Ein mörderischer Schatten (German Edition)
aneinander und nickte. Dann zwang sie sich, ihrer Tochter, die sie mit großen Augen ansah, zuzulächeln.
„Sie sollten sich jetzt auch beruhigen.“ Der Polizist sah sie merkwürdig an. „Es ist eine Schande, wie manche Tierquäler hier ihr Unwesen treiben, aber, äh“, er sah hilfesuchend zu Paul Nessel rüber.
„Schon gut, Michael. Danke, dass du direkt gekommen bist.“
„Danke, dass er direkt gekommen ist? Seit wann ist es eine Gefälligkeit, wenn die Polizei auf einen Notruf reagiert?“, erwachten Tonis Lebensgeister langsam wieder zum Leben.
„Antonia, Michael meint ja nur, dass es Schlimmeres gibt, als eine tote Ziege.“
„Es geht hier nicht um eine tote Ziege! Es geht darum, dass sie für mich bestimmt war. Und um den Mann, der mich verfolgt!“
„Wir werden un s das Ganze jetzt mal ansehen gehen und dann sehen wir weiter. Ich kann ihnen aber jetzt schon sagen, dass wir hier in der Umgebung, insbesondere in Krefeld, in letzter Zeit häufiger Fälle von Tierquälerei hatten. Einmal war es ein Pony, dass verstümmelt wurde, dann Schwäne, letztes Wochenende wurden ein paar Igel verbrannt. Also, so traurig diese Vorfälle auch sind, so sollten Sie sie keinesfalls persönlich nehmen, Frau Hauser.“
Toni öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, überlegte es sich aber anders. Sie würden ihr sowieso nicht glauben. Sie bereute jetzt schon, überhaupt die Polizei und ihren Vater angerufen zu haben, aber sie war einfach in Panik geraten. Niedergeschlagen beobachtete sie, wie der Polizist hinaus zu seinem Wagen marschierte. Seine Kollegin, diesmal eine andere, folgte ihm schweigend. Wahrscheinlich würde er sie jetzt erst einmal über die psychisch gestörte Frau aufklären, die unter Verfolgungswahn litt und um Aufmerksamkeit bettelte.
„Komm, Antonia. Zieh jetzt die verschwitzten Laufsachen aus und dann kommt ihr mit zu uns nach Hause, erst mal ordentlich frühstücken.“
„ Papa, ich bin nicht verrückt.“
„Das sagt ja auch keiner.“
Das brauchte auch keiner laut auszusprechen, dachte Toni, als sie sich, nachdem sie einen letzten Blick auf die besorgte Miene ihres Vaters geworfen hatte, auf den Weg ins Badezimmer machte.
Als sie wenig später frisch geduscht und angezogen die Badezimmertüre öffnete, hörte sie Männerstimmen in der Diele. Sie erkannte Schmitz’ Stimme. Offenbar war er schon zurückgekehrt. Sie wollte gerade zu den Männern treten, als Schmitz Worte sie zögern ließen.
„Rede nochmal mit deiner Tochter. Wie gesagt, Paul, da war nichts. Die Ziegen fraßen munter auf der Wiese, und weit und breit kein Ziegenkopf. Auch kein Kadaver oder Blutspuren. Nur der zum Teil mit Gras überwachsene Schotterweg. Ich bin sogar zum Besitzer gefahren. Die Ziegen waren vollzählig. Also, von daher…“
Toni lauschte ungläubig den Worten des Polizisten und trat dann aus dem Badezimmer. „Das ist vollkommen unmöglich.“
„Frau Hauser“, seufzte der Polizist, „Wir-.“
„Dann holen sie die Spurensicherung! Da wo der Kopf gelegen hat, muss man doch Blutspuren nachweisen können!“
„Antonia!“, rief ihr Vater aufgebracht. „Jetzt ist aber gut. Du machst dich ja lächerlich!“
Toni lachte ungläubig auf, sagte aber nichts mehr. Natürlich würde keine Spurensicherung für eine Ziege gerufen werden.
„Ja, Paul, ich bin dann wieder weg. Wollte dir nur Bescheid sagen. Ich würde wirklich gerne helfen, aber…“
„Das gibt es doch nicht, dass ich verfolgt und bedroht werde und keiner unternimmt was!“, meldete Toni sich wieder zu Wort.
„Frau Hauser, wir haben ja auch nichts. Wir haben einen Notruf wegen ein paar Mäusen. Einen weiteren wegen einem nicht korrekt geschlossenen Fenster und einem wegen einer nicht vorhandenen Ziege.“
„Was ist mit der Blume?“
„Also schön. Wir haben eine einzelne Blume, unbekannter Herkunft.“
„Und den Jogge r.“
„Der Jogger?“
„Ja, in den Feldern.“
„Sie regen sich über einen weiteren Jogger in den Feldern auf? Sie sind nicht die einzige, die joggen geht, Frau Hauser.“
„Er ist nicht nur Joggen gegangen.“
„Was hat der Jogger denn getan?“
„Nun, nichts. Er stand einfach nur da. Zweimal.“ Als sie Schmitz’ Gesichtsausdruck sah, fügte sie wütend hinzu: „Er hat sich eben merkwürdig verhalten!“
„ Sie verhalten sich merkwürdig, Frau Hauser.“
„ Was ist mit dem Telefonanruf, von dem ich Ihnen erzählt habe?“
„Haben Sie das Gespräch aufgezeichnet?“
„Was? Nein,
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