Mein Vater stand vornübergebeugt, das Gesicht in die Kamera gestreckt, meine Mutter sprang über ihn drüber. Ihr Haar wehte im Wind, auf ihrem Gesicht strahlte ein riesiges Lächeln. Ich stellte es wieder hin und nahm ein anderes Bild,
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