Ein Mistkerl zum Verlieben
weigerten, zu gehen. Er hatte sich eine Nummer eingeprägt, die er den Frauen auf kleine, weiße Zettel schrieb und sie ihnen beim Abschiedskuss zusteckte, um ihnen die Illusion eines zweiten Dates vorzugaukeln. Die Nummer, die er ihnen zusteckte, war die einer Wäscherei in der Bronx. Manchmal fragte er sich, was die Angestellten dort wohl dachten, wenn in regelmäßigen Abständen verliebte Models anriefen und nach einem Date fragten. Er hatte festgestellt, dass Frauen für ihn reizlos und oftmals sogar abartig wirkten, wenn er neben ihnen wach wurde, nachdem er mit ihnen geschlafen hatte. Wahrscheinlich ein weiterer Grund, warum er sich bislang nicht fest gebunden hatte. Vicky hatte ihren Reiz nicht verloren. Das Gefühl, das sich in seiner Bauchgegend ausgebreitet hatte, fühlte sich unglaublich warm und angenehm an. Er blickte sie kurz im Dämmerlicht der aufgehenden Sonne an, strich sanft über ihren rechten Oberarm und küsste sie auf die Stirn.
„Ich glaube, ich liebe dich, kleine Lady“, flüsterte er ihr zu und lächelte in die Nacht hinein.
Die nächsten beiden Wochen vergingen im Flug. Der Termin für die Hauptverhandlung des Kagan-Falls kam näher und näher, doch Vicky und Mark waren guter Dinge, den Fall zu gewinnen. Vicky hatte wenige Tage vor der Verhandlung den Staatsanwalt, der mit dem Fall betraut war, getroffen, der ihr versicherte, dass die Angelegenheit bestimmt ein positives Ende nehmen würde – was auf anwältisch soviel bedeutete wie: „wir machen gemeinsame Sache und waschen diesem Schönheitschirurgen-Kurpfuscher ordentlich den Kopf.“
Die Beziehung zwischen ihr und Mark hatte sich ebenfalls vertieft. Mark zog nachts nicht mehr um die Häuser sondern verbrachte die Abende mit Vicky. Er genoss die Zeit mit ihr. Er liebte es, gemeinsam mit ihr zu kochen oder in der kühlen Nachtluft am Strand spazieren zu gehen. Mit ihr gemeinsam vor dem Fernseher zu liegen und mit ihr zu schlafen. Er hatte sich vorgenommen, sie nach ihrer Rückkehr zu fragen, ob sie in einem Appartement mit ihm leben wollte, anstatt Tür an Tür, auch wenn sie sich erst so kurze Zeit kannten. Und er war sich sicher, dass er mit ihr eine Beziehung eingehen wollte. Eine Beziehung, die für immer dauern sollte.
24
„ Miss Williams, Dr. Turner, ich danke ihnen von ganzem Herzen!“ Jay Kagan hatte Tränen in den Augen, als er sich vor dem Gerichtsgebäude von Santa Monica von Vicky und Mark verabschiedete. Vicky hatte den Prozess am dritten Prozesstag gewonnen und dank des Gutachtens, das Mark erstellt und vor Gericht vorgetragen hatte, musste die Klinik, die Mrs. Kagans Facelift verbrochen hatte, lebenslang die Pflege- und Rehabilitationskosten für sie übernehmen. Der behandelnde Arzt hatte lebenslanges Praktizierverbot erhalten, außerdem eine Bewährungsstrafe wegen fahrlässiger, schwerer Körperverletzung, die daraus resultierte, dass er als Folgen der OP in Kauf genommen hatte, dass Mrs. Kagan Infektionen, Schocks und letztlich auch das Koma, in dem sie immer noch lag, ausgesetzt sein könnte. Außerdem erhielt Mrs. Kagan eine Abfindung von dreiundzwanzig Millionen Dollar.
„Ich wünsche ihnen und ihrer Frau alles Gute“, sagte Vicky, als Mr. Kagan sie freundschaftlich in die Arme schloss, „ich bete für ein kleines Wunder, eines Tages wird sie aufwachen.“
Während des Prozesses war Mr. Kagan vom distanzierten Magnaten zu einem väterlichen Mentor für Vicky geworden. Obendrein würde der gewonnene Fall dazu beitragen, dass die Kagan-Group zukünftig mit Sicherheit sämtliche Rechtsangelegenheiten über Kleinman & Stevens abwickeln würde – und das war ihr Verdienst. Und der von Mark.
Den letzten Abend in Los Angeles verbrachten Vicky und er im Shutters on the Beach, einem luxuriösen Restaurant, in dem Mark einen romantischen Tisch auf der Terrasse mit Blick auf den Strand gebucht hatte.
Vicky saß ihm gegenüber und trug ein weißes Kleid aus Chiffon. Sie hatte ihr Haar auf diese Art und Weise hochgesteckt, die er so liebte und die ihn in gewisser Weise auch anmachte. Ihr Gesicht sah im Kerzenschein aus wie das Gesicht einer Elfe.
„Die Zeit ist wie im Flug vergangen“, sagte sie und sah Mark an.
„ Ja, ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn wir noch eine Weile hätten hier bleiben können“, antwortete er und nahm ihre Hand.
Vicky lächelte ihn an, während er sanft ihre linke Hand streichelte.
„Hast du eigentlich schon mal darüber nachgedacht, wie es
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