Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
und die Kopfhörer vom Tisch in der Diele zu holen.
»Verdammt noch mal, Joe«, murmelte ich in mich hinein. »Warum willst du unser Leben noch komplizierter machen, als es ohnehin schon ist?«
Während er im Flur geräuschvoll herumraschelte, wagte ich den Versuch, aus dem Bett zu steigen. Mein Kopf kämpfte mit den Nachwirkungen des Alkohols. Ich wankte zu den Jalousien hinüber und zog sie hoch. Ich spähte hinaus auf die Straße – meine Augen verengten sich in dem hellen Tageslicht – und sah ein paar Autos vorbeirauschen. Aus einem plärrte so laute Musik, dass die Fenster vibrierten. Als ich wieder wegtrat, sah ich einen sehr entspannten Postboten mit kurzen Hosen, einem T-Shirt und Flipflops pfeifend an den Narzissen und dem Blauregen vorbei den Weg hochgehen. Dann bemerkte ich plötzlich eine riesige Lücke, wo normalerweise Joes Wagen stand. Meine Blick wanderten über die Straße. Ich geriet in Panik. War ihm etwa das Auto gestohlen worden?
»Joe?«, rief ich und lief in die Diele, wo Joe sich gerade nach unten beugte, um die Post von der Matte aufzuheben. »Wo ist der Spider? Hast du ihn die Straße rauf parken müssen?«
Joe richtete sich auf und legte die Briefe auf den Beistelltisch. Er hantierte am Türschloss und lächelte mich über die Schulter hinweg an.
»Verkauft«, erklärte er und hob die Hand zum Abschied. »Muss los.«
»Verkauft?«, fragte ich fassungslos. Sein Auto war sein Ein und Alles.
»Ja«, antwortete er mit einem merkwürdigen Grinsen im Gesicht. »Bis nachher.«
Als ich mich endlich ins Café geschleppt hatte, rief ich Dominique an, um ihr von Maggies Dinnerparty zu berichten. Ich gab Maggie neun von zehn möglichen Punkten und erzählte ausführlich von dem vorzüglichen gegrillten Miniartischockensalat.
»Grüß Joe von mir«, sagte Dominique, als ich fertig war. »Sag ihm, wir vermissen ihn und möchten, dass er mehr Schichten übernimmt und den Kaffee für uns holt.«
»Mache ich«, erwiderte ich und verdrehte die Augen.
Nachdem ich eingehängt hatte, setzte ich mich auf den Stuhl und schaute mich im Café um. Es gab immer noch so viel zu tun, doch am dringendsten musste ich mich um die Dekoration kümmern. Ich wollte, dass die Leute in mein Café kamen, um Kaffee oder Tee zu trinken und hausgemachten Kuchen und Kekse zu essen, aber auch wegen der Atmosphäre. Mein Traum waren lavendelfarbene Wände, minzgrün gestrichene Tische, bunte Glasvasen mit frischen Blumen, Spitzentischdecken, Holzstühle mit Kerben und Kratzern, die vom Leben zeugten, und Kuchenständer mit kitschigen Platten. Ich sah bereits alles vor meinem geistigen Auge.
Doch während ich dastand und die grässliche, halb heruntergerissene Tapete betrachtete, hatte ich das Gefühl, der vor mir liegende Berg Arbeit würde mich erschlagen. Wie sollte ich das alles nur allein schaffen? Genau in diesem Augenblick kam Isabel durch die Tür.
»Entschuldigung«, sagte sie schwer schnaufend. »Bin zu spät. Tut mir leid. Ich habe versucht, ein Problem zu klären, das bei dem Paar aufgetreten ist, das in unsere Wohnung einziehen wird. Eine ihrer Referenzen war nicht ganz koscher.«
Ich lächelte und war erleichtert, sie zu sehen.
»Oh Gott«, sagte ich. »Dann willst du sie bestimmt nicht als Mieter haben, oder? Ich freue mich so, dass du hier bist. Ich war gerade dabei, mich hinzulegen und zu sterben.«
Isabel drückte meinen Arm und nickte.
»Ich glaube, es war nur ein griesgrämiger Vermieter aus ihrer Studentenzeit«, erwiderte sie. »Er sagte, sie hätten einen Fensterriegel oder so was kaputt gemacht. Herrgott noch mal, mir sind Fensterriegel völlig egal, aber ich musste der Sache natürlich auf den Grund gehen. Egal, wie geht’s dir heute Morgen, abgesehen davon, dass du sterben möchtest? Wie lief der gestrige Abend?«
Ich rollte die Ärmel meines Hemdes hoch und atmete laut aus.
»Ich habe einen Kater«, antwortete ich. »Und zwar einen riesigen, fürchterlichen, ganz elendigen. Und ich kann niemanden dafür verantwortlich machen, nur mich selbst. Gestern Abend war, nun ja, wie soll ich’s sagen, ein ziemlicher Albtraum. Ethan hat mich geküsst.«
Isabel, die ein schwarzes, ärmelloses Hemd und einen getupften Rock trug, verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Ich runzelte die Stirn. Ich hatte Mitgefühl von ihr erwartet, aber sie ging nur in die Küche und begann, geräuschvoll Dinge aus den Kisten zu zerren.
»Isabel?«, rief ich und folgte ihr. »Alles in Ordnung?«
Isabel
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