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Ein Mörder unter uns

Ein Mörder unter uns

Titel: Ein Mörder unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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kindliches Gemüt kann
von solcher brutalen Direktheit sein .«
    »Das ist eine faszinierende
Theorie —«, Wells lächelte mir grimmig zu, »-und aufs einfachste nachzuprüfen.
Wenn Maxine sagen würde, sie wollte ihn morgen zurück haben, wie, glauben Sie,
würde er da reagieren ?«
    »Er würde so schnell zu ihr
gerannt kommen, daß er wahrscheinlich einen Herzinfarkt bekäme, bevor er dort
angelangt wäre«, brummte ich.
    »Also vereinfacht er die Sache
und kreuzt mit einer hübschen Theorie auf, daß niemand dafür verantwortlich zu
machen ist — weder Maxine noch er. Aber er glaubt nicht mehr daran als ich — oder
Hutchins oder der arme Gene Hammond«, sagte er entschieden. »Und ich habe Ihre ungestellte Frage noch nicht beantwortet. Würde ich Babs
Duane umbringen, wenn ich dadurch Maxine zurückgewinnen könnte? Offen
gestanden, ich weiß es nicht — aber ich glaube, ich müßte, bevor ich einen Mord
beginge, verdammt sicher wissen, daß ich sie wirklich zurückbekäme .«
    »Natürlich«, sagte ich
unbeteiligt. »Kennen Sie jemanden hier in der Umgegend, der einen triftigen
Grund haben könnte, Babs Duane umzubringen ?«
    »Babs Duane ist ein Kreuz — na
ja, wir wollen mal sagen, sie geht einem fortgesetzt auf die Nerven. Wir haben
sie nur für wenige Stunden am Tag im Theater zu ertragen, und die übrige Zeit
haben wir sie nicht auf dem Hals .« Er überlegte einen
Augenblick und schüttelte dann den Kopf. »Der einzige, der mir einfällt und der
ein angemessenes Motiv hätte, ist dieser kleine Verrückte, mit dem sie zusammen
lebt — er klebt vierundzwanzig Stunden am Tag an ihr. Das reicht für einen Mord .«
    »Danke«, sagte ich. »Obwohl ich
nicht recht weiß, wofür eigentlich. Sie erinnern sich nicht daran, wo Sie in
der Nacht, als Babs beinahe von einem Wagen überfahren wurde, waren ?«
    »Zufällig erinnere ich mich
sehr gut«, murmelte er. »Nachdem Maxine weggegangen war und Babs ihre Rolle
übernommen hatte, versuchte ich es zwei Tage lang mit Alkohol, aber es nützte
nicht viel. In dieser Nacht probierte ich es mit einer anderen Kur. Sie heißt
Betty Lewis und hat im ersten Akt acht Zeilen zu sagen. Sie ist ein nettes
Geschöpf, eine dieser eifrigen, munteren Blondinen, die noch nicht lange genug
beim Fach sind, um blasiert zu sein. Ihr Hotel liegt drei Häuser vom Theater
entfernt, und gleich nach der Probe gingen wir dorthin .«
    »Und Sie blieben dort ?«
    »Bis sechs Uhr morgens«, sagte
er. »Tun Sie mir einen Gefallen, Mr. Holman . Wenn Sie
sie deshalb ausfragen, tun Sie’s taktvoll, damit sie nicht in Verlegenheit
gerät !«
    »Klar«, sagte ich. »Wenn Sie
die Frage nicht als zu persönlich empfinden: Wie hat die Kur angeschlagen ?«
    »Genauso wie der Alkohol.« Er
zog eine Grimasse. »Aber sie ist trotzdem ein nettes Geschöpf und hat ein Recht
darauf, zu erwarten, daß der Gentleman den Mund hält. Und ich hätte ihn auch
gehalten, wenn Sie sich nicht bemühten, einen Mörder zu finden, Mr. Holman .«
    »Keine Sorge, Mr. Wells.« Ich
grinste ihn an. »Wir Gentlemen müssen zusammenhalten .«
    »Großartig.« Er drehte sich
wieder in seinem Stuhl um und betrachtete erneut sein Profil im Spiegel. »Haben
Sie schon selber mit Babs gesprochen ?«
    »Ich warte darauf, daß sie
hierherkommt .« Ich warf einen Blick auf meine Uhr und
sah, daß es Viertel nach zwölf war. »Ich denke, sie wird jetzt hier sein .«
    »Dieser Verrückte — wie heißt
es noch: Hoyt ?« fragte er
unsicher.
    »Irving Hoyt .«
    »Stimmt«, sagte er zu seinem
Spiegelbild und lächelte strahlend, so daß er seine Zähne prüfend betrachten
konnte. »Ich will Ihnen eines sagen, Mr. Holman . Babs
ist halb tot vor Angst-. Wenn eine Berufsschauspielerin fortgesetzt während der
Proben ihren Text verpfuscht, so kann man annehmen, daß sie Angst hat. Aber
wenn sie sich von der zweiten Hauptdarstellerin zwei Akte hindurch an die Wand
spielen läßt, wie Babs das gestern getan hat, so können Sie mit Fug und Recht
sagen, daß sie sich mitten in einer Krise auf Leben und Tod befindet. Wenn Sie
Gelegenheit haben — und ich glaube nicht, daß Sie welche haben werden —,
versuchen Sie, sie allein und ohne Hoyt zu sprechen .«
    »Warum halten Sie das für so
wichtig ?« fragte ich.
    »Es ist nur so ein Gefühl, das
ich habe, sobald ich ihm zu nahe komme .« Wells zuckte
die Schultern. »Ich halte ihn für einen Geistesgestörten, und es wird jeden Tag
schlimmer mit ihm. Vielleicht befindet sich Babs in einer

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