Ein moerderisches Geschaeft
Frage wurde zu einem Sprechgesang, den sie nicht mehr abbrechen konnte. Obwohl beide Männer beteuerten, dass Sara wieder genesen würde, fühlte sich Carrie gezwungen, immer wieder nachzufragen.
Ein Sanitäter gab Sara eine Spritze und Sekunden später schloss sie die Augen. Ihre Hand wurde schlaff. Nachdem sie das verletzte Bein geschient hatten, prüfte der eine ihren Blutdruck, während sich der andere um Carrie kümmerte.
»Er wird Avery umbringen. Sorgen Sie dafür, dass er aufgehalten wird. Haben Sie gehört? Er wird … er wird …«
Carrie wurde ohnmächtig. Die grauenvollen Erlebnisse, die Angst und der Schlafmangel taten ihre Wirkung. Ihr Körper rebellierte und blendete sich aus.
Als sie die Augen aufschlug, lag sie in einem Krankenhausbett. Und … oh, diese Schmerzen! Es schien, als würde jeder Muskel in ihrem Körper brennen. Hatte sie jemand durchgeprügelt?
Sie versuchte verzweifelt, den Nebel in ihrem Kopf zu vertreiben. Avery. O Gott, sie musste Avery finden, ehe es zu spät war, Sie sah, dass die Rufglocke neben ihr auf dem Bett lag und tastete danach. Der Schmerz schoss durch ihren Ellbogen und sie schrie auf. Sie sah an sich herunter, merkte erst jetzt, dass ihr Arm eingegipst war, und fluchte.
Wie war das passiert?
Die Schlucht … natürlich. Sie war kopfüber in die Tiefe gestürzt und erinnerte sich, dass sie den Arm ausgestreckt hatte, um sich abzufangen. Sie wusste, dass sie sich dabei das Handgelenk verletzt hatte, dachte aber, es wäre nur verstaucht. Anfangs hatte es gar nicht so wehgetan, oder? Sie konnte sich nicht mehr erinnern. Vielleicht war der Arm taub gewesen wie der Rest ihres Körpers. Sie wusste noch, dass sie auf Sara gelandet war. Ihre Freundin hatte sich gewunden vor Schmerzen, und Carrie entsann sich auch deutlich, ihr die Hand auf den Mund gedrückt zu haben, um ihre Schreie zu ersticken. Sie hatte Angst gehabt, dass Monk in der Dunkelheit lauerte.
Wo war Sara? Carrie hörte Männerstimmen auf dem Flur, und da sie die Klingel nicht erreichte, wollte sie schreien. Doch im nächsten Moment ging die Tür auf und ein junger Arzt in weißem Kittel über blauer Kleidung kam herein. Er hielt ihr Krankenblatt in der Hand.
Sein Name war Dr. Bridgeport, und er sah aus, als hätte er eine Woche lang keinen Schlaf bekommen. Das kann nicht gut sein, dachte Carrie. Dann fielen ihr seine Hände auf. Sie waren riesenhaft – als hätte man sie von einem größeren Körper entfernt und ihm transplantiert.
»Sind Sie mein Arzt?«
»Ich bin Neurologe. Ich habe mir Ihre Röntgenbilder und die CT-Aufnahmen angesehen«, erklärte er.
»Man hat diese Untersuchungen bei mir gemacht?«, fragte sie.
Er nickte. »Sie haben eine leichte Gehirnerschütterung. Und wir behalten Sie zur Beobachtung eine Nacht hier. Ich habe auf den Aufnahmen nichts Alarmierendes entdeckt.«
»Was ist mit meinem Arm?«
»Er ist gebrochen.«
»Offensichtlich«, gab sie zurück.
Er notierte etwas auf ihrer Karte und sagte, ohne aufzusehen: »Der behandelnde Arzt wird in Kürze nach Ihnen sehen. Draußen stehen ein paar ziemlich ungeduldige FBI-Beamten, die mit Ihnen sprechen möchten. Ich lasse zwei von ihnen herein … falls Sie sich gut genug fühlen, sie zu empfangen.«
»Mein Kopf tut weh. Kann ich ein Schmerzmittel haben?«
»Bald«, versprach er.
Sie wusste, was das hieß. Als Avery noch klein war, hatte Carne sie mit demselben Versprechen abgespeist, wenn sie sich etwas wünschte, was Carrie ihr nicht geben wollte. Es hatte damals bei Avery nicht funktioniert und es funktionierte jetzt nicht bei Carrie.
»Ich möchte etwas einnehmen.«
»Sie haben eine Gehirnerschütterung, Mrs. Salvetti, und es wäre besser …«
Sie ließ ihn nicht ausreden. »Oh, vergessen Sie’s, Doktor. Eine Freundin ist zusammen mit mir eingeliefert worden. Ihr Bein war zertrümmert. Wo ist sie? Wissen Sie das?«
Der Doktor nickte. »Richterin Collins ist im OP.«
Jemand klopfte laut an die Tür. Der Arzt steckte das Krankenblatt in die Kitteltasche, lächelte und drehte sich zur Tür. »Sie brauchen Ruhe«, sagte er, während er zwei Männer in dunklen Anzügen hereinließ. »Zehn Minuten«, sagte er zu den Agenten, »dann muss sie schlafen.«
Die beiden Besucher bewegten sich wie Soldaten bei einer Parade – steife Arme, hocherhobene Köpfe. Sie waren bis auf die Farbe der Krawatten gleich gekleidet. Einer trug eine grau und schwarz gestreifte Krawatte, der andere eine dunkel karierte.
Der Agent namens
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