Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
einem Messer.
»Was für ein Albtraum!«, rief ich und begann, den Käse in Stücke zu schneiden. »Du wirst sicherlich nicht wegen dieses einen Fehlers gefeuert werden. Außerdem war das ja wohl der Fehler der Architekten, oder? Hätten die nicht von vornherein die richtigen Abmessungen angeben müssen?«
»Du schneidest den Käse falsch«, seufzte Daisy und riss mir das Messer aus der Hand. »Du musst ihn in diesem Winkel schneiden!«
»Daisy, ich bin kein Vollidiot«, protestierte ich. »Ich weiß, wie man Käse schneidet. Gibst du mir bitte das Messer wieder zurück? Du kannst also den Architekten nicht dafür verantwortlich machen?«
»Lass mich das machen«, erwiderte sie und ließ das Messer nicht los. »Nein, ich kann niemanden dafür verantwortlich machen. Deshalb gibt es ja meinen Job; damit ich für alles zur Rechenschaft gezogen werden kann. Oh Gott! Ich bin so wütend auf mich. Aber egal, es bringt nichts, darüber zu lamentieren. Was passiert ist, ist passiert. Ich muss einfach abwarten, was der Drachen sagen wird.«
Ihr Mund verzog sich, die Mundwinkel hingen leicht nach unten. Ich fragte mich, ob sie gleich anfangen würde zu weinen, und streckte meine Hand aus, um ihren Arm sanft zu tätscheln. Auch sie streichelte meine Hand.
»Ich mache mir auch Sorgen um Dad«, fuhr sie fort und schaute zu mir hoch. »Er ist immer noch sehr eigenartig. Ich habe ihn gefragt, warum er so häufig zum Arzt geht, aber er lachte nur. Er ist ein ziemlicher Geheimniskrämer, wenn du mich fragst. Als ich ihm heute Morgen Benji brachte, sprach er mit jemandem am Telefon, aber er wollte mir nicht sagen, mit wem. Na ja, egal. Viel wichtiger ist, wie war’s gestern Abend mit Ethan? Habt ihr noch mal miteinander reden können? Ich finde, du hättest nicht gehen sollen.«
Bei der Erwähnung von Ethans Namen durchfuhr mich, trotz der glühenden Mittagshitze, ein Schauer.
»Ich weiß, wie du darüber denkst«, antwortete ich und schüttelte den Kopf. »Aber wir kamen nicht wirklich dazu, miteinander zu reden. Gibt’s noch mehr Limonade? Ich bin heute fürchterlich durstig.«
Ich trank einen weiteren Becher und hielt ihn mir gegen die Wange, um mich abzukühlen. Ich hatte es satt, dass Leute mir sagten, es wäre falsch, Ethan wiederzusehen. Ich dachte daran, was Maggie gesagt hatte: Dass es mutig von mir wäre, herausfinden zu wollen, was ich wirklich fühlte. Hinter uns begann eine Gruppe von Freunden Frisbee zu spielen. Die blaue Scheibe drehte sich in der Luft und landete im Picknick von jemand anderem.
»Ich finde, du solltest mit Dad sprechen«, sagte Daisy. »Tust du das? Du weißt ja, du bist sein Liebling, und er wird sich dir gegenüber wahrscheinlich öffnen. Ich könnte ihn bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag fragen, er würde mir nichts sagen.«
Ich schaute Daisy an und versuchte herauszufinden, ob sie gerade einen Scherz machte oder es todernst meinte.
»Ich bin nicht Dads Liebling!«, protestierte ich. »Sei nicht albern!«
»Bist du wohl«, entgegnete sie ziemlich kühl. »Du bist das absolute Papakind, während ich eher ein Mamakind war. Wir machten alles zusammen, Mum und ich.«
Daisy verstummte und legte ihre Sonnenbrille ab. Ich bemerkte, dass sie Tränensäcke unter den Augen hatte, was ungewöhnlich für sie war. Daran war ich schuld. Eine Träne lief ihr die Wange herunter, die sie wütend wegwischte.
»Oh, Daisy«, rief ich. »Nicht traurig sein!«
»Weißt du, ich vermisse sie momentan wirklich sehr«, sagte sie. »Wenn ich mal einen kurzen Moment innehalte und an ihren Tod denke, verspüre ich diese fürchterliche Leere. Ich wünschte, ich hätte ihr, als sie noch lebte, häufiger gesagt, wie sehr ich sie liebte. Ich wünschte, ich hätte mich von ihr verabschiedet. Ich wünschte, sie wäre noch am Leben.«
»Oh, Daisy«, sagte ich wieder und legte meinen Arm um sie. »Das wünsche ich mir auch.«
Daisy begann zu summen, was sie immer tat, wenn sie etwas sehr mitnahm, und ich drückte sie fester. Obwohl ich wusste, dass sie Mum fürchterlich vermisste, sprach sie selten von ihrem Tod.
»Ich war in den letzten Tagen ihres Lebens wirklich ein fürchterliches Blag«, sagte sie. »Als sie dann starb, war ich noch nicht einmal bei ihr. Ich flippte völlig aus auf dem Parkplatz des Krankenhauses.«
»Du warst wütend und traurig«, sagte ich und gab ihr ein Taschentuch. »Wir waren beide noch Kinder, auch wenn du besser als ich verstanden hast, was passiert war. Es war einfach schrecklich für
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