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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Bratley
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du denn so viel Geld aufgetrieben? Das kann ich nicht annehmen … Aber, Joe, du bist unglaublich, wirklich unglaublich. Es tut mir so leid, ich …«
    Mir fehlten die Worte. Ich streckte ihm den Umschlag hin, doch er schüttelte den Kopf.
    »Es gehört dir«, sagte Joe. »Ich habe den Spider verkauft, mir etwas Geld von deinem Vater geliehen und mein Sparkonto geplündert. Das Geld ist für das Café, damit du dir keine Sorgen um die Küchenausstattung machen musst. Du wolltest das Café schon immer, es ist dein Traum. Ich hatte nicht vor, dir einen Antrag zu machen. Ich wollte einfach nur, dass du glücklich bist, aber zumindest weiß ich jetzt, dass du es nicht bist. Ich gehe wieder für eine Weile in meine Wohnung zurück. Ich habe hier sowieso schon zu viel Zeit verbracht, du hättest etwas sagen sollen …«
    »Nein, Joe«, unterbrach ich ihn und schüttelte den Kopf. »Ich möchte nicht, dass du gehst. Hör zu, das war ein Missverständnis«
    »Wie bitte?«, unterbrach er mich und sah mich an, als würde ich eine andere Sprache sprechen. »Ich werde nach deiner kleinen Ansprache wohl kaum hierbleiben. Es ist besser so. Zumindest weiß ich …«
    Joes Lippen zitterten. Mir war schlecht. Ich wollte ihn trösten, konnte es aber nicht. Ich wollte Abendessen für uns kochen, Wein trinken, so wie wir es immer taten. Ich rieb mir die Stirn, da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, während er ein paar Sachen einpackte: seine Gitarre, die Stiefel und eine Tasche mit Klamotten. Er vermied es, mich noch einmal anzusehen, und sammelte nur still seine Habseligkeiten ein. Panik stieg in mir hoch. Ich folgte ihm von Zimmer zu Zimmer und schlang die Arme um mich, damit ich nicht nach ihm greifen und ihn bitten könnte, zu bleiben. Schon stand er vor der Eingangstür und starrte mich an.
    »Joe«, sagte ich und hielt den Umschlag hoch. »Dieses Geld …«
    »Es ist deins«, unterbrach er mich kalt, und unsere Blicke trafen sich kurz. »Mach keinen Mist damit!«
    Er öffnete die Tür und schlug sie zu. Ich drückte meine Nase gegen die Buntglasscheiben und sah, wie er mit gesenktem Kopf, die Tasche über der Schulter, den Weg im Vorgarten hinunterlief und nach links in Richtung U-Bahn-Station abbog. Er wischte sich die Augen. Als ich mich auf den Boden des Flurs gleiten ließ, rollten mir Tränen über die Wangen und tropften auf meine Oberschenkel. Was hatte ich bloß getan?
    Ich blieb eine Weile dort sitzen und starrte einfach nur auf den Boden, wo meine Tränen mit der verlaufenen Wimperntusche einen schwarzen Kreis bildeten. Ich ging immer und immer wieder Joes Worte in meinem Kopf durch. Ich konnte nicht glauben, dass er seinen Wagen verkauft hatte, um mir aus der Klemme zu helfen. Und wie hatte ich es ihm gedankt? Mit einer schwachen, jämmerlichen Vorstellung, da ich nicht wusste, was ich wollte, und mich hatte verführen lassen. Dann ertönte der Rauchmelder.
    »Mein Kuchen!«, rief ich und sprang auf.
    Ich legte mir die Hände auf die Ohren, lief in die Küche und schaltete den Ofen aus. Ich griff nach einem Geschirrtuch, das über der Rückenlehne eines Stuhls hing, und wedelte so lange damit unter dem Rauchmelder herum, bis dieser verstummte. Hustend riss ich das Fenster auf und zog den Kuchen mit dem Geschirrtuch aus dem Ofen. Er war völlig verbrannt, eine kleine Rauchschwade stieg von ihm auf. Ich ließ das Ganze ins Spülbecken gleiten und drehte das kalte Wasser auf, die Backform zischte.
    Einen Moment lang stand ich regungslos da und umklammerte so fest die Rückenlehne eines Küchenstuhls, dass meine Knöchel weiß hervortraten. Ich stellte mir vor, wie es wäre zu schreien. Dann nahm ich eins der Weingläser, die Joe aus dem Schrank geholt hatte, schmiss es gegen die Wand und schaute zu, wie es zerbrach.

1 4. Kapitel
    E twas später, die Scherben des zerbrochenen Glases lagen immer noch auf dem Küchenboden herum, packte ich meine Schlüssel, die Handtasche und das Handy und marschierte hinaus aus der Wohnung in den strömenden Regen. Der Himmel wurde immer dunkler, ich war mir nicht sicher, wo ich hingehen sollte, doch ich wollte raus, unter Menschen sein, mich irgendwo in der Stadt verlieren, anonym sein. Ich wollte nicht allein in dieser Stille sitzen, die sich, nach dem, was ich Joe gerade angetan hatte, über mich gelegt hatte.
    Ich fühlte mich eigenartig leer, und meine Hände zitterten. Mein Haar roch nach verbranntem Kuchen, und mir fiel erst am Ende der Straße auf, dass ich noch die

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