Ein mörderischer Schatten (German Edition)
Hab ich dir eigentlich schon von meiner Verabredung am Mittwoch erzählt? Mein lieber Mann!“
Antonia verzog das Gesicht. „Eines Tages wird es mit deinen „Verabredungen“ ein schlimmes Ende nehmen.“
„Na, wenn schon. Dann hat te ich bis dahin wenigstens eine schöne Zeit.“ Als Sabine den Gesichtsausdruck ihrer Freundin sah, ergänzte sie: „ Jetzt guck nicht so. Das war ein Scherz. Ich pass schon auf mich auf, ich bin schließlich nicht naiv.“
Toni betrachtete ihre Kinder, wie sie fröhlich auf dem Spielplatz spielten. Sie hielt ihr Gesicht in die Sonne, schloss die Augen und seufzte. Ihr graute jetzt schon vor heute Abend. Ob wieder ein Anruf kam?
„Was ist eigentlich mit Schützenfest?“
„Was soll damit sein?“, fragte Toni mit geschlossenen Augen.
„Welchen Tag gehen wir denn raus? Und jetzt sag nicht, keinen. Ich bestehe darauf.“
Toni zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Ich muss Mama fragen, wann sie auf die Kinder aufpassen kann. Du weißt doch, dass mein Vater im Schützenzug ist. Da geht meine Mutter abends auch ins Zelt.“
„Dann kümmere dich drum. Und wehe, du machst einen Rückzieher wie letztes Jahr.“
„ Ja, ja“, murmelte Toni, öffnete die Augen und blinzelte. Einen Moment sah sie nur Sternchen, ehe sie ihre Kinder beim Spielen erkennen konnte. Ein Abend mit Sabine im Zelt. Auch da graute ihr vor.
„Jetzt kommt, Simon und Thea. Ab ins Bett. Ich möchte um viertel nach acht den Film gucken.“
„Es hat geklingelt. Kriegen wir Besuch?“
„Was? Nein.“ Toni sah einen Moment auf die Uhr. Acht Uhr. Wer kam denn jetzt noch vorbei? Sabine? Aber mit ihr hatte sie sich schließlich heute Mittag schon getroffen. Verwundert schlurfte Toni zur Tür. „Ralf!“, stieß sie aus, als sie die Tür geöffnet hatte und ihren Arbeitskollegen vor sich stehen sah.
„Guten Abend“, rief dieser fröhlich und hielt eine Flasche Wein hoch. „Darf ich reinkommen?“
Einen Moment sah Toni ihn nur an. Dann sah sie an sich hinunter. Sie trug ihre Abendgarnitur: Eine alte, kurze Leggins, ein T-Shirt mit einem dämlichen Spruch drauf und ihre Birkenstock-Latschen. Außerdem waren ihre Haare fettig und zu einem Zopf gebunden und die Wohnung war nicht aufgeräumt. Oh, und abgeschminkt hatte sie sich auch schon. Sie glänzte wie ein abgeleckter Hering. Wütend presste sie die Lippen zusammen. Was kam er auch einfach unangekündigt vorbei.
„Toni?“
„Hä?“
„Was ist nun? Darf ich reinkommen?“
„Ach so. Ja, äh…“ Unschlüssig blieb sie in der Tür stehen. Sie warf noch einen Blick auf das Chaos in der Diele und starrte dann wieder auf ihren Besucher.
„Mama, wer ist das?“ Thea tauchte neben Toni auf.
„Das ist mein Arbeitskollege, Thea, der Herr Putz. Den hast du doch gestern Abend schon gesehen.“ Seufzend trat sie zur Seite und bat ihn herein. „Guck dich bitte nicht um, die Putzfrau hat mich hängen lassen“, sagte sie, während sie ihren Verehrer durch die geräumige Diele, in der diverse Schuhe, eine Jacke, ein Fußball, eine Spiderman-Figur und eine dreckige Socke von Simon verstreut lagen, ins noch schlimmer aussehende Wohnzimmer führte.
„Aber wir haben doch keine Putzfrau, Mama.“
Toni ignorierte ihre Tochter, während sie über Simons auf dem Boden verstreute Legos stieg.
„Dürfen wir noch den Kinderfilm gucken mit dem Hund, Mama? Bitte?“, fragte Thea nun.
Toni sah erst auf die Flasche Wein und dann in Ralfs Gesicht. Dieser war gerade damit beschäftigt, ihren Hintern in der engen alten Leggins zu betrachten. Nein, da mussten ihre Kinder wieder einmal herhalten. „Tut mir leid, Ralf. Ich hab ihnen versprochen, dass sie den Film sehen dürfen“, lächelte Toni entschuldigend, als sie die Fernbedienung nahm und den Kindern das richtige Programm einschaltete. „Setz dich doch. Samstagabend machen wir es uns immer gemütlich, die Kinder und ich und gucken zusammen einen Film“, log sie.
„Aber Mama“, protestierte Thea verwundert, „Wir gucken doch-.“
„So, Thea, jetzt sei auch still“, fuhr Toni ihrer Tochter über den Mund, „sonst bekommst du ja garnichts von der Handlung mit. Ich will kein Wort mehr hören.“
Zögernd setzte Ralf sich neben Toni auf die Couch und stellte den Wein auf den Tisch.
„Ich hol dir mal einen Öffner und ein Glas“, sagte Toni dann und erhob sich.
„Ich hoffe doch, du holst zwei. Eigentlich wollte ich mit dir anstoßen.“
„Tut mir leid, Ralf. Ich mag keinen Rotwein.“ Das war sogar
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