Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
und deshalb nicht sonderlich amüsant. Ich kann ihr keinen Vorwurf machen, denn sie ist mit Joes Vater verheiratet, der eine echte Zumutung ist. Doch sie hätte ihn vor Jahren verlassen können, was das Leben für sie und Joe erträglicher gemacht hätte. Ganz ehrlich – auch wenn man das an sich nicht sagen soll – macht es mich wütend, dass seine Mum lebt, während meine tot ist. Meine Mum war viel netter. Ich bin furchtbar, oder?«
»Nein«, widersprach mir Maggie. »Ich finde dich großartig.«
»Danke«, sagte ich und erhob mein Glas. »Prost. Auf den Saturday Supper Club.«
»Prost! He, weißt du, was, jetzt, da Ethan zwischen uns steht, werden wir wohl um seine Aufmerksamkeit konkurrieren müssen.«
Ich schaute hoch, und sie zwinkerte mich verschmitzt an. »Möge die Bessere gewinnen!«
»Wie bitte?«, erwiderte ich verärgert. »Ich bin an Ethan nicht interessiert, du kannst gerne …«
»Das war ein Scherz«, erklärte sie. »Das Thema Ethan hat sich für mich erledigt. Vielleicht sollte ich mein Glück bei Andrew versuchen. Du verstehst schon, für einen One-Night-Stand.«
»Du machst wohl Witze, oder? Er wird bald Vater von Zwillingen. Ist das nicht ein bisschen viel Ballast?«
Maggie stand auf, streckte sich und nahm mein Glas. Ich hob die Hand, um ihr zu verstehen zu geben, dass ich nichts weiter trinken wollte.
»Natürlich mache ich Witze«, antwortete sie lachend. »So schlimm bin ich nun auch wieder nicht. Du musst mich wirklich für ein Miststück halten!«
»Ganz und gar nicht!«, sagte ich. »Ehrlich gesagt, finde ich dich ziemlich klasse. Meine Freundin Isabel würde dich bestimmt auch mögen, solange du nicht versuchst, ihren Mann zu verführen …«
»Jetzt aber mal halblang!«, sagte Maggie lachend.
Genau in diesem Moment klingelte mein Telefon. War das Joe? Ich griff nach meiner Tasche und fiel fast hin, weil ich das Gespräch unbedingt annehmen wollte, bevor die Mailbox ansprang. Als ich das Telefon aus meiner Tasche zog, sah ich, dass Joe zweimal vergeblich versucht hatte, mich zu erreichen. Jetzt gerade rief Daisy an. Ich runzelte die Stirn, denn es war mitten in der Nacht.
»Was will denn meine Schwester noch so spät von mir?«, murmelte ich und hielt mir das Telefon ans Ohr. Ich spürte, wie Angst in mir hochstieg. Ich betete, dass Dad nichts zugestoßen war.
»Ist alles in Ordnung mit dir, Daisy?«, fragte ich. »Was ist los?«
Ich hörte Benji im Hintergrund wimmern. Sie musste ihn entweder im Arm haben oder zusammen mit ihm auf dem Bett liegen und kuscheln.
»Benji kann nicht schlafen«, sagte sie. »Ich denke, er hat gehört, wie wir im Garten über Iain gesprochen haben, und jetzt denkt er, ich würde nach Kanada gehen und ihn hierlassen.«
Meine Hand schoss zum Mund.
»Oh nein!«, rief ich. »Der arme Benji. Das ist meine Schuld. Tut mir leid, Daisy. Was habe ich mir nur dabei gedacht?«
»Mach dir keine Sorgen, du hast keine Schuld«, beruhigte sie mich. »Ich rufe dich an, weil Joe sich bei mir gemeldet hat und wissen wollte, ob du bei mir wärst. Er macht sich Sorgen um dich. Er sagte, er hätte ein paarmal versucht, dich zu erreichen, aber du wärst nicht ans Telefon gegangen. Ich meinte, vielleicht wärst du bei Isabel.«
Ich schluckte heftig.
»Oh Gott«, sagte ich und schaute auf die Uhr an der Wand. Es war halb drei Uhr morgens. »Ich habe nicht mitbekommen, dass es schon so spät ist, und das Telefon nicht gehört.«
Daisy legte kurz den Hörer weg und sprach mit Benji. Dann nahm sie es wieder in die Hand und sprach lauter.
»Du bist doch nicht etwa bei dieser Dinnerparty vom Saturday Supper Club?«, fragte sie argwöhnisch. »Mit Ethan? Oh, Eve!«
»Ich bin …«, stotterte ich. »Ethan ist nicht …«
Daisy schnalzte verächtlich mit der Zunge und seufzte.
»Was hat er dir diesmal zu seiner Verteidigung aufgetischt?«, fragte sie kühl. »Hol ihn mir ans Telefon! Ich werde ihm genau sagen, was …«
»Er ist schon gegangen«, unterbrach ich sie. »Vor einer Ewigkeit. Ich bin noch hiergeblieben und habe mit Maggie geredet. Hör zu, ich mache mich gleich auf den Weg nach Hause. Ich schicke Joe eine SMS. Wir sehen uns morgen, Daisy.«
»Gut«, antwortete sie. »Sieh zu, dass du sicher nach Hause kommst! Joe macht sich Sorgen.«
Ich hängte ein und schaute auf das Telefon in meiner Hand. Plötzlich überkam mich ein fürchterlich schlechtes Gewissen. Joe war zu Hause und wartete wahrscheinlich auf mich, um mir einen Antrag zu machen, während
Weitere Kostenlose Bücher