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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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gesehen.«
    »Mit wem?« Die Frage wurde von ihrem plötzlich rasenden Herzschlag aus der Kehle gestoßen.
    »Irgendein Mädchen. Judy irgendwer. Keine, die man kennt.« Sie zuckte die Achseln, einen Ausdruck der Geringschätzung im Gesicht. »Eine Blondine natürlich.«
    »Jung?«
    »Mitte, Ende Zwanzig.«
    Joanne klammerte sich an Eves Küchentheke.
    »Hör zu«, sagte Eve schnell, »ich habe dir von dieser blonden Judy oder wie sie heißt nicht deshalb erzählt, weil ich dich beunruhigen will, sondern damit du endlich mal deinen Arsch hebst. Das ist eine einmalige Gelegenheit, Himmel noch mal! Wie viele solche Chancen, glaubst du denn, wirst du noch kriegen? Steve Henry ist ein absoluter Prachtkerl! Weißt du, welche Leistungskraft neunundzwanzigjährige Männer haben? Denk drüber nach, Joanne! Das ist alles, worum ich dich bitte.«
    »Was ist denn los da drin, verdammt noch mal?« ertönte eine Männerstimme im Eßzimmer. »Ich dachte, es gibt hier was zum Abendessen.«
    »Kommt schon«, rief Eve und begann die Töpfe auf dem Herd geräuschvoll hin und her zu schieben, ohne wirklich etwas zu tun. »Es geht doch darum, Joanne«, fuhr sie flüsternd fort, »daß Paul nicht jede Nacht in seiner Wohnung damit verbringt, alles zu überdenken, sondern er geht auch aus und … denkt dabei überhaupt nicht nach.« Eve stellte eine große Kasserolle mit Fleisch und einige Töpfe mit Beilagen auf den Tisch und begann das Essen in Schüsseln zu verteilen. »Brian ist in einer miesen Stimmung«, teilte sie Joanne mit, als sie sich der Tür zum nebenliegenden Speisezimmer näherten, jede mit diversen Köstlichkeiten in der Hand. »Bitte, sprich heute nicht über seine Arbeit, okay?«
    Joanne nickte. Von Kopf bis Fuß – von ihrem ungekämmten braunen Haar bis zu ihren hellblauen Zehennägeln – hatte sie ein taubes Gefühl.
    Sie war nicht mehr hungrig, obwohl das Essen köstlich duftete, und sie bezweifelte, ob sie überhaupt ein Wort mit Brian sprechen können würde bei dem riesigen Kloß, der ihr im Hals steckte.
    »Na, wie geht's den Mädchen?« fragte Brian mit vollem Mund.
    »Gut geht es ihnen«, antwortete Joanne automatisch. »Das heißt, nein, eigentlich geht es ihnen nicht gut«, verbesserte sie sich und wandte den Blick von ihrem unberührten Teller: Auf chinesisch zubereitetes Rindfleisch mit Reis, für das Eve ohne Frage den ganzen Tag gebraucht hatte. »Ich meine, gesundheitlich ist alles in Ordnung, glaube ich. Aber Lulu macht mich verrückt mit ihrer Jahresabschlußprüfung, sie glaubt, sie wird in jedem Fach durchfallen, und Robin macht mich verrückt, weil sie glaubt, sie schafft alles, ohne etwas dafür zu tun. Heute geht sie aus, weil es einfach nicht sein darf, daß sie in einer Samstagnacht zu Hause bleibt! Und Lulu, die im Gegensatz zu Robin daheim bleibt und lernt, heult, weil sie am Montag Prüfung in Geschichte hat, und das einzige Datum, das sie sich merken kann, ist der Ausbruch des Burenkrieges, und natürlich ist der Burenkrieg in diesem Schuljahr überhaupt nicht durchgenommen worden.«
    Brian lachte. »Wieso der Burenkrieg?«
    »Ach, das ist die Zahlenkombination unseres Alarmsystems.«
    »Bei dir war ja heute morgen wieder falscher Alarm«, sagte Brian und nahm sich noch einmal vom Salat.
    Joanne nickte. »Nachdem ich den Kindern millionenmal gesagt habe, sie sollen nachsehen, ob der Alarm auch wirklich ausgeschaltet ist, bevor sie morgens die Tür öffnen, darfst du dreimal raten, wer es prompt vergaß … Na ja«, sagte Joanne traurig lächelnd, »wenigstens habe ich dann meinem Großvater etwas zu erzählen.«
    »Wie geht es ihm denn?«
    »Nicht gut.« Joanne führte die Gabel an die Lippen, ließ sie dann aber wieder sinken, ohne einen Bissen genommen zu haben. »Langsam beginnt er an den Rändern ein bißchen grau zu werden.«
    »Du läßt den Alarm sogar an, wenn du im Haus bist?« fragte Brian.
    Joanne nickte. »Ich fühle mich dann sicherer, wegen der Anrufe.«
    »Welche Anrufe?« fragte Brian.
    Ein plötzliches lautes Geräusch – Eves Gabel war ihr aus der Hand gefallen und auf den Teller gekracht – lenkte die Aufmerksamkeit zurück zu Eve. Ungeschickt sprang sie auf und stieß dabei das Weinglas um, so daß der Rest des teuren Burgunders in den Salat floß. »O Gott«, schrie sie, »da ist wieder dieser stechende Schmerz.«
    »Wo denn?« fragte Joanne, die sofort bei Eve war.
    »An den üblichen Stellen«, keuchte Eve und versuchte zu lachen, »im Herz, in der Lunge, im

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