Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
antwortete sie. »Wenn man sich erst mal umschaut, ist die Welt plötzlich voll von verheirateten Männern, die eine Geliebte haben wollen. Sie sind buchstäblich überall.«
»Das ist einfach erbärmlich«, sagte ich mürrisch.
Maggie zuckte mit den Achseln.
»Offenbar wollen manche mehr, als ich bereit bin zu geben. Sie möchten Liebe und Verbindlichkeiten und Tätowierungen auf dem Nacken, aber so bin ich nicht. Ich lege die Regeln fest, und wenn sie sie akzeptieren, wird keiner verletzt.«
»Hm«, antwortete ich und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an.
Ich konnte nicht so recht glauben, dass sie so abgebrüht war. Niemand stand wirklich dermaßen nüchtern Beziehungen gegenüber, oder? Das nahm ich ihr nicht ab. Ihre ganze Wohnung zeugte davon, dass sie eine kreative Person mit einer Seele war und einem Sinn für Kunst und nicht der eiskalte männermordende Vamp, der zu sein sie vorgab.
»Und was ist mit den ahnungslosen Frauen und Freundinnen?«, fragte ich. »Hast du kein schlechtes Gewissen, dass du dem Mann hilfst, seine Partnerin zu betrügen, und die Gefühle von ihr zu verletzen? Das kann man machen, wenn die Beziehung zwischen den beiden kaputt ist und er sich trennt, aber zwei Beziehungen gleichzeitig? Das ist ziemlich mies, oder? Und willst du in Wahrheit nicht auch jemanden ganz für dich? Tief in dir drinnen, unter deiner kalten äußeren Schale?«
Maggie schüttelte verneinend den Kopf.
»Nein«, antwortete sie entschieden. »Ich muss mir um die Ehefrauen und Freundinnen keine Gedanken machen. Mit denen habe ich nichts zu tun. Ich bin nur an gutem Essen, gutem Sex und guten Gesprächen interessiert. Im Krieg und in der Liebe sind alle Mittel erlaubt.«
»Aber das ist falsch!«, wandte ich ein, und meine Wangen begannen zu glühen. »Was für eine Hoffnung gibt es denn dann noch für Beziehungen, wenn keine Grenzen respektiert werden? Du kannst doch nicht einfach in eine Ehe hineinplatzen, dir das Beste herauspicken und den schäbigen Rest der Ehefrau überlassen? Wenn es andersrum wäre, wärst du doch auch todunglücklich, oder?«
Maggie hob die Hand, um mir zu verstehen zu geben, damit aufzuhören. Sie lächelte nachsichtig. Ich hatte das Gefühl, sie kannte diese Art von Unterhaltung bereits.
»Beruhige dich, Eve!«, sagte sie. »Du hörst dich an wie eine Figur aus einem Roman von Jane Austen.«
»Ich bin ruhig«, fauchte ich. »Außerdem höre ich mich genauso an, wie ich bin, und nicht wie jemand anders …«
Ich hielt inne und machte den Mund zu. Immerhin war ich Gast in Maggies Haus.
»Sieh mal«, sagte sie in freundlicherem Ton und klopfte sich einen Krümel vom Kleid. »Ich hätte dieses Thema besser nicht anschneiden sollen. Darauf reagiert nie jemand gut. Aber egal, Ethan hat weder eine Frau noch Kinder, oder? Also ist er die Ausnahme von der Regel, und ich werde wohl niemandem auf den Schlips treten.«
Ich zuckte mit den Achseln. Wir saßen ein paar Augenblicke still und betreten da. Ich war wütend auf Maggie, schüttete den Wein in mich hinein und biss mir in die Wange. Maggie war genau jener Typ Frau, vor dem ich Angst hatte. Fantastisch aussehend, cool, beherrscht und keine Skrupel, die Gefühle anderer mit den Füßen zu treten. Außerdem hatte sie noch diesen unverschämt schüchternen Ausdruck im Gesicht, als wäre alles, was sie sagte, völlig harmlos.
»Also«, sagte ich und zog die Luft ein. »Ist irgendwas zwischen euch gelaufen, als du mit Ethan ausgegangen bist?«
»Nun«, antwortete sie. »Es war eine interessante Herausforderung für mich, weil …«
In dem Moment klingelte es. Ich atmete aus. Maggie stand auf, ging zur Stereoanlage und stellte die Musik etwas lauter.
»Eine Sekunde«, sagte sie.
Ich nickte, runzelte aber hinter ihrem Rücken die Stirn und zitterte. Bei dem Gedanken, gleich Ethan wiederzusehen, drehte sich mir der Magen um. Ich umklammerte den Stiel meines Glases noch fester und kippte den Rest des Weins in mich hinein. Daisys Stimme ertönte in meinem Kopf: Versprichst du mir, nicht zu gehen? Ich sage das, was Mum gesagt hätte, wenn sie hier wäre.
»Oh Gott«, murmelte ich, als ich Ethans Stimme vernahm und hörte, wie er und Maggie die Stufen zur Wohnung hinaufgingen. Ich griff nach einer Ausgabe der Zeitschrift Dazed & Confused , die vor mir auf dem Couchtisch lag, und tat so, als läse ich den Artikel eines russischen Fotografen, der von Begegnungen mit Bären in seiner Kindheit handelte, obwohl die Buchstaben vor meinen
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