Ein mörderischer Schatten (German Edition)
schlecht ihrer Mutter vorwerfen, was sie selbst anfangs gedacht hatte.
„Ich hab mich mal umgehört.“
Wenn ihre Mutter sich umhörte, bedeutete das, sie hatte alle möglichen Leute ausgefragt.
„ Der Mark Fracht, der ist wirklich mit der Rosi verwandt, wie ich damals gedacht hab. Er ist aber nicht der Sohn, sondern ein Großneffe, oder wie man das nennt. Der Sohn ihres Cousins. Und jetzt halt dich fest. Die Oma von deinem Nachbarn, das war eine geisteskranke Mörderin. Hat seinen Opa, ihren Ehemann also, ermordet. Das muss ein Säufer und ein Schläger gewesen sein. Aber das war nicht der Einzige, den sie umgebracht hat. Da war noch ihr Vater und Schwiegervater und noch andere. Eine Massenmörderin war sie.“ Ihre Mutter flüsterte jetzt. „Marks Vater war damals noch ein Kind. Ist dann weggezogen, nach Krefeld, sobald er alt genug war. Mit dem war aber auch nicht viel los, ganz der Vater, haben viele gesagt, aber immerhin noch besser, als ganz die Mutter. Geschmacklos, was? Naja, jedenfalls wohnten die irgendwo in der Mau-Mau, damals.“
„Mama -“, warf Toni schwach ein, auch wenn sie ehrlich gesagt mehr als geschockt war.
„Nun, die wohnten also in so einem sozialen Brennpunkt, wie man heute dazu sagt und da kannst dir ja vorstellen, dass es da nicht einfach ist, die besten Eigenschaften in einem jungen Menschen zutage zu bringen. Erst recht, wenn die Eltern einen Dreck um die Kinder geben, wie es wohl, laut meinen Quellen, bei den Frachts der Fall war. So und dieser Mann, mit den besten Genen und der besten Umgebung und den besten Voraussetzungen aufgewachsen, wohnt nun hier nebenan und verkehrt mit meiner Tochter. Und wenn ich nach diesen Informationen noch Zweifel gehabt hätte, wurden sie nach einem näheren Blick auf Mann und Auto ausgeräumt.“ Ihre Mutter schnappte nach Luft und biss in ihr Plunderteilchen. Mit vollem Mund sprach sie weiter, ein Zeichen dass sie wirklich außer sich war. „Und jetzt bist du ihm wahrscheinlich hörig und er versorgt dich mit Drogen oder Tabletten-.“ Sie hielt erschrocken inne, als ihre Tochter sich am Kaffee verschluckte und hustend nach Atem rang.
„ Mama!“, keuchte Toni, sobald sie dazu in der Lage war, „Bist du von Sinnen? Fragt sich nur, wer hier Wahnvorstellungen hat.“
„Als wenn das so abwegig wäre.“
„Ja, das ist es. Du bist ja zehn Mal schlimmer als ich. Jetzt weiß ich, woher ich meinen Hang zu Übertreibungen habe. Das darf doch nicht wahr sein!!
„Du hast am Anfang selb er noch gesagt, er wäre asozial und würde mit zwielichtigen Gestalten herumhängen. Und dass er wahrscheinlich Drogen im Park vertreibt.“
„Ich dachte, ich sollte nicht immer solche Vorurteile hegen ?“
„Also, in diesem Falle waren sie angebracht.“
„Nein, waren sie nicht. Der Mark ist wirklich sehr nett. Er repariert Motorräder und fährt ab und zu mit ein paar Bekannten. Und Drogen nimmt der auch nicht.“
„Natürlich n icht. Das weiß man ja auch so einfach.“
„Nun, außer den Bildchen hab ich keine verräterischen Spuren auf seinen Armen entdecken können.“ Zu ihrer Schande musste sie gestehen, dass sie auch darauf damals geachtet hatte.
„Hör dir doch mal zu. Erst warst du so überzeugt, dass er nichts taugt, und nun verteidigst du ihn.“ Mit trauernder Miene sprach ihre Mutter weiter. „Seit der hier eingezogen ist, hast du angefangen, dich zu verändern.“
„Ja“, sagte Toni langsam, „weil zu dem Zeitpunkt der Stalker das erste Mal in Erscheinung getreten ist.“
Unglücklich sah ihre Mutter sie an.
„Pass auf. Wenn du deine hanebüchene Story für möglich hältst, warum dann nicht meine?“
Ihre Mutter biss nur noch einmal in ihr Teilchen.
„ Das ist mir ehrlich zu blöd. Ich soll psychische Probleme haben? Oder gar Drogen oder irgendwellche Pillen nehmen? Ich bin die einzig Gescheite hier in diesem Kaff!“ Toni erhob sich und ging zur Terrassentür. „Simon, Thea, kommt rein. Oma ist hier und hat Teilchen mitgebracht“, rief sie schlechtgelaunt. Damit war die Unterhaltung hoffentlich beendet.
Am Freitagabend saß Toni auf ihrer Terrasse und beobachtete die Personen in ihrem Garten. Im Laufe der Woche war es immer öfter vorgekommen, dass Mark abends mal kurz vorbeisah und sie ein wenig erzählten. Heute hatte er es endlich geschafft, ihr seine Papiere rüberzubringen. Als er diese Woche immer wieder erklärt hatte, er müsse erst alles zusammensuchen, hatte Toni sich schon gefragt, wie es denn soviel Zeit
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