Ein Mörder unter uns
unmöglichen Situation .«
»In was für einer zum
Beispiel?«
»Jemand hat bereits dreimal
versucht, sie umzubringen«, sagte er langsam. » Hoyt hat deshalb ein Haus gemietet, in dem er sie mit zwei
Leibwächtern, die er engagiert hat, und die sie die ganze Zeit über im Auge
behalten, für sicher hält. Sie hat das Angebot dankbar angenommen — wer hätte
das unter diesen Umständen nicht getan? — Aber nun ist sie praktisch die ganze
Zeit über mit einem Irren zusammengesperrt, die einzige Unterbrechung, die sie
hat, sind die Proben hier. Ich frage mich also, ob die Kur nicht schlimmer ist
als das Leiden .«
»Sie muß gewußt haben, was sie
tat, als sie das Angebot annahm«, sagte ich. »Sie war einmal mit ihm
verheiratet .«
»Stimmt .« Er verzog in nachdenklichem Spott den Mund. »Daran hätte ich denken sollen .«
»Aber vielleicht war er damals
nicht irre ?« warf ich ein.
Er schloß eine Sekunde die
Augen und gönnte sich dann selbst ein zögerndes Grinsen. »Daran hätte ich auch
denken sollen .«
Ich trat aus seiner Garderobe
hinaus in den düsteren Korridor und hatte keinerlei Schwierigkeiten, Babs
Duanes Garderobe ausfindig zu machen: Alex Kirch stand vor der Tür. Er wandte
den Kopf, als ich näher kam, und ein undurchsichtiger Schleier legte sich über
seine blaßblauen Augen, als er sah, wer ich war.
»Wenn das nicht das Opferlamm
ist, das sich seinen eigenen Schlächter sucht«, sagte er leise. »Sie hatten gestern abend Gelegenheit, sich
aus dem Staub zu machen, Sie Tropf, und Sie hätten sie beim Schopf ergreifen
sollen. Wissen Sie das ?«
»Ich möchte mit Miss Duane
sprechen«, sagte ich höflich.
»Könnte Ihnen so passen«,
schnaubte er verächtlich.
»Ich war heute
morgen wirklich sehr beschäftigt, Alex«, sagte ich im Ton der
Konversation. »Frühstück mit Joe Friberg , dem Produzenten,
der sehr glücklich darüber ist, daß ich hier bin, um die Wahrheit über die
Mordversuche an Miss Duane herauszufinden. Ich habe drei oder vier der Leute,
die mitspielen, befragt, einschließlich Patrick Wells. Friberg weiß, daß ich mit Miss Duane reden möchte —. Es war sein Gedanke, daß ich sie
hier aufsuchen sollte, weil sie mittags Probe hat .«
»Sie haben eine Klappe, daß
einem davon schlecht werden könnte«, sagte er mit dünner Stimme. »Ich habe
Ihnen bereits Bescheid gesagt .«
»Wenn wir uns hier streiten,
werden die anderen Leute den Krach hören und herbeigerannt kommen, um zu
erfahren, was los ist, Freund«, sagte ich sachlich. »Was werden Friberg und das restliche Ensemble davon halten, wenn sie
erfahren, daß der Streit deshalb entstanden ist, weil Sie sich geweigert haben,
mich mit Babs Duane sprechen zu lassen? Wie wird der alte Irv ,
Ihr Boss, darauf reagieren, wenn er davon hört ?«
»Das brauchen Sie mir gerade zu
sagen, Sie Strolch !« fuhr er mich an.
»Es würde keinen guten Eindruck
machen«, sagte ich kalt. »Es würde den Anschein erwecken, als hätten Sie Angst,
mich mit ihr reden zu lassen, weil ich vielleicht etwas herausfinden könnte,
das dem alten Irv peinlich sein könnte. Glauben Sie,
das wäre ihm recht ?«
Die Finger seiner rechten Hand
zuckten ein paar Sekunden lang krampfhaft, dann trat er beiseite. »Fünf
Minuten, Sie Strolch«, flüsterte er. »Und beim geringsten Anlaß besorge ich’s
Ihnen! Ein Quietscher von diesem Weibsstück, dieser Duane, und Sie sind ein
toter Mann. Verstanden?«
»Ich verstehe Sie
ausgezeichnet, Alex«, flüsterte ich ihm meinerseits im vertraulichen Ton zu.
»Sie sind ein perverser Widerling. Das einzige, was bei Ihnen nützen würde,
wäre eine Achtunddreißigerkugel zwischen Ihren irren
blauen Augen .«
Ich klopfte an die Tür der
Garderobe, und eine weibliche Stimme forderte mich auf, einzutreten. Kirchs
Finger zuckten so schrecklich, daß er seine Hände ineinander verschränken
mußte, um mit diesem Krampfzustand nach Möglichkeit fertig zu werden. »Ich
werde Sie in zentimeterdicke Scheiben schneiden, Sie Strolch«, stöhnte er, »und
Sie dann in einem Badezimmer begraben. Es wird eine wirklich einmalige
Bestattung geben; ich werde Sie nicht etwa beerdigen — ich werde Sie einfach
hinunterspülen, Zentimeter um Zentimeter !«
»Sie sind gemütskrank, Alex .« Ich lächelte ihm mitfühlend zu. »Aber ich habe Ihnen ja
bereits das Rezept verschrieben. Wer weiß, vielleicht bin ich der Doktor, der
Sie einmal behandeln wird ?« Ich öffnete die
Garderobentür, trat ein und schloß sie sorgfältig hinter
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