Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
Alles, was gestern Abend beim Supper Club passiert war, würde in der Zeitung stehen, in Joes Zeitung. Vielleicht hatte Dominique ihm schon davon erzählt. Ich setzte mich auf, griff nach dem Glas Wasser neben meinem Bett, trank einen Schluck und legte eine Hand auf meinen pochenden Kopf.
»Joe«, begann ich.
»Ja?«, sagte er und schaute mich, so fand ich, etwas bange an. Vielleicht wusste er, dass ich ihm etwas zu beichten hatte. »Ich hol dir schnell die Schmerztabletten.«
»Nein, Joe«, sagte ich. »Ist schon gut. Ich möchte …«
»Bin gleich wieder da«, unterbrach er mich. »Du siehst ganz grün aus. Warte!«
Joe ging aus dem Zimmer hinaus. Ich schloss die Augen und hörte, wie er Schranktüren auf und zu machte, viel lauter als notwendig. Ich stellte das Radio aus.
»Joe!«, rief ich genervt. »Leiser!«
» WAS IST? «, rief er von nebenan zurück. » ALLES IN ORD NUNG? «
»Maaannn!«, knurrte ich.
Ich zog mir stöhnend das Kissen über den Kopf, um den Krach, den Joe machte, auszublenden und zu versuchen, Ethan aus meinen Gedanken zu verbannen. Ich war wahrscheinlich immer noch betrunken, womit meine Bemühung, mir über meine Gefühle bei dem Kuss gestern Abend klar zu werden, ein völlig unsinniges Unterfangen war. Ich berührte meine Lippen in der Erinnerung daran, wie seine Lippen auf meinen gelegen hatten. Was das betraf, hatte sich nichts verändert. Ich schmolz immer noch unter seiner Berührung dahin. Auch wenn ich ihn weggeschoben hatte, wollte ein Teil von mir, dass diese Küsse nie endeten. Oh Gott! Verärgert blies ich Luft in das Kissen. Dieser Spuk musste eine Ende haben.
»Hier sind sie!«, erklang Joes Stimme von außerhalb des Kissenzone. Ich spähte raus und lächelte dankbar. »Auf dem Nachtisch. Ich muss unter die Dusche. Wenn ich mich nicht langsam spute, werde ich zu spät zur Arbeit kommen. Wie sieht dein Plan für heute aus?«
Ich überlegte, was ich mir für heute vorgenommen hatte. Noch ein Sonntag, den ich im Café verbringen würde. Ich hatte so weit alles vorbereitet, um zusammen mit Isabel Decken und Wände zu streichen, doch allein der Gedanke, etwas tun zu müssen, das irgendeine Art von Bewegung beinhaltete, verursachte mir Übelkeit. Ich wäre am liebsten im Bett geblieben, hätte an die Decke gestarrt und darüber nachgedacht, wie ich aus meinem Gefühlschaos herauskäme.
»Wie üblich. Mich ums Café kümmern«, murmelte ich, während Joe auf dem Weg ins Bad war. »Aber Joe, ich …«
Bevor ich den Satz beenden konnte, schnappte sich Joe ein Handtuch und ging ins Bad. Er machte es mir nicht gerade leicht. Ich hörte, wie er das Wasser aufdrehte und mit seinem morgendlichen Ritual begann, das mit einer lauten Gesangseinlage anfing. Als er ein paar Minuten später aus dem Bad kam, um sich anzuziehen, schaute ich ihm zu, wie er sich verlegen ein Handtuch um seine schmale Taille schlang und mit einem Deoroller unter die Achseln fuhr. Ich setzte mich im Bett auf und lehnte mich gegen die Kissen.
»Joe, jetzt sei bitte mal eine Minute still, ja?«, sagte ich. »Ich muss dir etwas sagen. Das versuche ich schon die ganze Zeit.«
Er war gerade dabei, sich ein grünes T-Shirt anzuziehen, hielt inne und schaute mich besorgt an.
»Das klingt ernst. Du machst doch nicht etwa Schluss, oder? Bin ich dir ein zu dünner Hering? Schau dir nur diesen Körper an!«
Er streckte seine schmalen Arme aus und spannte sie an, so wie Muskelprotze es tun, um mich zum Lachen zu bringen.
»Sei nicht albern!«, erwiderte ich und griff mit einer Hand nach den Schmerztabletten. »Du bist perfekt.«
»Gut«, antwortete er. »Denn ich muss dir auch was sagen. Ist aber eine Überraschung, echt. Sollten wir dann nicht besser bis heute Abend warten und alles bei einer Flasche Wein bereden?«
Überraschung. Heirat. Das musste es sein.
»Na ja«, sagte ich. »Ich finde, ich sollte …«
»Ich kann das Gesicht, das du machen wirst, kaum erwarten«, unterbrach er mich grinsend. »Wir können uns den ganzen Tag darauf freuen.«
Entkräftet gab ich den Versuch auf, mit ihm zu reden. Joe war mit den Gedanken ganz woanders. Ich sah die Verlobungsringe förmlich in seinen Augen, so wie die Dollarzeichen bei einem Glücksspielautomaten. Einen Moment lang ärgerte ich mich. Joe wusste, dass ich für eine Ehe noch nicht bereit war und alles gut fand, so wie es war. Warum diese Hartnäckigkeit? Genügte ihm unsere Beziehung im Ist-Zustand nicht? Er ging aus dem Schlafzimmer, um sich seine Tasche
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