Ein mörderischer Schatten (German Edition)
immer spät abends oder morgens sehr früh. So auch beim Joggen, damals. Konnte sie daraus etwas schließen?
Er hatte ihr Rosen geschenkt und Pralinen. Als Zeichen der Verehrung? Bewunderung? Wahrscheinlich. Das taten Stalker doch, oder? Aber warum dann die Ziege? Und jetzt d ie Katze? Als Warnung? Er hatte sie auch angerufen und gesagt, er wäre enttäuscht. Worüber? Und dass die Rose gestern verwelkt war, war das ein Ausdruck seines Missfallens? Hatte er deshalb Marks Auto demoliert? Dachte er, wie so viele tratschfreudige Leute, dass sie etwas mit ihm hatte? Aber wenn Eifersucht der Grund war, warum hatte er dann Ralfs Reifen zerstochen? Wieder wegen Klatsch? Weil Ralf über sie hergezogen hatte, sie hätte im Büro eine Szene gemacht? Dann hätte er es gemacht, um ihr zu helfen, nicht aus Eifersucht.
Oder die Messerattacke n stammten von Jens, um ihren Ruf noch weiter zu stören, und hatten nichts mit dem Stalker zu tun. Aber warum dann jetzt die Katze? Toni raufte sich frustriert die Haare. Es gab noch unzählige Möglichkeiten und Personen, je nachdem, wie man es betrachtete. Wenn sie verquer genug dachte, konnte es immer noch der abgewiesene Ralf oder der im Geheimen immer noch einen Groll auf sie hegende Mark sein, obwohl das wirklich das letzte war, was sie in Betracht zog. Nein, mittlerweile war sie überzeugt, dass sie den Täter garnicht näher kannte.
Er schöpft schloss Toni die Augen, nur, um sie gleich darauf wieder aufzureißen. Unten klingelte das Telefon! Toni lauschte verzweifelt. Das war er. Wie konnte das bloße Klingeln eines Telefons nur so unheilvoll sein? Sie krallte die Hände ineinander und wartete, dass der Klingelton verklang. Das Geräusch verstummte endlich, als der Anrufbeantworter ansprang. Er würde bestimmt nicht draufsprechen. So dumm wäre er nicht. Kurze Zeit später setzte das Klingeln erneut ein. „Bitte, hör doch auf zu klingeln“, bettelte sie verzweifelt. Nach einer Ewigkeit, wie es ihr vorkam, schien er aufzugeben. Toni lag steif wie ein Brett auf ihrer Matratze und fühlte sich, als würde sie gleich zerspringen, so angespannt war sie. Ein mechanischer Summton ließ ihren Kopf zur Seite rucken. Ihr Smartphone leuchtete unheilvoll in der Dunkelheit. Langsam setzte Toni sich im Bett auf und griff mit zitternder Hand nach dem Telefon. „Oh, lieber Gott“, wimmerte sie, als sie sah, wer der Absender der SMS war. Sabine. Weinend öffnete Toni die Textnachricht. „Wie gefällt dir mein Geschenk? Das ist die letzte Warnung!“, las sie wimmernd den Text. Sie schmiss das Handy auf den Nachttisch, als hätte sie sich verbrannt. Es prallte an der Kante ab und fiel zu Boden. Am Ende ihrer Kräfte saß Toni hysterisch weinend auf ihrem Bettrand. Es war einfach hoffnungslos.
Irgendwann gegen Morgen mussten Toni schließlich doch die Augen zugefallen sein, denn plötzlich stand Simon vor ihr. Toni blinzelte. Sie fühlte sich, als hätte sie Watte im Kopf und ihre Augen brannten. Es wurde immer schlimmer mit ihr. Das Gefühl kannte sie mittlerweile. Sie hatte in den vergangenen Monaten höchstens drei oder vier Stunden die Nacht geschlafen, so fühlte sie sich die meiste Zeit wie gerädert, und mehr als einmal war sie versucht gewesen, einmal eine Schlaftablette zu nehmen. Aber das traute sie sich dann auch nicht, aus Angst, dass der Stalker gerade diese Nacht wählen würde, um wieder in ihr Haus einzusteigen, und sie wäre dann zu betäubt, um es zu bemerken. Also wandelte sie lieber wie ein Zombie durch den Tag. Aber heute war es extrem. Jetzt sah sie müde auf Simon, der sie geweckt hatte, ehe ihr plötzlich wieder einfiel, was gestern Nacht passiert war. „Oh, nein!“
„Mama?“
Toni sah Simon an. Was machte sie denn jetzt? Sie musste unbedingt die Katze entfernen, ehe die Kinder sie entdeckten. Hätte sie das doch nur heute Nacht erledigt, aber da hätten sie keine zehn Pferde rausgebracht. Warum war sie auch eingeschlafen! „Ihr zwei bleibt hier oben, bis ich euch Bescheid sage!“, sagte sie eindringlich. „Hast du gehört?“ Toni warf einen Blick zu ihrem mit Vorhängen verdeckten Fenster. Hoffentlich hatte Thea ihre Vorhänge nicht aufgezogen. Ihr Fenster ging ebenfalls zum Garten raus. „Ist Thea auch schon wach?“, fragte sie Simon, wartete seine Antwort aber nicht ab. Schnell hastete sie ins nebenan liegende Zimmer. Thea schlief noch. „Komm, Simon, geh wieder in dein Zimmer“, kommandierte sie, sobald sie wieder im Flur war.
„ Aber Mama,
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