Ein Mistkerl zum Verlieben
hatte und er sich Vicky zuwandte, „ist unsere Victoria Williams. Sie ist unser bestes Pferd im Stall, was Strafverteidigung, Streitfälle und Scheidungsrecht betrifft. Und sie wird es auch sein, mit der sie im Kagan-Fall zusammenarbeiten werden!“
Vicky zuckte zusammen. Was hatte Stevens da eben über den Kagan-Fall gesagt?
„Miss Williams, es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen“, sagte Dr. Turner und streckte ihr seine Hand entgegen. Dieser Mistkerl tat tatsächlich so, als wären sich die beiden noch nie zuvor begegnet. Vicky war so überrumpelt, dass sie die Hand nicht schüttelte, sondern sie nur anstarrte. Erst, als Kelly ihr einen leichten Stoß versetzte, ergriff sie sie und schüttelte sie kurz.
„ Miss Williams, um den Kagan-Fall gemeinsam mit Dr. Turner zu besprechen, ersuche ich sie, in einer halben Stunde mit sämtlichen Unterlagen in meinem Büro zu erscheinen, schaffen sie das? Und nehmen sie sich den Nachmittag über nichts vor – es könnte länger dauern.“
Dr. Stevens schien nichts von Vickys Perplexität mitbekommen zu haben.
„Dr. Stevens, dürfte ich bitte erfahren, warum es notwendig ist, einen zweiten Anwalt in den Kagan-Fall mit einzubeziehen“, fragte Vicky, als sie wieder etwas von ihrer Fassung zurück gewonnen hatte, „ich war bislang der Ansicht, dass es ausreichend ist, wenn ich mich alleine damit beschäftige. Meinen sie nicht, der Zuzug eines zweiten Anwaltes könnte die gegnerische Seite stutzig und Mr. Kagan unsicher werden lassen? Ich möchte nicht, dass uns vielleicht aus so einer Sache ein Strick gedreht wird!“
„ Dr. Turner ist kein Anwalt, Miss Williams, Dr. Turner ist plastischer Chirurg. Er wird im Kagan-Fall eng mit ihnen zusammenarbeiten, weil er die Handgriffe eines Schönheitschirurgen kennt und nachvollziehen kann, welche Dinge bei Mrs. Kagan dazu geführt haben, dass sie heute im Koma liegt. Außerdem wird er bei der Erstellung des Gutachtens die Fäden ziehen und uns hoffentlich dabei helfen, den Fall zu gewinnen! Dr. Turner hat überdies ausgezeichnete Kontakte zu plastischen Chirurgen in Los Angeles, wo Mrs. Kagan operiert wurde. Ich denke, seine Mitarbeit in diesem Fall wird uns einige Vorteile bescheren.“
Stevens wandte sich an Dr. Turner und sagte: „So, und nun zeige ich ihnen Ihr Büro!“ Dann verschwanden die beiden Männer um die Ecke. Dr. Turner dreht sich noch einmal um und zwinkerte dein beiden Frauen zu.
„ Oh mein Gott, der Kerl ist ja sowas von heiß. Der strahlt prickelnde Erotik ja förmlich aus“, schwärmte Kelly und sah Stevens und Dr. Turner nach.
„ Ich finde, er strahlt Brechreiz aus. Zumindest verursacht er ihn bei mir“, entgegnete Vicky. „Das Schlimme an der Sache ist, ich muss jetzt auch noch mit ihm zusammenarbeiten. Wie groß ist eigentlich die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert? Ich meine, wir leben in New York, einer Stadt mit fast acht komma drei Millionen Einwohnern. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man mit dem Arschloch, dass neben einem wohnt und einem das Leben zur Hölle macht, jetzt auch noch zusammenarbeiten muss? Bisher konnte ich mich im Büro von diesem Mistsack erholen – jetzt scharwenzelt er auch hier noch um mich rum. Ich fass es nicht. Ich glaube bei meinem „Glück“ sollte ich mir ein Lotterielos kaufen.“
„ Ich hab ihn eigentlich ganz nett gefunden“, meinte Kelly. „Er ist wohl so ein richtiger Womanizer. Dem sieht man förmlich an, dass er weiß, welche Knöpfe er bei Frauen drücken muss!“
„ Er ist ein Arsch. Ein bodenloses Arschloch. Kelly, wenn du den Typen mal in Aktion erlebt hättest, wenn er dich beleidigt und im nächsten Moment angegraben hätte, dann würdest du dich auch übergeben wollen, wenn er dich mit seinem schleimigen Lächeln angrinst“, fluchte Vicky und musste sich zusammennehmen, um nicht noch ausfälliger zu werden, „okay, ich werde mich dann noch in den Kagan-Fall reinarbeiten. Diesem Idioten gebe ich nicht die Chance, dass er mich bei einer Frage erwischt, auf die ich keine Antwort habe! Aber vorher nehme ich noch eine Kopfschmerztablette! Oder vielleicht besser eine ganze Packung davon.“
7
Als Vicky das Büro von Dr. Stevens betrat, saß Dr. Turner gemeinsam mit ihm am Besprechungstisch, der gleich neben dem Panoramafenster an der rechten Seite stand, unterhielt sich mit ihm und trank eine Tasse Kaffee. Als er sah, das sie sechs dicke Ordner vor sich her schleppte, stand er auf, nahm sie ihr ab und trug sie
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