Ein Milliardär entdeckt die Liebe
Perfektionist, der auf jedes Detail achtete, während Jess sich um Nichtigkeiten keine Gedanken machte, wenn es sich irgendwie umgehen ließ. Als sie mit ihm per Telefon über etwas so Unwichtiges wie Kleidung diskutierte, hatte sie schnell begriffen, dass er daran gewöhnt war, seinen Kopf durchzusetzen, und nachgegeben, weil es sich ihrer Meinung nach einfach nicht lohnte.
Tatsache war, dass Jess nach der traumatischen Episode in ihren späten Teenagerjahren jegliches Interesse an Kleidung und Kosmetik verloren hatte. Es war einfach sicherer und machte den Alltag wesentlich entspannter, sich unauffällig anzuziehen und männliches Interesse erst gar nicht zu wecken. Mit der Einsicht, dass sie in Sachen Mode überhaupt nicht auf dem Laufenden war, ließ sie sich also beraten. Im Schönheitssalon wurden ihre langen Locken gezähmt und ihre Augenbrauen in perfekte Form gezupft. Doch nicht genug … leicht entsetzt musste sie auch noch zahllose Gesichtsmasken, regelmäßige Mani- und Pediküre und die Tortur des Waxings über sich ergehen lassen. In der Tierarztpraxis amüsierten sich die Kollegen schon königlich über das hässliche Entlein, das gezwungenermaßen in einen schönen Schwan verwandelt wurde.
Erst drei Wochen waren vergangen, seit Jess der Hochzeit mit Cesario di Silvestri zugestimmt hatte, aber schon hatte sich ihr Leben völlig verändert, Ruhe und Gemütlichkeit waren dahin, wie ausradiert. In zehn Tagen sollte die Trauung stattfinden, Cesario jedoch war seit dem Tag, an dem sie die Vereinbarung getroffen hatten, geschäftlich unterwegs. Jess’ Ringfinger zierte nun ein riesiger Diamantring, geliefert per Kurier, und die Verlobung war in jeder Zeitung von Rang und Namen offiziell angekündigt worden. Jess kannte niemanden, der diese Zeitungen las, aber dafür war heute Morgen ein Bild von ihr in der Art Zeitung erschienen, in die ihre Bekannten eher reinschauten: Da sie scheinbar nun im Interesse der Öffentlichkeit stand, hatte ihr ein Reporter aufgelauert, nachdem sie gerade ein Kalb mit chirurgischer Hilfe hatte holen müssen. Voller Blut und Dreck, das Haar wirr zu allen Seiten stehend, war sie aus dem Stall gekommen und fotografiert worden. Mit der Überschrift „Jetset-Braut?“ prangte es prompt am Morgen groß auf der Titelseite. Als ein Kollege in der Praxis ihr das Foto zeigte, hatte sie nur eine Grimasse gezogen. Mit Blut und Dreck beschmiert zu werden, war nun mal Berufsrisiko. Cesario jedoch hatte sich gemeldet und darum gebeten, dass sie sich mit ihm zum Lunch treffen solle.
„Verlieb dich nur nicht in ihn“, warnte Sharon auf der Nachhausefahrt und warf der Tochter einen besorgten Seitenblick zu. „Ich mache mir wirklich Gedanken deshalb. Du kannst nur verletzt werden …“
„Da es keine echte Ehe ist, wird das auch nicht passieren“, tat Jess ab. Inzwischen fragte sie sich ernsthaft, ob es nicht ein Fehler gewesen war, ihrer Mutter die Wahrheit über Cesarios Heiratsantrag zu sagen.
„Täusch dich nicht. Wenn du erst ein Baby mit dem Mann hast, ist die Ehe so echt wie jede andere auch“, sagte Sharon voraus. „Außerdem kenne ich dich. Du hast ein viel weicheres Herz, als du andere sehen lässt.“
„Ich bin fast einunddreißig, und in meinem ganzen Leben habe ich mich noch nicht verliebt“, gab Jess ablehnend zurück.
„Nur weil dir dieser Kerl an der Uni die Männer vergällt hat!“ Sharon fiel die jähe Blässe der Tochter auf. „Cesario ist ein sehr attraktiver Mann, ich denke, in ihn könnte man sich leichter verlieben, als einem lieb ist. Ihr werdet schließlich zusammen leben, Herrgott!“
„Aber wir haben nicht mehr gemein als den Wunsch nach einem Kind.“ Jess lief rot an, als sie das noch einmal betonte. Sie hatte ihrer Mutter wirklich alles erzählt und ihr das Versprechen abgenommen, um Roberts willen kein Sterbenswörtchen davon verlauten zu lassen, gegenüber niemandem! Robert hatte die Geschichte, dass seine Tochter und Cesario sich angeblich schon längere Zeit heimlich trafen, anstandslos geschluckt. Denn warum sollte seine wunderschöne Tochter nicht auch einen Milliardär von den Füßen hauen können, nicht wahr? „Cesario hat das sehr deutlich gemacht, Mum. Ja, er wünscht sich ein Kind, aber er will seinen Freiraum und keine Ehefrau, die sich dauerhaft in dieser Position einrichtet.“
„Ich weiß, es ist eine Vernunftehe, genau wie dein Dad und ich anfingen …“
„Nein, überhaupt nicht wie du und Dad“, protestierte Jess. „Dad
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