Ein mörderischer Schatten (German Edition)
aufgefallen. Oder er hätte ihn jetzt schon wieder vergessen.“
„Ja . Ich hab wieder übertrieben, nicht wahr?“
Mark hatte Mitleid. „In deiner Situation hätt ich das bestimmt auch getan. Aber denk dran: Wo auch immer du bist, da hast du nichts zu befürchten.“
„Und, äh, zu Hause ist dir auch nichts aufgefallen?“
„Ich hab hier die ganze Woche die Augen aufgehalten. Hier war niemand. Außer deinen Eltern, die die Blumen gegossen und die Post reingebracht haben.“
„Na schön, Mark. Danke, dass du mir zugehört hast.“
„Kein Problem, Toni. Jederzeit.“
„Ja, also, dann…“
„Ja, viel Spaß noch. Bis dann.“ Mark beendete das Gespräch, nahm sein Pad wieder in die Hand und begann wieder zu spielen. Er hatte in der letzten Zeit wirklich gedacht, seine Nachbarin wäre doch nicht so daneben, wie er anfangs dachte. Und die Stalker-Sache hatte er auch für möglich gehalten. Aber jetzt fragte er sich, ob sie sich nicht doch einen Gutteil zusammengesponnen hatte. Oder aber sie hatte jetzt angefangen, sich etwas zusammenzuspinnen, weil etwas an der Sache dran war und sie total verängstigt war. „Verdammt“, fluchte Mark, als sein Spieler gerade erschossen wurde. Er musst sich auf sein Spiel konzentrieren und nicht auf die Nachbarin. An die dachte er sowieso schon zu viel.
Toni atmete tief durch und versuchte, sich zu entspannen. Sie lag jetzt schon eine Ewigkeit im Bett und konnte nicht einschlafen. Sie hatte einmal gehört, wenn man nach Ärger suchte, bekam man ihn auch. Vielleicht galt das auch für verdächtige Vorfälle. Wenn man nur eifrig genug danach suchte, fand man überall alltägliche Dinge, die man sich zurechtlegen konnte, bis sie einen Verdacht bestätigten. Toni drehte sich, verärgert über ihre eigene Art, auf die andere Seite, strampelte die Bettdecke weg, da sie sich totschwitzte und schloss erneut die Augen. Nur, um sie kurze Zeit später alarmiert wieder aufzureißen. Sie könnte schwören, sie hätte gerade etwas gehört. Sie verharrte regungslos und lauschte angestrengt. Da war es wieder. Ihre Nackenhärchen richteten sich auf. Das hörte sich an wie ein Reißverschluss. In der Stille der Nacht war das surrende Geräusch nicht zu verkennen. Jemand öffnete die Türe zum Vorzelt! Toni blieb einen Moment bewegungslos liegen. Aber sich totstellen, wie ein verängstigtes Tier, nützte ihr auch nichts. Langsam setzte sie sich auf und rutschte zum Ende des Bettes. Alle Rollos waren runtergezogen, aber das kleine Fenster über dem Herd, welches zum Vorzelt rausging, war weit geöffnet, um Luft hereinzulassen. Toni hörte deutlich, wie jemand im Vorzelt herumlief. Sie hatte die Wohnwagentüre doch von innen verriegelt, oder? Was würde derjenige machen, sollte er ertappt werden? Wegrennen? Sie überfallen? Tonis Blick fiel auf die Kammer, in der ihre Kinder schliefen. Wie sicher war ein Wohnwagenschloss? Bestimmt nicht sonderlich sicher. Was, wenn sie schrie? Bis sie jemanden in den umliegenden Wohnwagen aus dem Schlaf geschrien hatte, hätte der Einbrecher Zeit genug, ihr den Garaus zu machen. Oder aber sie würde ihn mit dem Geschrei vertreiben. Unschlüssig saß Toni auf der Bettkannte und starrte auf das offene Fenster, während sie ihn draußen rumoren hörte. Ob es wirklich doch ihr Stalker war? Oder nur jemand, der etwas klauen wollte? Ob sie das Rollo leise hochmachen könnte? Und dann? Sähe sie einen Umriss. Toll. Aber dann fiel Toni etwas ein. Sie könnte das Licht draußen anknipsen. Das würde ihn bestimmt vertreiben, oder? Und vielleicht würde sie ihn erkennen. Toni erhob sich langsam und der Wohnwagenboden knarrte. Sie verzog das Gesicht und verharrte. Das tat auch die Person im Vorzelt. Toni schluckte. Dann hörte sie plötzlich, wie der Reißverschluss wieder zugezogen wurde. Langsam ging Toni weiter zur Tür und betätigte den Schalter, der das Licht draußen am Wohnwagen anmachte. Immer noch ängstlich zog sie das Rollo hoch und sah hinaus. Das Vorzelt lag verlassen da. Und die Türe war wieder zu. Rauszugehen traute sie sich nicht. Toni sah kurz auf die Uhr in ihrem Handy. Ein Uhr, leuchtete es ihr entgegen. Sie legte das Telefon wieder auf die kleine Arbeitsplatte und starrte weiterhin von ihrem dunklen Wohnwagen aus hinaus in das von der schwachen Birne ein wenig erhellte Vorzelt. Es würde eine lange Nacht werden.
Toni ließ sich außer Atem auf die Decke fallen. Sie hatte mit den Kindern im See geschwommen und brauchte eine Pause. Sie
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