Ein Mistkerl zum Verlieben
atmete tief durch.
„ Möchten sie fortfahren oder soll ich ihnen der Verlauf der OP im Trockenen erklären?“
„ Schon okay. Ich hab mir „The Hills have eyes“ schließlich auch von Anfang bis Ende angesehen – im Gegensatz zu diesem kranken Film ist ihr OP-Mitschnitt reinstes Kinderprogramm!“
„ Okay, dann Film ab“, sagte Mark, strich Vicky wie zufällig kurz über den Rücken und ließ den Film weiterlaufen.
„ Wie sie sehen, wird der obere Hautlappen angehoben. Überschüssige Hautteile werden – wie jetzt ersichtlich – abgeschnitten und entsorgt. In dieser Einstellung sehen sie, wie der Chirurg den gelifteten Hautlappen an der Kopfhaut mittels Klammern befestigt. Die Narbe verläuft bereits unter dem Haaransatz und hinter dem Ohr, sodass man später nicht sofort bemerkt, dass ein Gesicht geliftet worden ist!“
Die Wand, auf die der Film projiziert worden war, wurde schwarz. Er war vorüber.
„Alles in allem also wirklich keine große Sache“, sagte Mark, während er den Projektor, der von der Decke hing, mit der Fernbedienung abschaltete.
„ Also bleibt uns nun noch, herauszufinden, was bei Mrs. Kagans Operation so dermaßen schief gelaufen ist, dass sie jetzt im Koma liegt!“
„ Denken sie, es könnte so etwas wie ein Schock gewesen sein?“ Vicky sah ihn an.
„ Nun, ein toxischer Schock ist sehr, sehr selten. Rein statistisch kommt ein Fall auf einen von zweihunderttausend Patienten pro Jahr. Es wäre natürlich möglich, dass Mrs. Kagan eine dieser Unglücklichen gewesen ist, die einen toxischen Schock erlitten haben, allerdings denke ich, dass es viel zu einfach wäre, einen toxischen Schock als Ursache für das Koma zu benennen!“
„ Was könnte es dann sein?“
„ Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die zu dem Koma geführt haben könnten. Es wäre beispielsweise möglich, dass Mrs. Kagan eine Enzephalitis hat – hervorgerufen durch nicht steriles OP-Werkzeug, wie Dr. Stevens vorhin schon anmerkte hat. Oder aber, dass es durch eine Vergiftung hervorgerufen worden ist. Möglicherweise hat der Chirurg zuviel von einem Medikament eingesetzt – oder das Falsche. Wie gesagt gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Aber ich bin mir sicher, dass wir herausfinden, was letztlich der Auslöser gewesen ist!“
Vicky blickte auf die Uhr, die an der Wand neben der Eingangstür hing.
„Wissen sie was, Dr. Turner – ich muss für heute zumindest nur noch eines herausfinden…nämlich, wie es sich anfühlt, zwischen Laken und Bettdecke zu liegen und selig vor sich hinzuträumen!“
Sie lächelte ihn an.
„Außerdem muss ich mich morgen früh ans Packen machen, wenn wir Montag nach L.A. fliegen!“
Mark folgte ihrem Blick zur Uhr und stellte fest, dass es mittlerweile nach neun war.
„Wow, als Chirurg arbeite ich normalerweise nicht so lange“, schmunzelte er.
Vicky erhob sich, strich ihren Rock glatt und schob ihren Stuhl an den Tisch.
„Ähm…haben sie Lust auf Pizza?“
Sie sah ihn an.
„Ich hab in der Küche eine Karte von Pisa-Pizza gesehen und ich hab einen Wahnsinnskohldampf. Vielleicht könnten wir den Fall beim Essen noch einmal gemeinsam durchgehen“, rechtfertigte er sich.
Vicky unterdrückte ein Gähnen. Sie hatte ebenfalls den ganzen Tag über nichts gegessen und jetzt, wo Dr. Turner davon angefangen hatte, spürte auch sie ihren Magen leicht knurren. Doch den Abend noch länger im Büro zu verbringen, noch dazu, wo es sich um einen Freitag handelte, wollte sie auch nicht. Sie war sich nicht sicher, ob sie mit ihm essen wollte – immerhin hatte sie ihn wenige Stunden zuvor noch zum Teufel schicken wollen und er hatte bei ihr Brechreiz verursacht. Und er hatte ihr wieder und wieder vorgesagt, wie alt, fett und hässlich sie war. Doch innerhalb der letzten paar Stunden war er ihr doch wirklich sympathisch geworden. Er hatte wahnsinnige Ahnung von dem, was er tat und Vicky war sich sicher, dass er eine Bereicherung für den Fall Kagan war.
„Ich habe eine bessere Idee – wir holen uns Pizza von Hells Kitchen in der achtundfünfzigsten Straße – das ist ganz bei uns in der Nähe und die backen die besten Pizzen von New York – ach, von der ganzen Welt. Die verspeisen wir dann auf der Dachterrasse – quasi zur Feier des Tages, dass sie jetzt wieder sauber und benutzbar ist!“
Sie zwinkerte Mark zu.
8
Es war eine laue Frühsommernacht, in der Vicky und Mark auf ihrer nun gemeinsamen Dachterrasse in Liegestühlen vor dem Pool
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