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Ein Mörder unter uns

Ein Mörder unter uns

Titel: Ein Mörder unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mir.
    »Wer sind Sie ?« flüsterte eine vor Angst erstarrte Stimme.
    Babs Duane war groß und blond,
und das paßte zu dem, was mir Charlie Hutchins über Irvs Geschmack betreffs Frauen erzählt hatte. Sie konnte
nur höchstens fünf Jahre älter als Maxine Barr sein, denn ich erinnerte mich,
daß ihr erster Streit während der Drehtage eines gemeinsamen Films
stattgefunden hatte, als Maxine noch der Kinderstar und Babs ein fülliges
Starlet gewesen war, das das Studio für größere Dinge
vorgesehen hatte. Im Augenblick sah Babs um mindestens zehn Jahre älter aus.
    Sie hatte an Gewicht verloren,
und das hatte die Züge ihres Gesichts mit unvorteilhaften Linien verschärft,
und man bemerkte jetzt, daß ihre Nase spitz und ihre Lippen zu dünn waren. Ein
Netz feiner roter Linien nahm sich wie ein verwickeltes Muster im Weißen ihrer
Augen aus, und in ihren hageren Wangen zeigten sich Höhlungen.
    »Wer sind Sie ?« wiederholte sie mit vor Hysterie schriller werdender Stimme.
    »Ich bin Rick Holman «, sagte ich. »Es ist schon gut — Alex hat mich für
eine kleine Weile zu Ihnen hereingelassen, damit ich mit Ihnen reden kann .«
    Sie zog ihren Morgenrock vorn
zusammen und hielt ihn über ihrem Busen fest. »Sie — haben mich erschreckt !« flüsterte sie heiser.
    »Das tut mir leid«, sagte ich.
»Hat Irving Ihnen gegenüber meinen Namen gar nicht erwähnt ?«
    »Nein«, sagte sie und
schüttelte langsam den Kopf. »Warum hätte er das tun sollen ?«
    »Joe Friberg hat mich von der Westküste herübergeholt«, log ich unbefangen. »Ich bin daran
gewöhnt, heikle Probleme auf diskrete Weise zu lösen und mein Renommee war ihm
bekannt .« Wer konnte es sich schon leisten, zu einem
solchen Zeitpunkt bescheiden zu sein?
    » Holman ?«
wiederholte Babs. »Ich glaube, ich habe Ihren Namen schon früher einmal gehört,
Mr. Holman . Was für heikle Probleme?«
    »Die Anschläge auf Ihr Leben,
Miss Duane«, sagte ich sachlich. »Ich bin hier, um herauszufinden, wer da
beabsichtigt, Sie umzubringen und ihn von neuerlichen Versuchen abzuhalten .«
    Sie schauderte wie von Krämpfen
geschüttelt. »Ich weiß nicht, warum jemand den Wunsch hegen sollte, mich
umzubringen, Mr. Holman — nicht einmal Maxine. Es war
nicht meine Schuld, daß sie die Rolle nicht übernehmen konnte. Warum sollte sie
sich an mir rächen wollen ?«
    »Sind Sie sicher, daß es Maxine
Barr ist ?«
    »Nein.« In ihrer Stimme lag ein quengeliger Unterton. »Ich weiß nicht einmal, ob sie
überhaupt hinter all dem steckt, wie Irving mir das die ganze Zeit einreden
will. Ich bin völlig verwirrt, Mr. Holman , und ich
habe Angst. Ich weiß nicht, was schlimmer ist — in diesem Haus zu wohnen, wo
mir Irving die ganze Zeit über zuredet, ich solle mich beruhigen, und mich dann
anschreit, weil ich es nicht kann, und mit diesen beiden gräßlichen Leibwächtern, die er engagiert hat und die sich die ganze Zeit über bei mir
herumtreiben — oder hierher auf die Proben zu kommen und sich an den
Scheinwerfer und den fürchterlichen Krach zu erinnern, als er an dem Fleck, an
dem ich kurz zuvor gestanden hatte, auf dem Boden aufschlug.«
    Sie schloß eine Sekunde lang
die Augen und öffnete sie dann langsam wieder, und zwar um eine Spur zu weit.
»Manchmal vergesse ich alles für ein paar Minuten, wenn ich spiele«, fuhr sie
mit dumpfer Stimme fort. »Ich fühle mich sicher, wenn ich da bin, wo ich
hingehöre, wenn ich auf der Bühne spiele und alle Leute um mich herum meine
Freunde sind. Aber dann höre ich etwas wie eine Stimme in mir, die sagt:
>Klar, wir sind hier alle gute Freunde, abgesehen von einer Ausnahme: Es ist
ein Mörder darunter<. Ich kann es bald nicht mehr aushalten, Mr. Holman . Ich gehe einfach vor die Hunde, wenn das noch lange
andauert .«
    »Ich kann verstehen, wie Ihnen
zumute ist, glauben Sie mir«, sagte ich. »Aber Sie müssen mir helfen, den
prospektiven Mörder zu finden, Miss Duane, in Ihrem eigenen Interesse .«
    »Natürlich.« Ihr Mund zitterte
einen Augenblick. »Fragen Sie mich alles, was Sie wollen, wovon Sie glauben,
daß es von Nutzen ist .«
    »Es gibt so wenig
Ausgangspunkte«, sagte ich in zweifelndem Ton. »Sie haben keine Ahnung, was für
ein Motiv jemand haben könnte, Sie umbringen zu wollen. Nicht einmal Maxine,
haben Sie gesagt, obwohl Irving beharrlich behauptet, sie stecke hinter dem
Ganzen. Wissen Sie, ob Mr. Hoyt entscheidende Gründe
hat, sie so nachhaltig zu verdächtigen ?«
    Sie schüttelte mechanisch den
Kopf.

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