Ein Mistkerl zum Verlieben
niemand wusste, ob sie wirklich von dieser Kanzlei aus Manhattan kam oder ob sie nur eine verrückte Stalkerin war, die nach Marks Leben trachtete, aber sollte es tatsächlich eine Weihnachtsparty geben, auf deren Gästeliste Dr. Turner stand, würde es Mrs. Newing bestimmt nichts ausmachen, die Einladung ins Krankenhaus zu schicken. Nach diesem Fiasko hatte sie Don Stevens darüber informiert, dass sie sich nicht vorstellen konnte, dass Dr. Turner zum Bankett kommen würde. Die Empfangsdame im Jackson Memorial war unfreundlich und abweisend gewesen, erzählte sie ihm, sodass sie vermutete, wenn die Einladung überhaupt ankommen würde, würde sie wahrscheinlich in den Mülleimer befördert werden.
„ Dr. Turner!“ Als er gemeinsam mit Janice die Suite betrat, kam Don Stevens auf sie zu. Er war sichtlich überrascht, Mark doch auf dem Bankett anzutreffen, nachdem seine Sekretärin eher negativ gestimmt war, was sein Kommen betraf, als sie ihm vom Telefonat mit dem Krankenhaus in Miami erzählt hatte.
In letzter Minute quasi, hatte Mark sich dazu entschieden, doch nach New York zu fliegen. In den letzten paar Tagen vor dem Bankett hatte sich ein merkwürdiges Kribbeln in seiner Magengegend eingestellt, dass ihm fast befohlen hatte, nach New York zu fliegen. Möglicherweise war es die letzte, die einzige Chance, die er hatte, Vicky jemals wieder zu sehen, herauszufinden, ob sie alleine war oder jemanden hatte und die Dinge mit ihr wieder ins Reine zu bringen. Warum er Janice mitgebracht hatte, wusste er selber nicht. Er hatte sie vor einer Woche in einem Stripclub kennen gelernt und war seither zweimal mit ihr zusammen gewesen. Vor zwei Tagen hatten sie wieder eine gemeinsame Nacht verbracht und als Janice ihn gefragt hatte, was er am Wochenende vor hatte, hatte er sie spontan gefragt, ob sie mit nach New York kommen wollte. Er hielt es in diesem Moment für eine gute Idee, sie mitzunehmen. Zum einen wirkte sie wie ein Schmuckstück an seiner Hand, so makellos schön wie sie war. Zum anderen fühlte er sich etwas sicherer mit jemandem an der Hand, der nicht gegen ihn war. Dass einige Mitarbeiter ihm gegenüber nicht gerade gelinde gestimmt sein würden, konnte er sich denken. Vicky würde die Geschichte vermutlich im ganzen Büro breit getreten haben, und diese Tatsache stimmte ihn etwas unbehaglich. Doch, nein, Vicky war nicht der Typ, der solche Dinge an die große Glocke hängte. Würde er das von ihr glauben, täte er ihr unrecht. Vermutlich hatte sie Kelly und Gloria davon erzählt, aber die beiden waren ihre besten Freundinnen, da lag es auf der Hand, dass sie davon wussten. Sie hatte bestimmt darauf geachtet, dass kein Fünkchen ihrer Geschichte nach außen drang. Er fühlte sich innerlich wie zerrissen. Zum einen war er wirklich nicht scharf darauf, an einem Bankett teil zu nehmen, dessen Gäste – auch nur rein theoretisch – dachten, er wäre ein sexsüchtiges, egoistisches Arschloch, auch wenn er sich sicher war, dass Vicky nichts gesagt hatte. Vielleicht war es einer ihrer Freundinnen versehentlich herausgerutscht. Zum anderen zog ihn etwas wie magisch nach New York. Und dieses Etwas, dieser Jemand war Vicky.
„Hallo Dr. Stevens!“ Mark reichte dem Anwalt die Hand und stellte Janice als seine Freundin vor.
„ Es freut mich sehr, dass sie unserer Einladung gefolgt sind, Dr. Turner“, begann Don Stevens drauf los zu reden. „Wir vermissen sie wirklich sehr in der Kanzlei. Der Typ, der ihr Nachfolger geworden ist, kann ihnen nicht das Wasser reichen, und das, obwohl sie ja nur einen einzigen Fall betreut haben!“
„ Das ehrt mich, Dr. Stevens“, antwortet Mark knapp. Es war ihm unangenehm, mit seinem Weggang konfrontiert zu werden, auch wenn Stevens wahrscheinlich nicht wusste, was zwischen ihm und Vicky gelaufen, und was der wahre Grund seines Wegganges gewesen war.
„ Sind sie wieder zurück in den chirurgischen Bereich gewechselt“, versuchte Stevens ein Gespräch anzukurbeln.
„ Können wir uns etwas zu trinken holen“, meldete Janice sich zu Wort. Sie zappelte an Marks Seite wie ein kleines Mädchen, das zur Toilette musste.
„ Aber natürlich“, antwortet Mark und war froh, dass sie ihn vor einem längeren Gespräch mit Dr. Stevens bewahrt hatte. Die Art und Weise, wie sie es gemacht hatte, ärgerte ihn jedoch ein wenig.
„ Meinst du, die haben hier Gratis-Champagner“, fragte sie lautstark, immer noch im Tonfall eines kleinen Mädchens, „weil, wenn der
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