Ein Mistkerl zum Verlieben
locken? Vielleicht will er was von dir?“
„ Klar Kelly, der Typ will was von mir und meine Großmutter ist mit dem Papst verlobt.“
Mittlerweile waren drei Wochen vergangen, in denen sich nichts an der Lärmbelästigung und den Sticheleien durch den neuen Nachbarn geändert hatte. Die Mädchen gaben sich immer noch die Klinke in die Hand und der Lärmpegel stieg von Tag zu Tag an. Manchmal dachte Vicky, der Typ machte das alles absichtlich, um sie zu ärgern. Kurzzeitig hatte sie tatsächlich darüber nachgedacht, das Appartement zu verkaufen und sich ein anderes zu suchen. Doch dann war sie zu der Entscheidung gekommen, dass sie keinesfalls diese Traumwohnung aufgeben würde, nur weil dieser Idiot nebenan eingezogen war. Jemand, der so sprunghaft war, wie er – so dachte sie zumindest – würde ohnehin nicht lange an ein und demselben Fleckchen Erde bleiben. Gloria hatte damals bestimmt recht gehabt, wer wusste schon, wie lange es diesen Typen in Manhattan und in diesem Appartement hielt. Vermutlich würde er in wenigen Monaten schon wieder ausgezogen sein.
Kelly zeigte sich mitleidig, als Vicky noch einmal die Einweihungsparty Revue passieren ließ und von den anzüglichen Bemerkungen erzählte, die der Nachbar ihr gegenüber hatte fallen lassen.
„ Vielleicht solltest du wirklich gerichtlich gegen ihn vorgehen, ich meine, wir sitzen hier ja quasi an der Quelle, und ich brauch dir ja nicht zu sagen, wie es sich mit Ruhestörung, Belästigung und sogar Vandalismus verhält, du könntest...“
„ Was zur Hölle“, entfuhr es Vicky, die kurz den Gang entlang geblickt hatte. In der nächsten Sekunde fühlte es sich an, als wären ihre Knie aus Pudding und würden nachgeben.
„ Was soll denn das jetzt? Was zum Teufel…?“
„ Was, was ist?“
Kelly blickte in dieselbe Richtung, die Vicky fixiert hatte.
Den Gang entlang, links und rechts säumten Glaswände, die Büros hinter sich beherbergten. Don Stevens, einer der Seniorpartner kam mit einem großen, attraktiven, dunkelhaarigen Enddreißiger, der einen beigen Designeranzug und ein rotes Hemd trug, aus dem Büro von Jason Johnson, einem Anwalt für Finanzrecht. Sein Outfit sah aus, aus müsste es ein Vermögen gekostet haben und er selbst strahlte ein Selbstbewusstsein aus, das einen fast magisch anzog. Die beiden blieben am Büro von Ed Carlyle, einem weiteren Anwalt für Finanzangelegenheiten stehen, man schüttelte sich die Hände und unterhielt sich kurz.
„ Kennst du ihn“, fragte Kelly beiläufig und ließ den Mann nicht mehr aus den Augen, der jetzt angeregt mit Ed Carlyle und Don Stevens plauderte.
„ Ihn kennen? Kelly– das ist der Kerl. Das ist mein Nachbar. Was will der denn hier? Denkst du, er ist Anwalt? Ich schwör dir, wenn der hier zu arbeiten anfängt, dann kündige ich! Und verlasse das Land.“
„ Weißt du nicht, womit er sein Geld verdient? Ich glaube nicht, dass er Anwalt ist. Vielleicht ist er bloß ein Mandant. Vielleicht lässt er sich scheiden oder eine seiner Liebhaberinnen stalkt ihn“, Kelly lachte. „Aber…der sieht verdammt gut aus. Du hast nie erwähnt, dass er so gut aussieht! Den würd ich gern vertreten….“
„ Kelly, ich finde diesen Typen zum Kotzen. Mein Mittagessen von vorgestern macht sich bemerkbar, wenn ich ihn bloß sehe!“
„ Dann mach mal lieber die Augen zu“, grinste Kelly, als Don Stevens mit dem Mann im Schlepptau auf sie zukam.
„Miss Williams, Mrs. McQueen, darf ich Ihnen Dr. Turner vorstellen? Er wird zukünftig mit uns zusammenarbeiten“, begann Don Stevens, als die beiden Männer bei Vicky und Kelly angehalten hatten. Vickys Herz rutschte in ihre Hose, ihr wurde übel, sie unterdrückte einen Seufzer und das Verlangen, ihren Kopf unkontrolliert gegen die Wand zu schlagen. Sie lehnte sich unmerklich an die Glaswand ihres Büros und versuchte, die Luft, die ihr weggeblieben war, wieder zurück zu erlangen.
„Dr. Mark Turner, das ist Kelly McQueen, sie ist ebenfalls Spezialistin im Finanzrecht und kann ihnen bestimmt einige Tipps in Sachen Vermögens- und Erbrecht geben!“
„ Darauf werde ich gerne einmal zurückkommen“, sagte Dr. Turner, während er Kelly die Hand schüttelte, ihr unmerklich zuzwinkerte und Vicky kam es so vor, als würde sie ihn ein kleines bisschen anhimmeln.
„Natürlich, kommen sie, wann immer sie wollen!“
„ Und das hier“, begann Stevens, als Kelly die Hand von Dr. Turner nach einer gefühlten Ewigkeit losgelassen
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