Ein mörderischer Schatten (German Edition)
in Anspruch nehmen konnte, ein paar Ordner zu ihr rüberzutragen. Aber eben wären ihr beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen, als sie den großen Karton sah, der mit unzähligen Blättern, Briefen und Umschlägen gefüllt war. Sie hatte ihn mit schwacher Stimme gebeten, ihn ins Wohnzimmer in die Ecke zu stellen, und war dann mit ihm nach draußen gegangen. Es fing langsam an zu dämmern, aber es war immer noch warm. Toni beobachtete, wie Thea und Mark Federball spielten und Simon mit seinem Fahrrad immer um sie herumfuhr. Toni beugte sich vor, stütze die Ellbogen auf ihre Knie und ließ ihr Kinn in ihre Hände sinken. Was sollte sie nur machen? Das fragte sie sich, während sie die drei vor ihr auf dem Rasen betrachtete. Als hätte sie nicht genug Probleme mit ihrem Stalker, der Arbeit, dem Klatsch und Jens. Nun hatte sie noch ein Problem. Ein großes. Und das hieß Mark. Toni hatte gewusst, dass es eine schlechte Idee war, ihre Abwehr aufzugeben. Seit Wochen schon ließ sie ihn immer näher an sich ran und das hatte sie nun davon. Wenn man ihr bei Marks Einzug gesagt hätte, dass sie noch nicht mal drei Monate später mit diesem Mann ihre Abende verbrachte, es sogar gerne tat und ihn sogar vermisste, sollte sie ihn einmal länger nicht sehen, dann hätte sie denjenigen für verrückt erklärt. Doch war es so verwunderlich, dass sie ihn so gern mochte? Mark war hilfsbereit, freundlich, besorgt um sie und er verstand sich gut mit ihren Kindern. Toni merkte, dass es immer gefährlicher wurde, Zeit mit Mark zu verbringen. Wollte sie wirklich das Risiko eingehen, wieder jemanden an sich heranzulassen? Womöglich gar eine Beziehung einzugehen?
Sie war nicht dumm. Sie merkte, dass er sie ebenfalls mehr als nur mochte. Und warum sonst sollte er auch dauernd Zeit mit ihr verbringen wollen? Er erschien ihr nicht wie jemand, der aus Langeweile und reiner Gutheit den Retter alleinstehender Mütter spielte . Oder der seine Freizeit mit Picknicken und Federball verbrachte, weil er sonst nichts Besseres zu tun hatte. Er besaß genug Freunde, mit denen er seinem Junggesellenleben frönen könnte und hatte genug Interessen, denen er nachgehen konnte, wenn er wollte.
Aber er war hier und unterhielt sich lieber mit ihr.
Und sie war so froh darüber.
Kapitel 13
Toni ging am nächsten Morgen wutentbrannt zur Haustür und riss sie auf. Da war er. Sie ballte die Hände zur Faust und stapfte rüber zu ihrem unverschämten Nachbarn. „Bist du verrückt?“, schrie sie über den Lärm, als sie ihn erreicht hatte. Er bastelte an seinem Motorrad herum und sah nun arglos auf, als könne er sich nicht vorstellen, was sie wohl so früh von ihm wollte. Er hörte auf, Gas zu geben und zurück blieb das immer noch ohrenbetäubende Geräusch des Motors, das jedem Trecker Ehre gemacht hätte. Nach einem weiteren Bick auf Toni stellte Mark gnädigerweise den Motor endlich ab. Toni genoss die Ruhe nach dem infernalischen Lärm.
„ Hey, morgen. Was machst du denn schon so früh?“
Toni wurde noch wütender. „Was ich mache? Normalerweise würd ich jetzt noch schlafen! Es ist halb sieben!“ Sie atmete tief ein. „Seit einer Viertelstunde gibst du mit deinem verdammten Moped Gas. Als ich davon geweckt wurde, hab ich nichts gesagt, und als du dich drangehalten hast, hab ich gehofft, du fährst jeden Moment weg, aber du gibst jetzt seit mindestens fünfzehn Minuten Gas. Hast du sie noch alle?“, schrie sie ihn an.
„ Jetzt reg dich doch nicht so auf.“, sagte Mark perplex. „Das waren höchstens fünf Minuten. Außerdem ist das kein Moped“, stellte er empört klar, „das ist eine 79-er Harley fat bob! Irgendwie lief der Motor nicht sauber. Ich hab eben die Ventile neu eingestellt und jetzt muss ich prüfen, ob wieder alles in Ordnung ist. “
„Ach. Und? Muss du das morgens um sechs Uhr machen?“
„Das hat mir die ganze Nacht keine Ruhe gelassen. Wenn mein Baby nicht ordentlich läuft, macht mich das fertig.“
„Du konntest nicht schlafen? Nun, ich war froh, dass ich irgendwann heute Nacht endlich schlafen konnte, nur um dann von so einem rücksichtslosen Idioten geweckt zu werden. Und während ich dann darauf gewartet habe, dass du bald fertig bist, damit ich wieder einschlafen kann, machst du nur immer weiter Lärm. Schon genug, dass du tagsüber den ganzen Radau machst. Da sag ich ja schon garnichts mehr. Aber jetzt fängst du auch noch morgens an. Das ständige Gas geben macht mich aggressiv.“
„Das merk
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