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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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Wahrscheinlich habe ich dir das Leben gerettet.« Plötzlich wurde es dunkel.
    Demnächst in diesem Theater! leuchtete es von der Leinwand. Die folgenden sechzig Sekunden waren ausschließlich mit dem Geräusch von Schüssen und dem Anblick zu Boden fallender Leichen angefüllt. »Genau die Art von Film, die ich liebe«, sagte Eve.
    Joanne bemerkte, daß sich hinter ihnen etwas bewegte. Sie drehte sich um und sah, daß ein junger Mann, der einen Motorradhelm trug, sich direkt hinter sie setzte, obwohl die meisten anderen Sitze frei waren. Er schien zu grinsen – eine Reihe weißer Zähne durchschnitt das Dunkel, als er den Helm abnahm und auf den Schoß legte. Joanne wandte ihr Gesicht wieder der Leinwand zu. »Setzen wir uns woanders hin«, flüsterte sie Eve zu.
    »Wieso denn? Hier ist es doch prima.«
    »Ich möchte lieber in der Mitte sitzen«, sagte Joanne und wollte schon aufstehen.
    Eve zog sie auf den Sitz zurück. »Du weißt genau, daß ich am Gang sitzen will.«
    »Okay.« Joanne deutete auf die Außensitze einige Reihen weiter vorn. »Setzen wir uns dort hin.«
    »Das ist zu nah an der Leinwand.«
    »Eve, da ist so ein komischer Typ hinter uns, der gefällt mir nicht.«
    Eve drehte sich sofort um und starrte den jungen Mann an. »Ich finde, er sieht ganz normal aus«, flüsterte sie. »Sogar recht gut, soweit ich erkennen konnte.«
    »Warum muß er denn so nah bei uns sitzen? Und warum hält er den Helm auf dem Schoß?«
    »Warum hörst du nicht auf, dir Gedanken zu machen, und siehst dir endlich den Film an?« Joanne sah ein, daß es aussichtslos war, Eve um einen Platzwechsel zu bitten. »Entspann dich, jetzt wird's richtig gut«, fuhr Eve fort. Auf der Leinwand rannte eine hübsche Blondine in offensichtlicher Panik durch die Gegend und direkt in die Arme eines völlig entstellten Irren, der ein Messer in der Hand hielt, den Kopf des Mädchens zurückbog und ihr die Kehle durchzuschneiden begann. Das hellrote Blut, das von ihrem Hals tropfte und sich in Pfützen am Boden sammelte, erschien beinahe dreidimensional. Joanne drehte es den Magen um. »Toll!« murmelte Eve.
    »Du bist ja krank«, flüsterte Joanne. Sie starrte auf ihren Schoß. Ihre Rückenlehne vibrierte. Sie versuchte, nicht an das zu denken, was der Junge hinter ihr wohl gerade tat. Ohne den Kopf zu bewegen, hob sie den Blick zur Leinwand und sah eine andere junge Frau in einem alten Haus umherschleichen. Warum müssen die sich immer dort rumtreiben, wo sie nichts verloren haben? fragte sich Joanne, während das Mädchen nach einem alten roten Vorhang mit Troddeln griff und ihn zur Seite schob. Ein junger Mann fiel hervor, in dessen Brust ein Dolch stak; am Rücken sah die Spitze der Klinge heraus. Das Mädchen schrie, als der Junge ihr in die Arme fiel, und brach in irres Lachen aus. Entsetzt sah Joanne zu, wie der Junge sich den Filmdolch aus der Brust zog und das Paar – beide perfekt gebräunte Kalifornien-Typen – auf dem knarzenden Holzboden miteinander zu schlafen begann. Sie bemerkten nicht, daß sie dabei von dem verunstalteten Monster beobachtet wurden, das schon das Messer in der Hand hielt und bereit war, jeden Moment zuzustoßen.
    Was mache ich hier eigentlich? dachte Joanne und wandte den Blick ab. Was machte sie hier mitten an einem Freitagnachmittag, mitten in einem Leben, das sich um sie herum aufzulösen begann, in einem bluttriefenden Horrorfilm neben einer Freundin, die vielleicht Geschwüre hatte, und vor einem Jungen, der vielleicht gerade in seinen Motorradhelm masturbierte? War es nicht genug, daß ihr Mann sie verlassen hatte und irgendein Telefonfetischist ihr drohte, er werde sie in kleine Stücke hacken? Brauchte sie da auch noch das Monster aus dem Sumpf?
    »Ist dir schlecht?« fragte Eve.
    »Ich glaube nicht.«
    »Warum hast du dann den Kopf in den Schoß gelegt? Warum siehst du dir nicht den Film an?«
    Joanne hob den Kopf genau in dem Augenblick, als auf der Leinwand eine andere junge Frau ans klingelnde Telefon ging.
    »Hallo?« sagte sie leise. »Hallo?«
    Joanne sah zu ihrer Freundin hinüber, deren Blick auf die Leinwand geheftet war. Warum hatte Eve sie hierher gebracht?
    »Sei nicht so nervös«, sagte Eve. »Die überlebt. Das sieht man daran, daß sie keine Titten und keinen Freund hat. Gekillt werden immer nur die Sexbesessenen. Sobald du siehst, wie zwei es miteinander treiben, kannst du sicher sein, daß sie bereits so gut wie tot sind. Der Sünde Sold oder so. Wegen der hier brauchst du

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