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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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völlig verblüfft über Joannes plötzliche Deutlichkeit, ebenso wie Joanne selbst. »Beruhig dich wieder. Ich habe doch nur Spaß gemacht.«
    »Ron ist glücklich verheiratet, und ich bin eine verheiratete Frau«, sagt Joanne. Der gar nicht so subtile Unterschied ist ihr durchaus bewußt. »Er ist mein Chef, und ich mag ihn und respektiere ihn. Das ist alles, und mehr wird da nie sein.«
    »Mir scheint, die Dame widerspricht zu sehr«, murmelt Eve kaum hörbar. Bevor Joanne Protest erheben kann, fährt Eve fort: »Du glaubst also, daß du weiterarbeiten wirst, wenn die Mädchen wieder daheim sind?«
    »Das glaube ich nicht«, antwortet Joanne und versucht, ihren Ärger zu unterdrücken. » Ich hatte mich nur einverstanden erklärt, den Job den Sommer über zu machen. Bis die Mädchen aus dem Lager zurück sind, wird Ron bestimmt jemand anderen gefunden haben, der ihm zusagt, und Paul und ich werden hoffentlich …« Sie bricht mitten im Satz ab. Es ist zwei Wochen her, daß sie ihren Mann das letztemal gesehen hat.
    »Paul und du, ihr werdet, hoffentlich …?«
    »Wer weiß?« Joanne hebt die Schultern. Sie möchte das Thema einer möglichen Aussöhnung nicht weiter diskutieren. Während der folgenden Stille wird ihr bewußt, daß es jetzt weniger und weniger Themen gibt, über die sie mit ihrer ältesten und besten Freundin noch gerne spricht.
    Eve windet sich in ihrem Sitz und zupft an ihrer Stola herum. »Du hast doch dafür gesorgt, daß wir einen Sitz am Rand haben, oder?« fragt sie.
    »Das hast du mich schon einmal gefragt.«
    »Und wie lautete deine Antwort?«
    »Ja, ich habe dafür gesorgt, daß wir einen Sitz am Rand haben.«
    »Gut.«
    Sie versinken in tiefes Schweigen.
    Sie finden erst etwa acht Straßenzüge vom Theater entfernt einen Parkplatz und müssen laufen, um nicht zu spät in die Vorstellung zu kommen, die um acht Uhr beginnt. Die Menschenmenge vor dem Barrymore-Theater schiebt sich langsam hinein, als Eve und Joanne lachend und außer Atem ankommen. »Ich weiß gar nicht, was so lustig ist«, keucht Eve und faßt sich an den Hals. »So bin ich nicht mehr gerannt seit dem Leichtathletiktag am Ende des vorletzten High-School-Jahres, als ich erste wurde. Erinnerst du dich? Ich kam mit gut zehn Metern Vorsprung ins Ziel.«
    »Na, mich hast du auf jeden Fall geschlagen«, gibt Joanne nach Luft schnappend zu. »Du warst damals ziemlich gut in Form.«
    Eves Körper versteift sich plötzlich. »Was soll das heißen?«
    Joanne weiß nicht, was sie antworten soll – das passiert ihr jetzt immer öfter, wenn sie mit Eve zusammen ist. Ihre Hände wedeln tolpatschig durch die Luft, sie bekommt den Mund nicht auf.
    Im Inneren des Theaters wird zum Einnehmen der Plätze geläutet. »Ich glaube, wir müssen jetzt rein«, sagt Eve mit wieder etwas freundlicherer Stimme. »Ist das nicht Paul?« fragt sie plötzlich.
    »Was? Wo?«
    »Er ist gerade reingegangen. Zumindest glaube ich, daß es Paul war. Ich habe ihn nur von der Seite gesehen. Es könnte auch jemand anderer gewesen sein.«
    Joanne fühlt, wie ihr Herz wild zu schlagen beginnt, und weiß, daß das nichts mit der körperlichen Anstrengung des Laufens zu tun hat. Sie kommt sich vor wie ein Teenager, wie einer aus der Masse von Pickligen, die sie jeden Tag tröstet. Wie sieht sie aus? Sie versucht, in den Glastüren ihr Spiegelbild zu erkennen. Eve sagte, sie sehe müde aus. Stimmt das? Sie trägt ein neues rot und weiß gestreiftes Baumwollkleid, das vorn ziemlich kühn geschnitten ist und am Saum Rüschen hat, die ihre Knie zart umspielen. Es ist ganz anders als alles, was sie je an Kleidern besessen hat, und sie hat es von dem ersten Geld bezahlt, das sie selbst verdiente. Ihre Haut ist wieder rein, aber die Haare sind vom Laufen ganz zerzaust. Aber in letzter Zeit sind sie immer zerzaust, und jeder sagt ihr, wie hübsch das aussehe; auch Paul hat es gesagt. Sie wirkt jetzt ein bißchen dünner, findet sie. Sie wird durch die Tür ins Foyer geschoben. Sie reicht dem Mann am Eingang die Karte und wird sofort in den Zuschauerraum gedrängt. Daß sie dünner wirkt, ist wohl nur dem optischen Effekt der Längsstreifen zu verdanken, sagt sie sich, obwohl sie, seit sie zu arbeiten begonnen hat, wirklich ein paar Pfund abgenommen hat. Neue Diät? hat Eve gefragt. Ja, dachte sich Joanne damals, die Angstdiät. Aber eigentlich ist sie jetzt von Tag zu Tag weniger ängstlich.
    Sie finden ihre Plätze und setzen sich. Eve reckt ihren langen, eleganten

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