Ein mörderischer Schatten (German Edition)
Mann angewidert. „Ilona, die Frau ist mir völlig fremd.“
„Für wie blöd hälts t du mich eigentlich?“, keifte die Frau ihn an.
„Ich geh dann mal wieder. Tut mir wirklich so leid“, beteuerte Toni noch einmal verzweifelt und ließ das streitende Paar alleine. Toni vermied es, dem Blick irgendeines Strandgastes zu begegnen und hielt den Blick strikt auf ihre Kinder zwanzig Meter weiter gerichtet. Dabei trat sie auf zwei Decken, doch peinlicher konnte es eh nicht mehr werden. „Kommt Kinder, wir gehen“, murmelte sie, sobald sie ihre Decke erreicht hatte, packte in Windeseile alles zusammen und stapfte vom See weg. Wie peinlich. Jetzt war es amtlich, sie war total übergeschnappt. Die armen Leute. Wegen ihr hatten sie jetzt einen handfesten Ehestreit. Und die kleinen Kinder waren Zeuge gewesen, wie eine Verrückte ihren Vater angriff. Toni wurde von Minute zu Minute entsetzter über ihr Verhalten. Am Wohnwagen setzte sie sich auf einen der Stühle im Vorzelt und sah ihre Kinder an.
„Was machen wir jetzt, Mama?“, fragte Thea.
„Was wir machen? Garnichts im Moment“, antwortete Toni niedergeschlagen.
„Warum sind wir dann nicht noch am See geblieben?“, quengelte Thea.
„Ich will auch noch schwimmen!“
Toni rieb sich über das Gesicht. „Ich koch euch jetzt was.“
„Wir haben keinen Hunger. Wir wollen-.“
„Ihr könnt jetzt mal still sein“, rief Toni genervt, ehe es ihr sofort wieder leid tat. Sie fühlte sich elend. Was war nur mit ihr los? Mittlerweile wusste sie nicht mehr, was sie sich einbildete und was nicht. Aber heute Nacht war jemand dagewesen, oder? Plötzlich unendlich müde, erhob sich Toni und machte den Kindern was zu essen.
Unschlüssig saß Toni auf ihrem Bett und sah auf ihr Handy. Am liebsten würde sie zur Rezeption gehen und Mark anrufen. Aber dann würde er sie auch für verrückt halten. Toni legte das Handy langsam auf die Anrichte, unter der die Kochplatte verborgen war. Die Kinder schliefen und Toni war zu aufgewühlt, um sich ebenfalls hinzulegen. Außerdem war es brütend warm im Wohnwagen. Am liebsten würde sie sich draußen ins Vorzelt setzen. Aber sie traute sich nicht. Das war doch verrückt. Alle saßen draußen! Beschämt über ihre eigenen Macken zwang Toni sich, nach draußen zu gehen. Sie zündete die Mückenkerze an und setzte sich auf einen Stuhl. Vom benachbarten Wohnwagen hörte sie gedämpft Stimmen und Lachen und langsam entspannte sie sich etwas. Sie atmete tief durch und genoss die friedliche Stimmung. Bald gingen die Leute nebenan in ihren Wagen und Toni genoss die Stille der Nacht. Direkt vor ihrer Parzelle begann der Waldrand und sie warf einen unbehaglichen Blick dorthin. Das wäre der ideale Platz, um sie zu beobachten. Nein, nein, nein. Sie würde sich jetzt nicht wieder selbst verrückt machen. Solche Gedanken waren es, die heute einen unbescholtenen Mann in Schwierigkeiten gebracht hatten. Toni zwang sich, wegzusehen und machte das Radio an. Es war zwölf Uhr, wie der Nachrichtensprecher sagte und Toni würde jetzt eigentlich gerne ins Bett gehen. Doch sie zwang sich, noch etwas sitzen zu bleiben. Sie würde sich jetzt bewusst dazu zwingen, gegen ihre überspannten Gedanken anzukämpfen. Hier waren hunderte Leute auf dem Campingplatz. Toni würde jede Wette eingehen, dass sie die einzige war, die Gedanken an Männer im Unterholz, nächtliche Einbrecher und mutierte Riesenspinnen verschwendete, während sie die nächtliche Ruhe genoss. Sie schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Na also. Auch sie konnte gemütlich abends in ihrem Vorzelt sitzen. Doch nach dreißig Sekunden wanderte ihr Blick wieder in das fünf Meter entfernte Unterholz. Sie konnte nicht anders, sie fühlte sich beobachtet. Toni suchte das Dunkel ab. Da! Was war das für ein Umriss? Das war doch kein Baum, oder? Toni umklammerte krampfhaf t die Armlehnen ihres Gartenstuhls. Sie beugte sich etwas vor und fixierte den dunklen Schatten, der eine Person sein könnte. Mit klopfendem Herzen erhob sie sich, ohne den Blick abzuwenden und trat an das große Fenster des Vorzeltes. Weiterhin fixierte sie den Umriss. Das könnte wirklich eine Person sein. Toni riss die Augen auf, als der Umriss sich bewegte. Unbewusst trat sie noch näher an das Fenster heran. Das bildete sie sich doch ganz bestimmt ein. Toni schluchzte auf, als die dunkle Gestalt langsam einen Schritt zurücktrat. Auch Toni trat hektisch vom Fenster weg und stolperte über ein Stuhlbein. Der
Weitere Kostenlose Bücher