Ein mörderischer Schatten (German Edition)
Gottes Namen nur mit dir los ist.“
Toni öffnete den Mund, doch ihre Mutter sprach schon weiter. „Dein Vater und ich, wir machen uns die größten Gedanken.“ Ihre Mutter ergriff plötzlich Tonis Hand. „Sag die Wahrheit, Kind, nimmst du Tabletten oder Drogen?“
„Was?“, stieß Toni fassungslos aus.
Ihre Mutter machte eine hilflose Geste, die Tonis gesamte Erscheinung umfasste. „Sieh nur, wie aufgedunsen dein Gesicht ist.“
„Aufgedunsen?“ Toni fasste sich unwillkürlich ans Gesicht. Dann sah sie wütend ihre Mutter an. „Mein Gesicht ist nicht aufgedunsen, ich hab fünf Kilo zugenommen! Falls es dir entgangen ist, bin ich nicht nur im Gesicht dicker geworden.“
„Fünf Kilo.“ Irmgard sah ihre Tochter noch einmal genauer an.
„Ja, fünf Kilo! Seit ich nicht mehr Joggen geh und wieder mehr Süßigkeiten esse , hab ich wohl etwas zugelegt“, grummelte sie.
„Ja, genau das mein ich.“, stieß ihre Mutter aus. „Sieh nur, wie du dich verändert hast. Sonst warst du zwar hektisch, aber immer fröhlich und voller Tatendrang. Und jetzt? Du merkst ja gar nicht, wie du dich verändert hast. Erst die Geschichte, dass dich jemand verfolgt, dann gehst du deinem Sport nicht mehr nach-.“
„Ich geh nicht mehr Joggen, weil ich einen Stalker hab“, warf Toni mit erzwungener Ruhe ein.
Ihre Mutter zog die Brauen hoch und nickte. „ Du bekommst Wahnvorstellungen“, sagte sie dann, als wäre Tonis Aussage die Bestätigung ihrer Annahmen, „denkst schließlich auch noch, jemand hätte deine Freundin ermordet... Du stehst in Gefahr, deinen Job zu verlieren und du greifst andere Leute an. Und jetzt erzählt man sich überall, dass du mit dem Messer auf einen Arbeitskollegen losgegangen bist, weil er dich abgewiesen hat.“
„Oh, so hat sich der Klatsch verändert. Nein, Mama. Die ursprüngliche Version lautete, ich hätte wie eine Wahnsinnige die Reifen meines ehemaligen Verehrers zerstochen, weil ich überzeugt wäre, er wäre ein Mörder und hätte es jetzt auf mich abgesehen.“
„Das ist nicht witzig, Antonia“, rief ihre Mutter aufgebracht. „Das sind alles klassische Anzeichen von Abhängigen. “ Ihre Mutter zählte an den Fingern ab. „Du kommst uns nicht mehr besuchen, ziehst dich also zurück, du verlierst die Arbeit, veränderst deine Persönlichkeit, lässt dich gehen...“
„Ich lass mich nicht gehen“, erwiderte Toni mit zusammengebissenen Zähnen. „Und überhaupt ist das alles so ein Schwachsinn, was du dir da zusammengereimt hast.“
„Und jetzt ist mir zu Ohren gekommen, du hättest einen neuen Freund.“, sprach ihre Mutter unbeirrt weiter. „Oh, und was für einer.“ Ihre Mutter riss das Papier auf, in dem die Teilchen eingepackt waren.
„Wie bitte?“
Ihre Mutter beugte sich Toni entgegen. „Die Roswita hat mich gestern angesprochen. Sie hätte dich und die Kinder am Wochenende gesehen. An der Tankstelle. Ihr hättet in so einem merkwürdigen Wagen gesessen und wärt davongefahren wie die Verrückten. Alle Leute hätten den Kopf geschüttelt. Und der Mann wäre der Fracht gewesen, haben sie der Roswita dann erzählt.“ Ihre Mutter sah sie fragend an.
„Herzlichen Glückwunsch. Da habt ihr mich erwischt. Bin ich doch tatsächlich bei einem Mann im Auto mitgefahren. Dann muss er ja natürlich mein neuer Freund sein.“
„ Der gleichzeitig dein neuer Nachbar ist. Und er hat dir auch dein Auto repariert, sagt Papa. Und die Kinder haben mir mehr als einmal vorgeschwärmt, wie toll sie es fanden, als er damals mit euch nach McDonalds gefahren ist.“
„ Trotzdem ist er nicht mein Freund.“ Toni verdrehte die Augen, als ihre Mutter sie ungläubig ansah. Sie stand auf und holte Kuchenteller und Kaffeetassen, doch ihre Mutter war noch nicht fertig.
„ Das glaube ich aber schon. Das läuft wahrscheinlich schon eine Weile und erklärt vieles.“
„Es ist unglaublich“, murrte Toni in sich hinein.
„Antonia, du bist eine erwachsene Frau und normalerweise würde ich mich ja nicht in deine Angelegenheiten einmischen-.“
„Haha“, unterbrach Antonia von der Kaffeemaschine aus.
„Aber“, fuhr ihre Mutter unbeirrt fort, „in diesem Fall bist du wahrscheinlich verblendet. Dein Vater hat mir erzählt, wie die Gegend und die Werkstatt aussahen, wo dein Nachbar arbeitet. Und ich hab vorhin noch einmal einen Blick auf ihn geworfen. Kind, ich hab da ein komisches Gefühl.“
Toni schenkte schweigend den Kaffee ein. Was sollte sie auch sagen. Sie konnte ja
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