Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
ich betrunken bei Maggie herumsaß und von Ethan sprach, der mich vor ein paar Stunden geküsst hatte. Wenn sich hier jemand wie ein Miststück benahm, dann war ich es.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Maggie, nahm eine Decke vom Sofa und legte sie sich um die Schultern. »Huh, mir ist kalt. Möchtest du noch einen Tequila Sunrise?«
Ich schüttelte den Kopf und spürte, dass ich nichts weiter als bei Joe sein wollte.
»Ich fahre mit dem Taxi nach Hause«, sagte ich. »Ich muss nach Hause. Ich muss mit Joe reden.«
1 1. Kapitel
I ch wachte mit der Vorstellung auf, ein Traktor würde riesige Äcker verworrener Gedanken in meinem Gehirn umpflügen. Ich erinnerte mich sofort an Ethans Kuss und geriet in Panik. Hatte ich mir jetzt alles mit Joe verdorben? Durch die Schlitze der Jalousien drang Sonnenlicht herein, und ich drehte mich mit zusammengekniffenen Augen auf die Seite und stöhnte, während ich die Hände unter meinen Kopf schob. Banjo sprang aufs Bett, schnurrte wie eine Bohrmaschine und krallte sich an der Bettdecke zu meinen Füßen fest.
»Hör auf, Banjo!«, krächzte ich. »Mir ist schlecht.«
Ich öffnete die Augen und sah Joe, der mich von seinem sonnengesprenkelten Kopfkissen aus anschaute und amüsiert anlächelte. Ich seufzte leise vor Erleichterung und lächelte zaghaft, als er seine Hand ausstreckte und auf meine Taille legte. Ich war zu Hause. In Sicherheit. Joe sah nicht böse aus.
»Ich muss schon geschlafen haben, als du nach Hause gekommen bist«, sagte er. »Weißt du eigentlich, dass du immer noch deine Klamotten anhast?«
Ich schaute an mir herunter, seufzte und erinnerte mich in einer traumhaften Sequenz an meine nächtliche Rückkehr. Ja, Joe hatte schon geschlafen. Und nein, ich hatte ihm nichts von Ethan erzählt.
»Oh Gott«, sagte ich und begriff, dass ich das noch tun musste.
Bevor ich jedoch dazu in der Lage wäre, müsste ich erst etwas essen. Mein Magen verkrampfte sich vor Anspannung.
»Ich brauche ein Sandwich mit Speck«, erklärte ich, »mit ganz, ganz knusprigem Speck. Und viel Tomatensauce. Und dick geschnittenes Weißbrot. Und vielleicht ein Spiegelei. Und noch eine Scheibe knusprig gebratene Blutwurst. Ich weiß, das ist nicht gesund, aber …«
»Das ist sogar gar nicht gesund«, bestätigte Joe. »Hast du Kopfschmerzen? Ich bring dir ein paar Schmerztabletten und ein Glas Orangensaft. Willst du die Klamotten loswerden?«
»Ja«, antwortete ich. »Ich sollte wohl besser duschen.«
Er küsste mich auf die Stirn, und ich atmete seinen angenehmen, vom Schlaf noch warmen und erdigen Duft ein. Ich rieb mir die Schläfen und fiel wieder zurück in die Horizontale. Warum schaffte ich es immer noch nicht , Joe die Wahrheit zu sagen? Warum brachte ich alles, was wir gemeinsam hatten, in Gefahr? Die Lüge geisterte jetzt schon zu lange zwischen uns herum. Ich schrie mich innerlich an, Joe von Ethan zu erzählen, mit der Neuigkeit einfach herauszurücken und mich anschließend mit den Folgen auseinanderzusetzen. Immerhin würde der erste Artikel über den Saturday Supper Club in zwei Wochen in der Zeitung stehen.
»Oh Gott«, sagte ich wieder, ein schwaches Lächeln auf den Lippen. »Was habe ich nur gemacht?«
»Das habe ich mich auch schon gefragt«, erwiderte Joe und lachte geheimnisvoll.
»Wie meinst du das?«
»Ach, nichts«, antwortete er und schob die Bettdecke zurück. Er setzte sich auf, schwang die Beine aus dem Bett und machte das Radio an. Im nächsten Moment füllte Johnny Vaughns Stimme den Raum aus.
»Sieht aus, als hättest du einen netten Abend gehabt«, sagte Joe. »Wer sind diese Leute nur? Die müssen echt heftig drauf sein. Mit deiner Alkoholfahne hätte man Feuer legen können. Ich dachte, du würdest auf eine schicke Dinnerparty gehen?«
Seine Frage lockte ein Lächeln auf meine Lippen. Jetzt. Jetzt war der richtige Zeitpunkt, es ihm zu erzählen, dachte ich. Vielleicht würde es ihm gar nicht so viel ausmachen. Doch ich wusste, dass dem nicht so war. Joe sah mich aufmerksam an. Ich wusste, er wartete auf Details. Er spürte, dass ich etwas zurückhielt. Ich gab mir Mühe, nicht schuldbewusst auszusehen, und suchte nach dem besten Weg, ihm alles zu erzählen, änderte dann aber aus Feigheit doch meine Taktik.
»Maggie hat mir am Schluss noch einen Tequila Sunrise gemixt«, sagte ich bedächtig. »Der gab mir den Rest. Ihr Essen aber war fantastisch. Ich denke, sie wird gewinnen.«
Ich konnte selbst nicht glauben, was ich da sagte.
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