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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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Hand auf die Schulter. »Warum legen Sie sich nicht selbst mal eine Weile hin? Sie haben alle Möbel rumgeschoben, Sie müssen ja völlig erschöpft sein.«
    »Wird Eve wieder gesund werden?« fragt Eves Mutter an der Haustür leise.
    »Ich bin überzeugt, daß sie wieder gesund wird«, antwortet Joanne und wundert sich, wie überzeugend ihre Stimme klingt, denn in Wahrheit ist sie überhaupt nicht sicher.

20
    »Ich weiß nicht, warum ich mich von dir dazu überreden ließ.«
    »Hey, das ist mein Spruch!«
    »Das letzte, was ich jetzt sehen möchte, ist ein aufwendiges Broadway-Musical«, schmollt Eve und starrt aus dem Autofenster hinaus auf den Abendhimmel.
    »Es soll wundervoll sein«, erzählt Joanne. »Die Kostüme sind unglaublich, heißt es, tolle Tanzszenen, und die Songs kann man tatsächlich mitsummen.«
    »Wer sagt das? Wieder der gute Onkel Doktor?«
    Joanne fühlt ihre Schultern sinken, strafft sie wieder und versucht sich zum Lächeln zu zwingen. »Um ehrlich zu sein: ja«, antwortet sie. Hoffentlich läßt sich ein Streit vermeiden. Sie gibt den Versuch mit dem Lächeln wieder auf. Jedesmal, wenn zwischen ihr und Eve die Rede auf Joannes neuen Chef kommt, beginnen sie unweigerlich zu zanken. »Ron und seine Frau haben es sich letzte Woche angesehen, und er hat überhaupt nicht mehr aufgehört, davon zu schwärmen.«
    »Wenn es wirklich so gut ist, wieso haben wir dann Karten bekommen?«
    »Ich habe dir doch erzählt, daß sein Bruder …«
    »Ach ja«, unterbricht Eve sie, »sein Bruder treibt es mit der Produktionsassistentin.«
    Joanne zuckt zusammen. »Er ist mit der Produktionsassistentin befreundet.«
    »Genau dasselbe – sei doch nicht so naiv.« Mürrisch sieht Eve aus dem Fenster.
    »Also, wenn es wirklich eine solche Qual für dich ist, dann drehe ich jetzt um, und wir fahren einfach nach Hause.«
    »Jetzt? Wir sind schon fast da, Mensch! Wegen dir habe ich mich angezogen und alles. Wer hat denn irgendwas von heimfahren gesagt? Mein Gott, du bist so empfindlich!«
    »Ich habe bloß keine Lust, im Freitagabendverkehr nach Manhattan reinzufahren, wenn du dich den ganzen Hinweg und den ganzen Rückweg über beklagst.«
    »Wer beklagt sich?« Eve rutscht unruhig in ihrem Sitz hin und her und drapiert sich ihre silberne Stola um die nackten Schultern. »Du bist heute vielleicht in einer komischen Stimmung!«
    »Meine Stimmung war ausgezeichnet.«
    »War? Soll das heißen: Ist nicht mehr?«
    Joanne fühlt, wie sich ihre Schultern entspannen. »Ist schon gut. Das Autofahren auf dem Highway macht mich immer ein bißchen nervös«, lügt sie.
    »Glaubst du nicht, daß dieser Job zuviel für dich ist?« fragt Eve nach einer kurzen Pause.
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, du weißt schon, du bist es nicht gewöhnt zu arbeiten, ich meine, du hast doch noch nie außer Haus gearbeitet, oder?« Joanne schüttelt den Kopf. Sie hat keine Ahnung, worauf Eve hinauswill. »Und plötzlich arbeitest du jeden Tag von neun bis fünf, das ist eine ziemliche Umstellung. Da mußt du ja müde sein.«
    »Ich bin nicht müde.«
    »Du siehst müde aus.«
    Joanne schielt zu ihrer Freundin hinüber, die so tut, als konzentriere sie sich auf die vor ihnen liegende Straße. »Wirklich?« Joanne ertappt sich dabei, wie sie ihr Gesicht im Rückspiegel anstarrt. Die Falten um ihre Augen scheinen nicht tiefer als sonst zu sein. Wenn überhaupt, dann hat sie seit Monaten nicht besser ausgesehen – und sich nicht besser gefühlt – als jetzt. »Ich bin nicht müde«, wiederholt sie. »Im Gegenteil, ich fühle mich sehr wohl. Der Job gefällt mir sehr gut …«
    »Wie kann einem nur ein Job gefallen, bei dem man jeden Tag in Pickelgesichter starren muß?«
    Joanne versucht zu lachen, aber es klingt mehr wie ein Grunzen. »Die Leute hinter diesen Pickeln sind sehr nett. Alle sind freundlich. Einen netteren Chef als Ron gibt es nicht …«
    »Das sagst du andauernd. Passiert da irgendwas, was ich wissen sollte?«
    »Was denn zum Beispiel?« Joanne beginnt sich sehr unbehaglich zu fühlen. Dies ist nicht das erstemal, daß Eve darauf anspielt, zwischen Joanne und ihrem neuen Arbeitgeber könnte sich etwas ausgesprochen Berufswidriges abspielen.
    »Ich habe doch gesehen, wie er dich damals in der Praxis angeschaut hat. Der kleine Ronnie Gold und die kleine Joanne Mossman zum erstenmal wieder vereint!«
    »Joanne Hunter«, korrigiert Joanne in scharfem Ton, »und langsam beginnt mich dieses Gespräch zu ärgern.«
    Eve ist

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