Ein Mistkerl zum Verlieben
Halloween-Kinder“, fragte Vicky und ließ sich aufs Sofa fallen.
„ Besser – es war der Typ vom Pizzaservice!“
Mit einem breiten Grinsen brachte er zwei große, dampfende Schachteln Pizza hervor.
„Großartig“, sagte Vicky. „Ich sterbe vor Hunger!“
Nick setzte sich zu ihr auf die Couch und gemeinsam öffneten sie die Pizzaschachteln.
„Das ist das erste Mal, dass ich Halloween zuhause verbringe…mal abgesehen von der Knutsch-Party bei Lizzy Travis, als ich fünfzehn war“, grinste Nick, während er ein Stück Pizza aus der Schachtel nahm und es zu seinem Mund führte.
„ Ich war noch nie an Halloween unterwegs“, sagte Vicky. „Mein Fernsehabend kann auf eine fünfzehnjährige Tradition zurückblicken. Als ich selber nicht mehr zu Halloween an Türen klopfte und meine Cousinen auch zu groß waren, um sie zu begleiten, habe ich mir an Halloween einfach ein paar Horrorfilme, was zu Knabbern und eine große Flasche Coke geholt, und mir einen gemütlichen Abend gemacht. Mit dieser Tradition würde ich niemals brechen!“
„ Na dann, lassen wir den sechzehnten Halloween-Horror-Abend beginnen“, lächelte Nick und drückte die Play-Taste auf der Fernbedienung des DVD-Players.
Mark saß an der Bar der Transit Lounge und trank Vodka on the rocks. Es war nicht mehr dasselbe, hier zu sitzen und auf „Frischfleisch“ zu warten. Er hatte sich zwar mehrere Male in der Bar umgesehen, doch keines der Mädchen, die sich hier aufhielten und zweifellos Interesse an ihm zeigten, reizten ihn. Die Sache mit Vicky hatte eben einfach nicht geklappt und daher musste er tun, was er am besten konnte. Frauen reihenweise abschleppen. Gerade in den letzten Tagen war ihm Vicky des Öfteren im Kopf herumgegangen. Einmal hatte er sogar überlegt, nach New York zu fliegen. Unter dem Vorwand, er wolle in seinem Appartement nach dem Rechten sehen, hätte er sie wiedersehen können. Doch dann hatte er sich dazu entschlossen, nicht zu fliegen. Hätte sie Interesse an ihm gehabt, hätte sie sich wahrscheinlich längst selbst bei ihm gemeldet. Vermutlich hatte sie bereits jemand anderen kennen gelernt und ihn längst vergessen.
38
Es war kurz nach elf und die letzten Halloween-Kinder hatten vor etwas über einer Stunde geklingelt. Vicky und Nick lagen mit Decken auf Vickys Couch, hatten eine Schüssel Popcorn, eine Tüte Chips und Schokolade zwischen sich und beide große Becher mit Coke in den Händen. Nachdem sie zuerst Shining und später Poltergeist gesehen hatten, lief jetzt Teil eins von Nightmare on Elmstreet. Vicky liebte diesen Film. Schon als zwölfjährige hatte sie ihn sich heimlich angesehen, wenn er im Fernsehen lief und es dann nicht mehr geschafft, einzuschlafen.
Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass Nick nicht mehr auf den Fernseher sah sondern sie von der Seite anstarrte.
„Was ist los?“ Sie lächelte ihn an. „Ist dir der Film zu gruselig? Keine Angst, der Typ sieht in Wahrheit nicht so aus, der ist bloß geschminkt und die Krallen an seinen Händen sind ein Handschuh!“
Nick starrte sie immer noch an und sagte nichts.
„Nick? Ist alles in Ordnung?“ Vicky setzte sich auf.
„ Hör mal…ach, es ist nichts, vergiss es!“ Er schüttelte den Kopf.
„ Nein, ich will es nicht vergessen – los, sag schon!“ Sie drückte den Pause-Knopf auf der Fernbedienung und Freddie Krueger blieb wie reglos in einer dunklen, feuchten Gasse stehen, während er seine überlange Krallenhand über die Backsteinwand eines heruntergekommenen Gebäudes schleifen ließ. Dann klatschte sie in die Hände und das Licht ging an. Sie machte sich Sorgen um Nick. Er war ein ziemlich sensibler Typ und sie wollte nicht, dass es ihm schlecht ging.
„ Okay, frei von der Leber weg“, sagte sie zu Nick, der fast genauso reglos dasaß, wie Freddie Krueger in der Gasse stand.
„ Nein, vergiss es Vicky, lass gut sein. Lass uns den Film weiter ansehen!“ Nick war es unangenehm.
„ Ich mache mir jetzt wirklich Sorgen um dich Nicky“, sagte Vicky. „Was ist denn los mit dir? Wir sind doch Freunde, oder etwa nicht? Du kannst mir alles erzählen!“
Nick blieb noch eine Weile still und reglos sitzen. Dann richtete er sich auf und stellte seinen Coke-Becher auf den Tisch.
Er sah Vicky an und blickte in diese tiefblauen Augen, die er so sehr an ihr mochte. Als er nach New York gekommen war und seine Freundin Debbie ihm zwei Wochen, nachdem er bei ihr eingezogen war, den Laufpass gegeben hatte, hatte er
Weitere Kostenlose Bücher