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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Westreich.«
    Â»Beweise für die Mittäterschaft meines Mandanten wären jetzt mal angebracht«, sagte Gerd.
    Â»Wir untersuchen gerade den Wagen der Wohngemeinschaft, in der der Angeklagte lebt. Wir haben Blutspuren gefunden und haben wenig Zweifel, dass sie von Frau Barth und Herrn Westreich stammen. In diesem Wagen wurde Westreichs Leiche im Volkspark weggefahren. Und in diesem Wagen wurde Frau Barths Leiche dorthin befördert, wo sie heute versteckt liegt.«
    Matti spürte ein Vibrieren im Unterleib. Im Kopf klopfte es im Takt des Herzschlags. Die waren alle wahnsinnig geworden.
    Â»Das Blut stammt auf jeden Fall nicht von den Mitgliedern dieser WG, das wissen wir bereits.«
    Scheiße, dachte Matti.
    Â»Und wie wollen Sie das festgestellt haben?«, fragte Gerd.
    Â»Ganz einfach. Wir haben bei der Wohnungsdurchsuchung DNS -Material sichergestellt. Die Blutspuren in Herrn Jeloneks Zimmer stammen genauso wenig von ihm. Sie sind wohl identisch mit einigen Blutspuren im VW -Bus. Aber die Untersuchung läuft, und ich kann Ihnen nur Zwischenergebnisse nennen. Die aber reichen meines Erachtens aus, um Herrn Jelonek in U-Haft zu behalten, bis das Labor die Untersuchungsergebnisse liefert. Die arbeiten unter Hochdruck und wollen schon morgen was vorlegen.«
    Der Haftrichter wackelte mit dem Kopf. »Herr Rechtsanwalt, wenn ich Sie um eine kurze Stellungnahme bitten darf?«
    Matti sah Gerds Gesicht erbleichen, seine Verzweiflung wuchs. Wenn schon der Anwalt so beeindruckt war.
    Â»Es handelt sich um eine der wildesten und wirrsten Theorien, die ich in meiner Berufspraxis gehört habe. Sie sollten Drehbuchautor werden, Herr Staatsanwalt. In der Justiz wird Ihre Fantasie nur unterfordert …«
    Â»Kommen Sie zur Sache, Herr Rechtsanwalt«, sagte der Richter mild. In Mattis Ohren klang es so, als hätte der Richter Mitleid mit dem Anwalt.
    Â»Es gibt kein begründbares Motiv, das hat sich der Herr Staatsanwalt zusammengereimt. Es ist so beliebig, dass jeder Anwesende mit wenig Mühe ein ganz anderes Gemälde malen könnte, das genauso überzeugend wäre wie das des Staatsanwalts.«
    Â»Ich kann Ihnen da sogar folgen«, sagte der Haftrichter. »Ich finde dieses Konstrukt auch ein wenig rätselhaft. Was das Motiv angeht, so würde ich gern Überzeugenderes hören. Was bisher vorgetragen wurde, fand ich, mit Verlaub, dünn. Aber, Herr Rechtsanwalt, finden Sie es nicht auch folgerichtig, dass wir Herrn Jelonek noch eine Übernachtung in U-Haft zumuten, bis die Blutuntersuchung abgeschlossen ist?«
    Â»Herr Jelonek hat einen festen Wohnsitz, Fluchtgefahr kann ich nicht erkennen …«
    Â»Es geht um Mord, Herr Rechtsanwalt. Ich kann die Fluchtgefahr nicht ausschließen. Ich muss den Vollzug des Haftbefehls aufrechterhalten.« In seiner Stimme klang Bedauern mit, aber auch Bestimmtheit.
    In der Zelle marterte Matti sein Hirn. Wie kamen die fremden Blutspuren in den Bulli? Sie waren vor einiger Zeit mit drei Schutzgelderpressern durch die Gegend gekurvt, aber keiner von denen hatte geblutet. Oder doch? Wenn es nicht einer von denen war, wer dann? Hatte Anja den Schlüssel geklaut und war mit Gerd auf Achse gewesen? Oder hatte jemand den Bulli aufgebrochen und die Blutflecken fabriziert, um Matti zu belasten? Nur, warum sollte ihn jemand belasten? Warum Anja? Er verstand gar nichts. In der Nacht davor hatte er geglaubt, das Gefühl der Hilflosigkeit ganz und gar ausgekostet zu haben. Doch jetzt spürte er, dass es noch gesteigert werden konnte. Wenn es Anja gewesen war im Cassiopeia , warum war sie geflohen? Warum war sie überhaupt abgetaucht? Sie wusste, was er im Volkspark getan hatte. Dass er Georg nicht ermordet hatte. Warum, verfluchte Scheiße, verschwinden alle, erst Georgs Leiche, dann Anja? Er lag fast die ganze Nacht wach. Immer die gleichen Fragen. Nie Antworten. Alles, was er sich zusammenzureimen versuchte, verlor seinen Sinn, bevor er den Gedanken beendet hatte. Alle Gewissheit löste sich auf. Absurdeste Vorwürfe bewahrheiteten sich. Er konnte erwidern, was er wollte. Er log, obwohl er die Wahrheit sagte. Er spürte die Versuchung, sich selbst nicht zu glauben. Vielleicht litt er unter einer Bewusstseinstrübung? Sogar Gerd war bleich geworden, und Gerd, der alle Schlachten geschlagen hatte vor Gericht, der fand die Beweise des Staatsanwalts auch stark. Und für seine Verhältnisse hatte er nur zaghaft

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