Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
mich über meine widersprüchlichen Gefühle und schüttelte den Kopf.
Warum konnte es nicht so einfach sein wie damals bei meinen Eltern? Ihre Liebesgeschichte hätte nicht geradliniger verlaufen können. Ihre Blicke trafen sich über einem Maßband, worüber sie buchstäblich herausfanden, dass sie perfekt zusammenpassten. Meine Mum nahm an jenem Morgen in der Schneiderei, in der sie arbeitete, bei meinem Dad Maß für einen Anzug, und er fragte sie noch am selben Tag, ob sie ihn heiraten wollte. Ich denke, ich war wohl davon ausgegangen, meine Beziehung zu Ethan wäre genau wie ihre, oder ich wollte, dass es so wäre. Ich seufzte und schaute mich in der Küche um. Ich musste etwas tun.
Backen, dachte ich. Ich backe den Kuchen, den Mum immer machte. Wo ist das Rezept? Irgendwo …
Ich griff nach meinem Rezeptbuch, in dem ein Haufen Zettel steckten, und fand das Stück Papier, auf dem meine Mum das Rezept in ihrer jugendlich-schnörkeligen Schrift geschrieben hatte. Ich fuhr mit dem Finger über die Liste der Zutaten. Sehr gut, ich hatte alles da. Ich schob den Stuhl zurück, machte das Licht an, da es in der Küche wegen des Regens dunkel geworden war, holte die Zutaten aus den Schränken heraus und stellte sie auf den Küchentisch. Ich band mir die Schürze um, nahm meine rosa Lieblingsrührschüssel und den Holzlöffel. Ich rührte die Butter und den Zucker schaumig, fügte Vanille und Eier hinzu und hob Mehl, gemahlene Mandeln und geschmolzene Schokolade darunter.
Währenddessen dachte ich an Joe und versuchte mir vorzustellen, was er sagen würde, wenn er nach Hause käme. Ich sehnte mich nach ihm und malte mir aus, wie er wahrscheinlich gerade hoffnungsvoll lächelnd seine Rede vorbereitete, während er nach Hause ging. Sollte das nicht einer der wichtigsten Momente in seinem Leben sein? Genauso wie in meinem? Ich kannte Joe. Es gefiel ihm, ein Geheimnis zu haben, und er war bestimmt voller Vorfreude, während ich das furchtbare Gefühl hatte, ihn zu verletzen. Auch wenn ich Joe liebte. Auch wenn ein Teil von mir wirklich Ja sagen wollte. Auch wenn ich wusste, dass ich mit Joe glücklich werden würde, denn ich war ja glücklich mit ihm, ließ mich diese kleine rote Warnflagge, die in meinem Herzen flatterte, nicht in Ruhe. Das Glück kann trügerisch und jederzeit vorbei sein. War die Rückkehr von Ethan etwa ein Zeichen, dass ich nicht mit dem richtigen Mann zusammen war?
Ich brauchte Zeit zum Nachdenken. Ich musste Ethan noch einmal sehen. Ich musste Joe gegenüber fair und ehrlich sein, auch wenn mich das Überwindung kosten würde. Ich füllte den Teig in die Backform, leckte den Löffel ab und warf ihn ins Spülbecken. Dann öffnete ich den Ofen und schob den Kuchen hinein. In meinem Kopf erklangen Stimmen, die mir sagten, dass ich ein Feigling wäre, der Schwäche zeigen würde, wenn ich Ethan wiedersähe. Dass ich mich festlegen und für eine Heirat mit Joe entscheiden sollte. Dass ich mit dieser Entscheidung leben sollte.
Doch ich hörte nicht auf diese Stimmen. Ich machte die Ofentür zu, zog meine Topfhandschuhe aus, warf sie auf die Arbeitsplatte und griff nach meinem Weinglas. Ich nahm einen großen Schluck und hielt abrupt inne, als ich hörte, wie die Eingangstür auf- und wieder zuging.
»Hallo«, ertönte es plötzlich hinter mir. »Backst du wieder?«, fragte Joe. »Du siehst verdammt heiß aus in dieser Schürze.«
Er stand in der Tür, nass vom Regen, und lächelte schüchtern. Mir drehte sich der Magen um. Ich wollte nichts sehnlicher, als ihn in den Arm nehmen, und so ging ich zu ihm hin. Ich liebte Joe so sehr. Er küsste und drückte mich fest, doch sein Blick wanderte nervös durch die Küche. Ich wusste, er war gerade dabei, seinen Antrag gedanklich auszuformulieren. Meine Handflächen wurden feucht.
»Ich probiere Mums Kuchenrezept aus«, erklärte ich. »Den Kuchen, den sie immer für Dad backte, wenn sie sich gestritten hatten. Danke übrigens für die schönen Rosen.«
»Ich habe uns das hier mitgebracht«, sagte er, ging einen Schritt zurück, zog eine Flasche Wein aus seiner Tasche heraus und stellte sie auf den Tisch. Dann holte er zwei Gläser aus dem Schrank. »Ich habe da was, was ich dir geben möchte.«
Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Ich schluckte heftig und starrte die Flasche Wein an. Meine Wangen wurden rot.
»Joe«, begann ich, und mein Herz klopfte wild. »Bevor du etwas sagst oder tust, muss ich dir etwas sagen.«
Mein Herz raste, mein Mund war
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