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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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sind hier in New York, verdammt noch mal! Hier kannst du überfallen werden, wenn du so rumhängst und streitest!«
    »Paul ist kein Idiot«, wiederholt Joanne.
    »Mach, was du willst. Er ist dein Mann.«
    »Ja, er ist mein Mann, und ich finde es sehr seltsam, daß ich ihn vor dir in Schutz nehmen muß.«
    »Dann laß es bleiben«, erwidert Eve trocken. »Ich bin auf deiner Seite, erinnerst du dich?«
    »Bist du wirklich auf meiner Seite?«
    Jetzt ist Eve mit dem Stehenbleiben an der Reihe. »Was soll das denn nun heißen?«
    »Das fragen wir uns in letzter Zeit andauernd.«
    »Und wie lautet deine Antwort?«
    Joanne geht weiter. »Ich weiß nicht.«
    »Du«, sagt Eve auf der Rückfahrt nach Long Island, »machen wir diese Sache nicht schlimmer, als sie ist? Du hast deinen Mann gesehen, als er mit einer anderen Frau ausging. Natürlich regt dich das ein bißchen auf …«
    »Eve, bitte sprechen wir nicht darüber.«
    »Ich versuche ja nur, dir zu sagen, daß du es dir nicht zu nahegehen lassen darfst.«
    »Warum denn nicht?« fragt Joanne, fährt den Wagen an den Straßenrand und steigt voll auf die Bremse. »Warum soll ich es mir nicht nahegehen lassen? Ich liebe meinen Mann. Im Oktober feiern wir unseren zwanzigsten Hochzeitstag. Ich hoffe verzweifelt, daß wir wieder zueinanderfinden. Warum soll es mir nicht nahegehen, wenn ich ihn mit einer anderen Frau ausgehen sehe? Warum ist alles, was mir widerfährt, so verdammt belanglos, und alles, was dir passiert, so weltbewegend wichtig? Warum ist mein Schmerz irgendwie weniger wert als deiner?«
    »Joanne, sei nicht albern. Schließlich steht dein Leben nicht auf dem Spiel.«
    »Deins auch nicht!«
    »Ach, wirklich? Und du weißt das ganz genau, ja?«
    Joanne holt tief Luft. Irgendwie, denkt sie, kehrt das Gespräch immer wieder zu Eve zurück.
    »Ja«, sagt Joanne entschieden. »Ja, das weiß ich ganz genau. Eve, bei wie vielen Ärzten warst du? Bei dreißig? Bei vierzig?« Eve weigert sich, sie anzusehen. »Du warst bei jedem Spezialisten in New York; du hast jede Untersuchung über dich ergehen lassen, die es überhaupt gibt. Wie oft muß man dir noch sagen, daß dir nichts fehlt?«
    »Wage es ja nicht, mir zu sagen, daß mir nichts fehlt! Ich habe am ganzen Körper Schmerzen!«
    »Genau darum geht es! Niemand ist in der Lage, deine Schmerzen zu benennen. Du hast alles! Rippen, Brust, Unterleib, Adern, dein Gewicht, deine Verdauung, deine Haut, deine Haare, deine Ohren- und Nasensekrete, deine Körpertemperatur, deine Augen, dein Hals! Entschuldige, wenn ich etwas ausgelassen haben sollte. Eve, kein Mensch wird am ganzen Körper krank!« Sie bricht ihren Redefluß ab, fühlt den Haß, der von Eves fest geballten Fäusten ausgeht. »Ich sage nicht, daß gar nichts mit deinem Körper passiert ist. Du hattest eine Fehlgeburt, du hast viel Blut verloren. Dein ganzer Körper ist aus dem Rhythmus gekommen; vielleicht entstand dann ein chemisches Ungleichgewicht, ich weiß nicht, ich bin kein Arzt …«
    »Da hast du verdammt recht …«
    »Aber ich weiß, daß das, was immer mit deinem Körper geschehen ist, nicht tödlich sein kann.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Nun gut, ich weiß es nicht! Nehmen wir einmal an, es ist tödlich! Nehmen wir einmal das Allerschlimmste an! Du hast noch sechs Monate zu leben! Was tust du dagegen?«
    »Von was redest du da? Ich will nicht sterben!«
    »Natürlich nicht. Und du wirst auch nicht sterben. Ich will damit nur sagen, daß du, wenn du tatsächlich eine tödliche Krankheit hast, nicht viel dagegen unternehmen kannst, außer das Beste aus der Zeit, die dir noch bleibt, zu machen! Ich glaube nicht, daß du sterben wirst. Keiner außer dir glaubt, daß du sterben wirst. Wäre es denn so schlimm, mal zum Psychiater zu gehen?«
    »Es wäre reine Zeitverschwendung.«
    »Was hast du denn in den letzten Monaten anderes getan?«
    »Ich habe körperliche Schmerzen!«
    »Ja, aber körperliche Schmerzen können eine seelische Ursache haben. Niemand kann da den Unterschied feststellen.«
    »Ich kann es.«
    »Dann bist du der einzige Mensch auf der Welt, der diese Fähigkeit besitzt.«
    »Joanne, ich bin es doch nicht, die gerade einen Nervenzusammenbruch erleidet …«
    »Niemand sagt, daß du einen Nervenzusammenbruch hast.«
    »Und nicht ich bin es, die sich seltsame Anrufe einbildet.«
    Es dauert einige Sekunden, bis Joanne diesen Satz versteht. »Ich habe mich schon gefragt, wann du wohl darauf zu sprechen kommen wirst«, sagt

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