Ein Millionär, der an die Liebe glaubt
gelungen“, sagte er zu seiner Familie gewandt. „Aber warum eigentlich?“
Primo sah Draco forschend an. Eine Zeit lang fixierten die Männer einander schweigend, dann sagte der Großvater: „Weil dein Haus fertig ist. Das ist eine alte Sitte, haben mir die Frauen gesagt. Eine typische amerikanische Hauseinweihungs-Überraschungsparty.“
„Vielen Dank, das ist wirklich nett von euch. Dann können wir das gleich mit meiner Vor-Hochzeitsparty verbinden.“
Er betrachtete seine Verwandten; von schockiert über amüsiert bis lauthals lachend waren alle Reaktionen vertreten. Und dann standen sie zusammen wie ein Mann. Schließlich waren sie Dantes, gewohnt, stets zusammenzuhalten und selbst einen verlorenen Sohn wieder in ihre Mitte aufzunehmen. Voller Fürsorge kümmerten sie sich um Shayla, ließen sie auf der Couch Platz nehmen und versorgten sie mit Kissen. Dann stellten sie sich ihr nacheinander vor.
Mit einer Kopfbewegung signalisierte Primo Draco, dass er ihn draußen sprechen wollte. Seufzend fügte sich Draco in sein Schicksal. Als sie auf der Terrasse standen, suchte Primo in seiner Tasche nach den Zigarren, die er immer bei sich trug – sehr zum Leidwesen seiner Frau und erst recht zum Leidwesen seines Arztes. Als er auch Draco eine anbot, nahm dieser an; das erschien ihm unter den gegebenen Umständen taktisch klüger.
Als Primo Draco die Zigarre angezündet hatte, schaute er ihn strafend an. „Hast du ihr das angetan?“
Draco wurde ganz klein. „Das Baby ist von mir, ja. Tut mir leid, Primo. So hatte ich das nicht geplant.“
„Wäre mir neu, dass du überhaupt mal was planst.“
Das hatte gesessen. Früher, vor langer Zeit, hätte Primo mit seiner Bemerkung sogar recht gehabt. Aber in den vergangenen zehn Jahren hatte Draco viel und hart gearbeitet, um sich zu beweisen. Vor allem auch, um die Schande zu überwinden, dass er sich die Feuerdiamanten hatte stehlen lassen. Und das zu einer Zeit, als die Familie kurz vor dem finanziellen Ruin stand.
„Du weißt doch, dass mich das Inferno an dem Abend erwischt hat, als wir die Eternity-Kollektion vorgestellt haben“, begann er zu erklären. „Am nächsten Tag hatten wir ja mit Shayla die Verhandlung über die Charleston-Minen. Und anschließend war sie verschwunden.“ Unruhig ging er auf und ab. „Seitdem habe ich sie verzweifelt gesucht. Und vor zwei Tagen habe ich sie endlich gefunden.“
„Und ihr heiratet morgen?“
„Ja.“
„Aber nicht nur einfach so vor dem Friedensrichter, istigatore .“
Istigatore, das hieß soviel wie Unruhestifter, Querulant. So hatte sein Großvater ihn schon immer gesehen. Es war wie ein Etikett, das an ihm haftete, und vielleicht würde er es nie loswerden. „Na schön. Wie, wann und wo?“
„Bei mir natürlich. Eine kleine Feier im engsten Kreise. Keine Honoratioren der Stadt, aber ein Geistlicher muss natürlich dabei sein. Wenn wir es für morgen noch hinbekommen – gut. Wenn nicht, dann aber so bald wie möglich. Ich kann mir ausrechnen, wie nahe der Geburtstermin schon ist. Das Baby wird nicht mehr lange warten.“
„Da hast du recht.“
„Deine Großmutter würde weinen, wenn das bambino ohne den schützenden Namen Dante zur Welt kommt. Das willst du doch nicht?“
„Um Himmels willen, nein.“
„Gut, gut.“ Primo legte Draco die Hand auf die Schulter. „Ich weiß, dass du all die Monate nach deiner Inferno-Braut gesucht hast. Luc hat mir erzählt, dass du noch am Abend ihres Verschwindens Juice auf sie angesetzt hast. Das war richtig. Aber du hättest sie nicht zu dir ins Bett nehmen dürfen, bevor du ihr nicht den Ring über den Finger gestreift hast. Damit hast du euch beide entehrt, ganz zu schweigen von deiner Familie. Das ist dir jetzt doch klar, oder?“
„Selbstverständlich. Es tut mir sehr leid, Primo.“
Mit der qualmenden Zigarre zeigte Primo auf das Wohnzimmer, wo sich die Verwandtschaft befand. „Wir bleiben nicht mehr lange. Shayla braucht Ruhe, damit das Baby nicht kommt, bevor der Priester euch seinen Segen gegeben hat. Um die Hochzeitsvorbereitungen brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Nonna und ich kümmern uns um alles.“
„ Grazie “, bedankte sich Draco. „Shayla und ich besorgen gleich morgen früh die nötigen Papiere.“
Eine Stunde später waren die letzten Verwandten verschwunden, und Draco und Shayla waren allein. Eine unerwartet peinliche Stille kehrte ein. „Dann zeige ich dir am besten mal das Haus“, schlug er vor.
„O ja, gerne.
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