Ein mörderischer Schatten (German Edition)
machen und sich erkenntlich zeigen. Also, das Mindeste, was sie tun konnte, war, ihn zum Essen einzuladen.
„Du lädst mich zum Essen ein?“, fragte er nun auch verwundert.
„Ja. Warum nicht? “, sagte sie bemüht lässig. „Dann kannst du mir auch mal endlich deine Papiere rüberbringen, wenn du willst. Dann guck ich mir das alles mal heute Abend in Ruhe an.“
„Also gut, danke . Wann soll ich rüberkommen?“
„So in einer Stunde?“
Er nic kte. „Was die Papiere angeht, willst du dir das wirklich antun? Da ist ganz schön was zusammen gekommen.“
„Sicher. Ich mach so was gerne.“
„ Selber schuld. Sag nicht, ich hätt dich nicht gewarnt. Bis gleich, dann.“
„Ja, bis gleich.“ Mit gemischten Gefühlen marschierte Toni mit den Kindern rüber zu ihrer Einfahrt.
Am Montag hatte Antonia das Gefühl, alle würden sie anstarren. Sie grüßte die Gruppe Mütter, die vor der Tür der Kindergartengruppe ihres Sohnes standen und verdächtigerweise abrupt verstummt waren, sobald Toni in Hörweite gekommen war. Sie hängte Simons Rucksack an den Haken und konnte förmlich spüren, wie sich die Blicke der Mütter in ihren Rücken bohrten. Nachdem sie Simon in seine Gruppe gebracht hatte, lächelte sie gezwungen die Ansammlung der Hyänen an, die sie betrachteten wie ein Insekt. Inmitten der Gruppe befand sich auch die jetzige Freundin ihres Exmannes. Wenn man bedachte, dass Toni die Frau bis vor kurzem noch bedauert hatte, weil sie mit so jemandem wie Jens liiert war, dann waren die Rollen jetzt auf jeden Fall umgekehrt. Susanne, die Tonis Erachtens nach die Intelligenz eines Brötchens besaß, sah sie mitleidig und verachtend zugleich an. So weit war es gekommen. Toni verließ das Gebäude wie ein geprügelter Hund, in der festen Gewissheit, dass die gute Susi weiterhin ihr Bestes tat, Jens Ansichten und Erkenntnisse bezüglich seiner Exfrau unter den anderen Müttern zu verkünden. Um die Mittagszeit würde es die Geschichte sicher schon bis zur Grundschule geschafft haben, denn dorthin gingen viele Kinder, die ihre Geschwister hier im Kindergarten hatten. Gegen Abend wüssten dann auch die Letzten, dass Antonia Hauser, exzentrische, berüchtigte, unter Verfolgungswahn leidende undankbare Exfrau von Jens Hauser, nun die Schwelle zur gefährlichen Psychopathin überschritten hatte. Und sie beschränkte sich nicht darauf, arglose Mitbürger verbal zu attackieren, nein, sie schreckte auch nicht länger vor physischer Gewalt zurück, die sie noch, -die Betonung läge auf noch-, in ihrem Wahn auf Gegenstände beschränkte. Toni fuhr schweigend Thea zur Schule und begab sich dann zur Arbeit. Auf die Begegnung mit Ralf freute sie sich jetzt schon. Einen Moment überlegte sie ernsthaft, sich krank zu melden und nach Hause zu fahren.
Es dauerte tatsächlich bis Mittwoch, ehe die Gerüchte ihre Mutter erreicht hatten. Toni räumte gerade den Mittagstisch ab, als ihre Mutter erschien.
„Hallo Mama.“
„Hallo Antonia“, grüßte ihre Mutter und folgte Toni in die Küche, wo diese Spülwasser einlaufen ließ.
„Ich wollt doch mal sehen, wie es dir geht. Du kommst ja gar nicht mehr vorbei.“
Damit hatte ihre Mutter recht. Toni hatte keine Lust, in ihr Elternhaus zu gehen und so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung. Und sollte sie sich dort ihre wirkliche Stimmung anmerken lassen, würde ihre Mutter sie nur wieder besorgt ansehen und ihr Entspannungstechniken empfehlen. „Ich hab ja auch viel zu tun, Mama. Der Urlaub ist vorbei, ich bin wieder am arbeiten und die Kinder sind morgens im Kindergarten und Thea in der Betreuung, solange Ferien sind.“
Ihre Mutter räusperte sich. Das war ein schlechtes Zeichen, denn wenn ihre Mutter nicht sofort mit der Sprache rausrückte, dann kam schwerer Tobak. Toni drehte das Spülwasser ab und machte lieber Kaffee.
Irmgard setzte sich an den Küchentisch. „Habt ihr eben erst gegessen? Ich hab Teilchen mitgebracht“, sagte sie.
„Nein, wir haben vor zwei Stunden gegessen, Mama. Ich bin nur jetzt erst dazu gekommen, die Küche aufzuräumen.“ Als sie es nicht länger rauszögern konnte, stellte Toni die Kaffeemaschine an und setzte sich zu ihrer Mutter an den Küchentisch.
„Wo sind denn die Kinder?“
„Draußen im Garten.“
Ihre Mutter nickte und strich mit dem Finger über den Küchentisch. Toni verschränkte die Arme vor der Brust und wartete.
Schließlich atmete ihre Mutter schwer aus und sah Toni an. „Jetzt sag mir mal, was in
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