Ein Mistkerl zum Verlieben
aber was tut man nicht alles für eine gute Nachbarschaft!“
„ Sie nerven mich. Sie können sich diese merkwürdigen Anbandelungsversuche sparen, Typen wie sie interessieren mich nicht.“
„ Ziehen sie bloß die Krallen wieder ein! Ich hab bestimmt nicht vor, sie anzumachen. Haben sie die Mädchen gesehen, die bei mir aus und ein gehen? An ihnen bin ich interessiert, nicht an ihrer großen, frigiden Streberschwester.“
„ Recht vielen Dank, sie Arschloch“, giftete Vicky und war schockiert darüber, dass der Typ sie auf subtile Art und Weise „alt und hässlich“ genannt hatte.
Der Nachbar lachte.
„Ich bin ein Arschloch, aber sie dürfen mich Arschloch nennen und mir sagen, wie furchtbar sie meine imaginären Annäherungsversuche finden, die ohnehin nur in ihrer Fantasie existieren!“
„ Ach, lassen sie mich doch in Ruhe!“
Eine Weile standen beide wortlos nebeneinander. Vicky wollte am liebsten zurück in ihr Appartement und sich wieder einmal im Stillen über ihren verrückten Nachbarn ärgern, doch jetzt als Erste die Terrasse zu verlassen, diese Genugtuung wollte sie ihm auch nicht gönnen. Er sollte ruhig merken, dass er ihr so egal war wie der sprichwörtliche Sack Reis, der in China umgefallen war.
„ Leben sie alleine hier“, fragte der Nachbar dann.
„ Nein, ich lebe mit meinen drei Katzen hier“, stichelte Vicky. Sie war immer noch sauer darüber, dass er ihr an den Kopf geworfen hatte, eine ältliche frigide Streberin zu sein.
„ Sie wissen schon, die, die ihre Fenster fleckig machen und miauen!“
„ Also alleine. Verständlich. Ich würde auch nicht mit so einer Zicke wie ihnen zusammenleben wollen! Ich fühle mit ihren Katzen. Wundert mich, dass sie noch nicht von diesem Geländer in den Tod gesprungen sind.“
„ Ich bezweifle, dass sie überhaupt mit jemandem zusammenleben wollen“, entgegnete Vicky, „immerhin geben sich die Damen in ihrer Wohnung ja fast die Klinke in die Hand!“
„ Wenn sie möchten, lade ich sie auch einmal ein, vielleicht werden sie dann etwas…lockerer“, grinste er wieder.
„ Ach, auf einmal? Ich dachte, ich wäre zu alt, zu fett, zu frigide und eine Streberin. Und glauben sie mir, jemand wie sie wäre der Letzte, mit dem ich näher in Kontakt sein möchte. Da friert noch eher die Hölle zu, als dass…ach, vergessen sie’s!“
Mit diesen Worten drehte sie um und verschwand in ihrem Appartement.
„Ich kann nur wieder bestätigen….nette Rückansicht…für ihr Alter“, rief er ihr grinsend hinterher. Wenige Stunden darauf ging das Gestöhne wieder los.
6
„ Der Typ treibt mich in den Wahnsinn. Ich hätte niemals gedacht, dass ich einen Menschen so dermaßen verachten kann, wie ihn!“
Vicky stand mit Kelly vor ihrem Büro, sortierte nebenher die Kopie, die sie gerade gemacht hatte und klagte wieder einmal ihr Leid über den neuen Nachbarn.
„Ich habe ernsthaft schon daran gedacht, auszuziehen!“
„ Was – aber du kannst nicht ausziehen. Du liebst dieses Appartement“, sagte Kelly überrascht und wechselte die beiden Akten, die sie in der linken Hand hielt, in die Rechte.
„ Stimmt, ich liebe das Appartement. Beziehungsweise, ich habe es geliebt. Jetzt fühle ich mich dort nicht mehr wohl und fehl am Platz. Ich traue mich noch nicht einmal mehr, auf die Terrasse zu gehen, weil ich nicht weiß, was mich dort erwartet. Kelly, jeden Tag begegnen mir am Flur mindestens zwei verschiedene Frauen, mit denen der Typ sich vergnügt. Ich komme mir vor, wie in am Set einen Pornofilms. Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, wie die Hausverwaltung so einem Typen das Appartement verkaufen konnte! Außerdem kotzt es mich an, dass er mich ständig damit konfrontiert, nicht „perfekt“ zu sein. Ich meine, ich hab eine ziemlich dicke Haut hat , was das angeht, aber ich hab es bestimmt nicht nötig, mir ständig vorhalten zu lassen, dass ich keines seiner zwanzigjährigen dreißig-kilo-Models bin. “
„ Naja, es stand eine ganze Weile leer und ich denke, denen wird es egal sein, ob ein Arzt, ein Anwalt, ein Manager oder ein sexsüchtiger Playboy darin wohnt, solange das Appartement bezahlt ist. Und was das Bemängeln betrifft, stimmt, das ist wirklich scheiße. Aber gerade in diesem Punkt wird es bestimmt schwierig, ihm Paroli zu bieten. Wenn du dich darüber aufregst, wird er bestimmt noch nerviger deswegen. Am besten versuchst du einfach, das Ganze zu überhören! Oder meinst du, er will dich aus der Reserve zu
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