Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
mir nicht erzählen. Sag mal, Isabel, hat das hier zufällig irgendwas mit dir zu tun?«
Sie sah mich aufgeschreckt an.
»Wie um Himmels willen meinst du das?«, fragte sie.
»Ich meine«, sagte ich und gab einen Stoßseufzer von mir, »ob du durch die Sache hier mit mir deine eigene Beziehung zu Robert infrage stellst?«
In dem Augenblick, als die Worte heraus waren, wünschte ich mir auch schon, ich hätte sie nie gesagt. Isabel schaute mich an, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Ich biss mir auf die Lippe und schreckte vor mir selbst zurück.
»Tut mir leid«, entschuldigte ich mich. »Das hätte ich nicht sagen sollen. Das war falsch von mir. Ich habe nur gerade an etwas gedacht, das du mir vor einer Ewigkeit erzählt hast. Schau, ich habe einen Kater. Dann noch das mit Ethan. Es hilft mir, ihn wiederzusehen. Selbst wenn ich versucht gewesen sein sollte, irgendetwas zu tun, war es nur flüchtig. Ich versuche einfach, eine Lösung zu finden. Ich liebe Joe, das weißt du.«
»Ja«, erwiderte sie und fasste sich wieder. »Aber was wird passieren, wenn du ihn das nächste Mal siehst? Das letzte Mal war es ein Kuss – und das nächste Mal?«
Ich öffnete meinen Mund, schloss ihn wieder und biss mir auf die Unterlippe. Dann zuckte ich mit den Achseln. Es war ein hilfloses, katermäßiges Achselzucken.
»Oh Gott«, stieß ich hervor. »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Hilf mir! Ich bin so durcheinander. Was würde ich nur ohne dich tun?«
Ich breitete meine Arme aus, um Isabel zu umarmen, und sah, wie ihr Tränen in die Augen traten.
»Isabel«, sagte ich bestürzt. »Warum weinst du?«
»Es ist nur …«, begann sie. »Ach, ich weiß, du wirst letztendlich doch das tun, was du für das Richtige hältst, und wenn du Ethan wirklich liebst, dann wirst du deinem Herzen folgen, da bin ich mir sicher. Das Dumme daran ist nur, ich werde nicht hier sein, um die Scherben aufzusammeln.«
Mir schossen ebenfalls Tränen in die Augen.
»Ich werde dich fürchterlich vermissen«, sagte ich. »Aber mach dir keine Sorgen um mich! Ich werde schon klarkommen.«
Ich kannte Isabel seit meiner Zeit an der Uni. Wir hatten gemeinsam eine Vorlesung über postmoderne Filmtheorie besucht, während der sie auf ihre Vorlesungsunterlagen: »Mein kleines Hirn langweilt sich zu Tode« geschrieben und mir zugeschoben hatte. Daraufhin hatte ich zurückgeschrieben: »Kleine Hirne denken ähnlich.« Wir gingen gemeinsam zur Bar des Studentenwerks, um uns ein paar Snakebites zu genehmigen, denn das taten wir im Zweifelsfall immer. Danach waren wir unzertrennlich. Isabel wurde meine beste Freundin. Sie war absolut fabelhaft. Ich liebte sie. Und jetzt ging sie fort. Was würde ich nur ohne sie tun?
»Wir können skypen, denke ich mal«, sagte sie leise. »Und ich komme wieder zurück. Wir werden dort nicht für immer und ewig bleiben. Mein Gott, meine letzte Info von Dubai war, dass ein Paar verhaftet wurde, weil es sich in der Öffentlichkeit geküsst hat. Hört sich nicht wirklich so an, als würde ich mich dort je wohlfühlen. Aber das hier, das Café, könnte richtig gut werden«, fuhr sie fort. »Ich möchte nicht, dass Ethan dich ablenkt, jetzt, da sich hier diese Möglichkeit für dich bietet, die vielleicht sogar der Anfang von etwas Großartigem sein könnte …«
»Ethan hätte bestimmt nichts dagegen, hier Aktien drin zu haben«, bemerkte ich und bereute augenblicklich, es gesagt zu haben.
»Ich glaube, das ist nicht das Einzige, wo er gerne Aktien drin hätte«, erwiderte Isabel. »Wo wir gerade dabei sind, uns ein paar Wahrheiten zu sagen, könnte ich eigentlich auch damit herausrücken, was ich von ihm halte: Der Kerl ist ein echter Wichser! Er hat dir einmal wehgetan, weshalb ich ihn auf den Tod nicht ausstehen kann. Und zu deiner Information, Robert mag vielleicht ein kleiner Langweiler sein – ich weiß sehr wohl noch, was ich dir vor unserer Hochzeit gesagt habe –, aber ich liebe ihn aufrichtig und ehrlich.«
»Schön«, sagte ich.
»Schön«, erwiderte sie.
»Na dann«, sagte ich. »Sollen wir weitermachen? Wir können ja jederzeit ein Päuschen einlegen, falls noch weiterer Bedarf an emotionalen Seitenhieben besteht.«
»Gerne«, antwortete sie und grinste dabei. »Klingt nach einer guten Idee.«
Ich gab ihr eine Abdeckfolie, die sie auseinanderfaltete. Ich drehte mich zur Tür um, als ich hörte, wie sie geöffnet wurde.
»Hallo?«, rief eine Stimme vom Eingang her. »Eve?«
»Oh, hallo Daisy«,
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