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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Bratley
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spenden, Drachen erschlagen, alles. Doch Ethan … Ethan ist eher undurchsichtig.«
    Ich runzelte die Stirn und ärgerte mich, dass er mir nicht richtig zuhörte. Ich riss ein Stück Brot ab, tunkte es in den nach Knoblauch schmeckenden, buttrigen Sud der Muscheln und steckte es mir in den Mund.
    »Aber er sagt, er liebt mich immer noch«, erklärte ich.
    Dad gab einen Stoßseufzer von sich.
    »Ja«, meinte er. »Wahrscheinlich tut er das noch. Wer würde das nicht? Aber das bedeutet nicht, dass er für dich besser ist als Joe. Ich an deiner Stelle würde aufhören, ihn zu sehen. Lass die Vergangenheit ruhen! Vergiss Ethan!«
    Dad nahm unnötigerweise die Karte wieder in die Hand und schaute zerstreut auf die Liste der Getränke. Ich runzelte die Stirn. Ihm war doch sicher klar, dass wir hier über das Wichtigste sprachen – na ja, seit Mum tot war?
    »Aber das kann ich nicht …«, sagte ich traurig. »Das ist es ja. Ich kann es nicht.«
    Dad legte die Speisekarte wieder hin, schaute mich eindringlich an und seufzte schwer.
    »Dann triff dich mit ihm!«, sagte er leise. »Spring von der Klippe, und finde deine Flügel auf dem Weg nach unten, wie deine Mutter zu sagen pflegte. Aber, mein Schatz, sei gewarnt: du könntest böse auf dem Bauch landen. Oh, ich kann den Gedanken nicht ertragen …«
    Er schüttelte den Kopf, murmelte etwas und aß weiter, schenkte seinem Essen aber nicht die gewohnte liebevolle Aufmerksamkeit. Er schien an etwas völlig anderes zu denken.
    »Du musst zulassen, dass ich mein eigenes Leben lebe«, erklärte ich. »Auch wenn ich damit auf die Nase falle. Aber ich habe mich sowieso schon entschieden. Ich werde Ethan diese Woche noch vor Andrews Dinnerparty sehen, und ich werde ihm erklären, dass ich immer noch Gefühle für ihn habe. Ich habe inzwischen ja nichts mehr zu verlieren.«
    Dad nickte mir niedergeschlagen zu. Ich konnte sehen, dass dieses Gespräch für ihn schmerzhaft war, und so konzentrierte ich mich wieder darauf, meine riesige Schüssel Muscheln zu essen und das Thema zu wechseln. Dad entspannte sich sichtlich, bis wir gegessen hatten und er mir eröffnete, selbst Neuigkeiten zu haben. Dann platzte er ohne Vorwarnung damit heraus, unser Haus – Mums Haus – verkaufen zu wollen.
    »Ich brauche eine Veränderung«, sagte er leise und trank den letzten Schluck seines Weins aus. »Ich kann nicht immer in der Vergangenheit leben. Ich werde es verkaufen und mir etwas Kleineres suchen.«
    Ich runzelte die Stirn. Dad lebte in diesem Haus seit nunmehr dreißig Jahren, weshalb ich nicht verstand, warum er es gerade jetzt verkaufen wollte. Das Haus war ein Teil von ihm. Ohne dieses Haus wäre er wie eine Schildkröte ohne Panzer. Alle seine Erinnerungen und die von Mum steckten darin. Hatte das etwa mit dieser geheimnisvollen Krankheit zu tun? Das verhasste Gefühl der Furcht stieg in mir hoch. Dad durfte nicht sterben.
    »Du wirst doch nicht sterben, Dad, oder?«, fragte ich ihn, während der Kellner abrupt unsere Teller vom Tisch nahm und eine große Menschentraube in das Restaurant hereinkam, sich nach vorne an die Bar drängte und nach einem freien Tisch fragte. Dad lachte schallend und rieb sich verlegen den kahlen Schädel.
    »Bestimmt nicht«, erwiderte er. »Ich bin eher gesagt gerade dabei, wieder ins Leben zurückzukehren. Nur weil ich fast sechzig bin, bedeutet das nicht, dass ich mich jener Gruppe von Altersgenossen anschließe, die das Leben anscheinend aufgegeben haben und mit diesen blöden Segeltuchschuhen durch die Gegend schlurfen. Auch wenn ich das Rentenalter erreicht habe, geht mein Leben noch lange nicht in den Ruhestand.«
    Ich lächelte, lehnte mich über den Tisch, legte den Arm um seinen Hals und drückte ihn. Er küsste mich auf die Stirn und klopfte mir sanft auf den Rücken. Der Kellner brachte uns die Dessertkarte, und Dad bestellte wie immer zwei Crème Caramel.
    »Du bist wie deine Mutter«, meinte er mit feuchten Augen. »Glaub’s oder glaub’s nicht, aber sie konnte sich nicht zwischen mir und einem anderen Kerl entscheiden. Er hieß Alec. Was für ein dämlicher Name!«
    Er grinste mich an und lächelte.
    »Aber ich dachte, es war Liebe auf den ersten Blick, als sie bei dir Maß nahm für einen Anzug?«, sagte ich.
    Dad schüttelte den Kopf. »Das ist in gewisser Hinsicht auch richtig. Wir verliebten uns in der Tat auf den ersten Blick, und ich fragte sie noch am selben Tag, ob sie mich heiraten wollte, aber sie war mit diesem Alec zusammen. Sie

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