Ein Mörder unter uns
gegriffen, Maxines Partner zu werden, und hätten seit Übernahme der
Rolle durch Babs Duane mit dieser außerhalb des Textes noch kein Wort
gesprochen. Das sieht ganz danach aus, als ob Sie die Sache schwer getroffen
hätte .«
»Das ist der dunkle Ire in mir,
der mir von Mutterseite her im Blut liegt«, sagte er grinsend. »Stimmt, es hat
mich hart getroffen. Ich dachte, wenn Maxine und ich sechs Abende in der Woche
zusammen wären, so würde vielleicht ein bißchen von dem alten Zauber auch auf
sie wieder abfärben. Jeder Mann hat seine Träume, und ich liebe meine Frau noch
immer sehr, Mr. Holman .«
»Das tun alle ihre Ehemänner«,
sagte ich verdrossen. »Jedenfalls die letzten drei — den ersten habe ich noch
nicht kennengelernt .«
»Sie werden ihn wahrscheinlich
auch nicht kennenlernen«, sagte er mit gepreßter Stimme. »Das war Gene Hammond, und er ist seit fünf Jahren nicht aus den Mauern
eines Privatsanatoriums in Indiana herausgekommen. Er war Musiker und ein sehr
sensibler Mensch, habe ich gehört. Als Maxine ihm erklärte, alles sei vorbei,
und ihn fragte, ob er wohl so freundlich wäre, seine Sachen zusammenzupacken
und auszuziehen, um dem nächstfolgenden Ehemann Platz zu machen, begriff er das
einfach nicht. Vielleicht ist ein Privatsanatorium so ziemlich der einzige Ort,
an dem niemand mit Tatsachen belästigt wird, der sich weigert, die Wirklichkeit
hinzunehmen .«
»Ich verstehe das nicht«, sagte
ich. »Es fasziniert mich: Vier Ehemänner, jedem ist sie weggelaufen — und jeder
einzelne von ihnen würde seinen rechten Arm opfern, wenn sie ihn wieder
zurückkommen ließe .«
»Sie sind auch noch nie mit
Maxine Barr verheiratet gewesen, Mr. Holman «, sagte
er gelassen. »Es ist durchaus möglich, daß Sie mit ihr etwas gehabt haben — das
haben eine ganze Reihe Männer-, aber das ist etwas anderes. Die Ehe gibt einem
Mann das Gefühl des Besitzes. Verstehen Sie! Es liegt nicht nur daran, daß die
Ehe in unserer Gesellschaft als das moralisch und juristisch Richtige angesehen
wird — die Sache geht viel tiefer. Die Ehe appelliert an die primitiven
Instinkte, bringt atavistische Züge wieder zum Vorschein. >Diese Frau gehört
mir<, redet sich der Bräutigam nach der Trauerzeremonie beglückt ein.
>Ich hab’s geschafft, sie gehört mir .< «
Er machte eine Pause, um sich
eine Zigarette anzuzünden. »Deshalb ist auch der Schock so groß, wenn sie sechs
Monate oder auch vielleicht ein oder zwei Jahre später erklärt, alles sei
vorbei. Für ihn ist es nicht vorbei, sehen Sie, Mr. Holman .
Er ist immer noch in sie vernarrt, hätschelt jede ihrer Launen, und selbst wenn
er ihr bereits zum fünfhundertstenmal beim
Zubettgehen zusieht, treibt ihn das zur Raserei vor Verliebtheit. Dann, ohne
jeden ersichtlichen Grund, sagte sie, alles sei vorbei und adieu .«
»Es gibt noch andere Frauen«,
bemerkte ich.
»Nicht solche wie Maxine«,
sagte er schnell. »Und auch in diesem Fall liegen die Dinge tiefer. Der
Ex-Ehemann sitzt herum und fragt sich fortgesetzt, was passiert ist und wo er
versagt hat. Er war verrückt nach ihr, war ihr treu, tat alles und noch mehr,
was eine Frau nur von einem Ehemann erwarten konnte; und sie läßt ihn fallen,
als handele es sich um einen ausgedienten Schuh. Und so kommt er schließlich
früher oder später auf die einzige entfernt logische Antwort — daß er irgendwie
bei ihr versagt haben muß. In gewisser Weise ist er sich nicht einmal der
Tatsache bewußt, daß es ihm aufs betrüblichste an einer grundlegenden
männlichen Eigenschaft fehlt. Aber wenn sie das in so kurzer Zeit herausgefunden hat, würde das
dann nicht jede andere Frau ebensoschnell herausfinden ?«
Tiefe Bitterkeit brannte in der
Tiefe seiner dunklen Augen, während er mich eindringlich ansah. »Deshalb wollen
alle ehemaligen Ehemänner sie zurück haben, Mr. Holman .
Um sich zu beweisen, daß ihre Selbstanalyse falsch sein muß — daß ihnen keine
der grundlegenden männlichen Eigenschaften fehlt und daß sie ebenso sehr Mann
sind wie jeder andere .«
»Lester Knight behauptet,
Maxines Leben als Kinderstar, ihr Kampf gegen ihre Mutter vor Gericht und
solche Dinge — hätten eine ganze Menge Komplexe bei ihr hinterlassen. So wie er
Maxine darstellt, ist sie noch immer ein süßes, unschuldiges kleines Mädchen,
das fortgesetzt umherrennt und im Grund einen Vater sucht .« Ich zuckte die Schultern. »Zum erstenmal bin ich
geneigt, zuzugeben, daß daran etwas sein könnte — nur ein
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