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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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oder vielleicht sprechen Sie mit der falschen Mrs. Hunter …«
    »Du bist die nächste.« Es knackte in der Leitung.
    »Hallo? Hallo!« rief Joanne. »Wirklich, ich glaube, Sie haben sich geirrt.« Sie legte auf. Wieder fiel ihr Blick auf die Zeitung. Langsam, wie ein Magnet, zog die unsichtbare Stimme sie zum Tisch. Nervös, aber dann immer entschlossener blätterte sie die Zeitung durch, bis sie wieder Seite dreizehn gefunden hatte. Mit wachsendem Unbehagen überflog sie alle Spalten, las noch einmal die Berichte über die Textilarbeitergewerkschaft, über den Brand und zum Schluß auch die Einzelheiten über die Hausfrau, die in Stücke gehackt worden war. Auf einmal fühlte Joanne etwas Unsichtbares neben sich stehen. Es beugte sich zu ihr hinüber und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    »Du bist die nächste.«

6
    »Warum, um Himmels willen, hast du mir das nicht erzählt?« Energisch schritt Eve Stanley in Joannes Wohnzimmer auf und ab.
    Joanne saß auf einem der beiden drehbaren Sessel am Kamin. »Letztes Wochenende habe ich es ja versucht«, sagte sie leise. Sie empfand ein vages Schuldgefühl und wußte nicht, weshalb. In letzter Zeit fühlte sie sich andauernd schuldig. »Aber dir ging es nicht gut, und deine Mutter war da … Und danach konnte ich mich dann nicht mehr aufraffen …«
    »Na ja, gut, das kann ich verstehen«, gab Eve zu und setzte sich auf den anderen Sessel. »Brian fiel auf, daß er Pauls Wagen die ganze Woche nicht gesehen hatte. Ich habe es gar nicht bemerkt, ich bin so beschäftigt mit meinen Beschwerden und Schmerzen … Auf jeden Fall, als ich heute nachmittag heimkam, sah ich Lulu draußen sitzen. Sie wirkte übrigens nicht gerade glücklich …«
    »Sie hat eine schlechte Note in der letzten Geschichtsarbeit bekommen.«
    »… und ich fragte sie, ob Paul verreist sei, und da hat sie mir alles erzählt. Ich brauche dir ja wohl kaum zu sagen, daß ich beinahe in Ohnmacht gefallen bin.«
    »Es tut mir leid. Ich hätte dich anrufen sollen. In den letzten Tagen war ich ziemlich fertig.«
    »Kein Wunder. Ich kann es immer noch nicht fassen, daß Paul das getan hat. Dieser Dreckskerl! In der Hölle soll er schmoren!«
    Joanne lächelte. »Ich wußte, daß du mich aufmuntern würdest.«
    »Und was genau hatte dieses Arschloch dir zu sagen?«
    »Daß er nicht glücklich ist.« Joanne lachte, aber sie biß sich auf die Unterlippe, damit aus dem Lachen kein Weinen wurde.
    »Hat er irgendwelche Beispiele genannt?«
    Joanne dachte einen Augenblick nach. »Ich glaube, es war mehr ein allgemeines Unbehagen, nichts Bestimmtes.«
    »Unbehagen«, wiederholte Eve, ließ das Wort auf der Zunge zergehen. »Wenn es nur die Malaria gewesen wäre! Glaubst du, daß er eine andere hat?«
    Joanne schüttelte den Kopf. »Er sagt nein. Er sagt, er hat mich nie betrogen.«
    »Und das glaubst du ihm?«
    »Meinst du denn, daß er eine andere hat?« fragte Joanne.
    »Nein«, gab Eve zu.
    »Ich glaube, er liebt mich einfach nicht mehr.«
    »Ich glaube, er ist ein Arschloch«, erklärte Eve. »Es muß einen spezielleren Grund geben. Wie lief es denn bei euch im Bett?«
    »Was?«
    »Ich weiß, du sprichst nicht gern über diese Dinge, aber wir müssen der Sache jetzt auf den Grund gehen.«
    »Es lief gut im Bett«, erzählte Joanne. Sie fühlte, wie sie rot wurde. »Vielleicht nicht ganz so wie bei Brian und dir …«
    »Wie oft habt ihr miteinander geschlafen?«
    Joanne rutschte auf ihrem Sitz hin und her, während Eve ganz ruhig dasaß, vornübergebeugt, die Ellbogen auf die Knie gestützt. »Ich weiß nicht genau. Ein-, zweimal die Woche.«
    »Wie experimentierfreudig warst du denn?«
    »Was meinst du – experimentierfreudig?«
    »Du weißt schon – hast du neue Dinge ausprobiert, hast du …?«
    »Eve, darüber will ich wirklich nicht sprechen. Ich wüßte auch gar nicht, welchen Sinn das hätte. Ich habe mir über jeden möglichen Grund, den Paul zum Weggehen gehabt haben könnte, den Kopf zerbrochen. Vielleicht hat tatsächlich der Sex den Ausschlag gegeben, ich weiß es nicht. Er hat sich nicht beklagt, aber vielleicht war ich wirklich nicht … experimentierfreudig genug. Um ganz ehrlich zu sein, ich bin mir sicher, daß es so ist. Ich bin mir ganz sicher, daß alles meine Schuld ist.«
    »Moment mal!« rief Eve und stand abrupt auf. »Wer hat denn gesagt, daß alles deine Schuld ist?«
    »Das muß mir niemand sagen, das ist doch ganz offensichtlich. Warum wäre er sonst gegangen? Ich habe

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