Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
plötzlich ganz still und schien es sich anders überlegt zu haben. Ich denke, ich sollte mich auch auf den Weg machen.«
1 0. Kapitel
» G laubst du, es war damals eine andere mit im Spiel?«, fragte mich Maggie, nachdem wir Andrew verabschiedet hatten und sie mich überredet hatte, mit ihr noch ein letztes Glas zu trinken. »Weißt du, meiner Erfahrung nach gibt es immer jemand anderen.«
Maggie hatte es sich auf einem ihrer Sofas bequem gemacht, ein Bein angezogen, das andere ausgestreckt, während ich aufrecht und mit geradem Rücken ihr gegenüber auf der Chaiselongue Platz genommen hatte, eine Hand in einer Schüssel Kettle-Chips, die sie in meine Nähe gestellt hatte. Maggie hatte mir einen Tequila Sunrise gemixt und am Schluss einen Schuss Grenadine hinzugefügt, der auf den Boden gesunken war, wodurch der Cocktail aussah wie ein wunderschöner Sonnenaufgang. Ich stellte das Glas auf mein zitterndes Knie und nahm immer wieder einen Schluck. Aus der Stereoanlage erklang hypnotisierende Chill-out-Musik, doch ich war überhaupt nicht müde. Im Gegenteil, ich kam mir vor wie unter Strom. Warum war Ethan einfach so gegangen?
»Nein«, erwiderte ich. »Ich glaube nicht wirklich, dass Ethan fremdgehen würde. Er flirtet zwar gerne, aber Treue ist ihm dennoch wichtig. Oder war es zumindest mal. Abgesehen davon hingen wir ständig zusammen, und ich wusste, wer bei ihm war. Ich glaube, es war etwas anderes. Er hat wahrscheinlich kalte Füße bekommen, so wie du vorhin schon vermutet hast. Vielleicht habe ich ihn zu häufig kritisiert und ihm nicht genügend Freiraum gelassen. Ich muss zugeben, am Schluss habe ich ziemlich geklammert. Ich begann ihn anzurufen, wenn er unterwegs war, und fragte ihn, wann er nach Hause käme. Vollkommen dämlich! Aber er war fürchterlich konsequent darin, einfach das zu tun, was er wollte. Wie heute Abend zum Beispiel. Ich meine, wohin ist er eigentlich verschwunden?«
Maggie drehte sich zu mir.
»Kam er nach Hause, wenn du ihn darum gebeten hast?«, fragte sie.
»Ja«, erwiderte ich. »Das tat er und versuchte herauszufinden, was mein Problem war. Dabei war er stets gelassen und hörte mir zu. Es passierte nicht oft, vielleicht zwei- oder dreimal, aber ich glaube, es hat ihn echt wütend gemacht. Zurückblickend muss ich sagen, war ich wohl ziemlich erbärmlich. Ich weiß nicht, warum. Ich denke, ich wollte ihn auf die Probe stellen.«
Maggie zeigte auf die Chips, also reichte ich ihr die Schüssel. Ich fühlte mich eigenartigerweise in ihrer Wohnung schon so zu Hause, als ob ich Maggie schon ewig kennen würde.
»Das ist die eigene Unsicherheit«, stellte Maggie fest. »Deshalb verhält man sich so. Du hättest mich mal sehen sollen, in welchen Psycho ich mich verwandelte, nachdem ich Sal erwischt hatte, aber es war, als würde ich mir selbst von oben aus zusehen. Ich war über mich selbst entsetzt, denn ich wollte ja gar nicht diese Irre sein, die ihren Freund anschrie und ihn anbettelte zu bleiben. Ich hätte ihm nie verzeihen können. Also musste ich mich ändern. Wie ist denn deine Beziehung zu Joe?«
Ich trank den letzten Schluck meines Cocktails und merkte, dass ich bald ins Bett müsste.
»Anders«, antwortete ich. »Ich bin sehr entspannt bei ihm, aber ich kenne ihn auch schon mein ganzes Leben lang und mache mich nicht so verrückt. Allerdings geht er bei Weitem nicht so oft aus wie Ethan, und schon gar nicht auf solch heftige Sauftouren. Unser Kräfteverhältnis ist ausgeglichener.«
Ich gähnte, stellte mein Glas ab, legte die Beine auf die Chaiselongue und schloss die Augen.
»Ich bin müde«, erklärte ich. »Ganz plötzlich.«
»Hmm«, meinte Maggie. »Glaubst du, Ethan hat ein Problem mit Alkohol?«
Der Gedanke war mir bisher noch nie in den Sinn gekommen, und ich verwarf ihn auch sofort wieder.
»Nein«, erwiderte ich. »Er trinkt zwar gerne, aber er ist von dem Zeug nicht abhängig. Joes Vater ist Alkoholiker, und zwischen den beiden besteht ein Riesenunterschied.«
Maggie setzte sich auf und fasste ihre Locken zu einem Pferdeschwanz zusammen. Sie sah müde aus, ihre Haut war blass und der Eyeliner leicht verschmiert.
»Joes Vater ist Alkoholiker?«, fragte sie. »Wie ist denn seine Mutter? Das werden immerhin eines Tages deine Schwiegereltern sein.«
Ich rümpfte die Nase, als ich an Joes Mutter dachte, der, so schien es, das Leben ständig Nackenschläge verpasste.
»Oh, sie ist ganz in Ordnung«, antwortete ich. »Deprimiert wegen allem und jedem
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