Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
lustig, doch wie gesagt, es umgibt ihn auch eine gewisse rätselhafte Düsterkeit, findest du nicht auch? Ihr seid alte Freunde, du wirst das also wahrscheinlich besser beurteilen können als ich.«
Ich erstarrte mit meinem Glas in der Hand, das ich gerade zum Mund führen wollte.
»Ihr wart aus?«, fragte ich mit brechender Stimme, während sich mir der Magen umdrehte.
»Ja, waren wir«, erwiderte sie. »Die Chemie stimmte, und wir hatten auch eine richtig gute Zeit, bis er ganz am Schluss sentimental wurde und von einer Beziehung sprach, die wegen ihm auseinanderbrach. Ein Mädel, das er aus irgendeinem Grund nicht haben konnte.«
Maggie verdrehte die Augen und tat so, als würde sie gähnen.
»Jemand aus Rom?«, fragte ich mit erstickter Stimme.
Sie schüttelte den Kopf und zuckte mit den Achseln.
»Hab ich nicht gefragt«, erwiderte sie. »Ehrlich gesagt, versuchte ich, das Gespräch wieder auf mich zu lenken. Ich mag ihn und hätte gegen ein Techtelmechtel nichts einzuwenden. Auch wenn ich ihn nicht wirklich einschätzen kann, scheint er etwas Selbstzerstörerisches an sich zu haben. Ich dachte ja immer, ich würde einiges an Alkohol vertragen, aber Mann, Ethan stellt mich echt in den Schatten.«
Ich trank hastig von meinem Wein. Mein Herz hämmerte bei der Vorstellung, dass Ethan und Maggie aus gewesen waren. Eifersucht stieg in mir hoch. Wer war dieses Mädchen, von dem er gesprochen hatte? Ich verdrängte den Gedanken, dass ich selbst es sein könnte.
»Ethan ist ein echter Partylöwe«, erklärte ich. »Aber du hast recht, er hat eine selbstzerstörerische Seite. Als er jung war, ist ihm etwas Furchtbares zugestoßen. Ich glaube, das erklärt einiges. Ich denke nicht, dass er etwas dagegen hat, wenn ich dir erzähle, dass sein Zwillingsbruder mit sechs Jahren im Schwimmbad ertrank, als die Familie in Frankreich Urlaub machte. Das Schwimmbad hatte kein Alarmgerät, und obwohl sein Bruder nicht mehr als ein paar Minuten unter Wasser war, kam jede Rettung für ihn zu spät.«
»Oh mein Gott!«, rief Maggie. »Das ist ja fürchterlich!«
»Ich glaube, seitdem versucht er, zwei Personen in einer zu sein, um den Verlust seines Bruders zu kompensieren«, fuhr ich fort. »Weißt du, er hat das Gefühl, er sei das seinem Bruder schuldig. Vielleicht hat er ein schlechtes Gewissen, weil er nicht gestorben ist, aber er will deswegen kein Mitleid. Nichts schlimmer als das! Er besteht darauf, dass alle Menschen glücklich sind und das Leben feiern und dass seine Eltern sich gerne an seinen Bruder erinnern. Er ist ausgelassen, gesellig, charmant, lustig und immer auf dem Sprung. Seine Mutter liebt ihn abgöttisch, ruft ihn zweimal am Tag an. Er ist wie ein Feuerwerk, das in deinem Leben gezündet wird.«
Ich hätte wahrscheinlich nicht so viel Persönliches über Ethan preisgeben sollen, aber nachdem mir Maggie eröffnet hatte, dass sie mit ihm ausgegangen war, versuchte ich auf ziemlich erbärmliche Art und Weise, einen Anspruch auf ihn zu erheben. Ich hätte ihr natürlich einfach erzählen können, dass wir einmal zusammen gewesen waren, doch ich wollte später nicht von ihr beobachtet werden. Ich bemühte mich, unsere Beziehung geheim zu halten, um herauszufinden, was ich wirklich fühlte.
»Das ist ja furchtbar«, sagte Maggie und schüttelte traurig den Kopf. »Er tut mir wirklich leid. Dann werde ich heute Abend mal besonders nett zu ihm sein. Armer Ethan!«
Ich blinzelte und überging ihre neckische Bemerkung. Ich hätte sie zu gerne gefragt, ob an dem Abend etwas zwischen ihnen gelaufen war. Mir schossen fürchterliche Bilder von den beiden durch den Kopf. Maggie, die Geliebte, im Outfit einer Domina, rittlings auf Ethan, der sie glühend anschaute – ich schüttelte die Vorstellung schnell wieder ab. Warum trugen mich meine Gedanken an Orte, wo ich nicht hinwollte? Es war, als ob ich absichtlich versuchte, mein eigenes Seelenheil zu zerstören.
»Du bist schon mal Geliebte gewesen?«, fragte ich und versuchte nicht wie eine Pfarrerstochter zu klingen, wenngleich ich, was dieses Thema betraf, mit dieser wahrscheinlich einer Meinung war. Ich hasste die Vorstellung, dass Frauen wie Maggie es darauf anlegten , mit einem Mann zu schlafen, der eine Beziehung hatte, nur weil sie Verbindlichkeiten ablehnten. Wieso, Herrgott noch mal, suchte sie sich nicht einfach einen anderen Bindungsphobiker, führte eine halbgare Beziehung mit ihm, die den beiden zupass kam und niemand anderen verletzte?
»Na klar«,
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