Ein moerderisches Geschaeft
dann lief er los, um seinen Boss zu holen.
Tim Cannon ließ nicht lange auf sich warten und der Portier versteckte sich halb hinter seinem Rücken. Da John Paul nicht mehr bei der CIA war, hatte er keinen Ausweis, mit dem er dem schmallippigen, schwitzenden kleinen Mann imponieren konnte, also wandte er die Einschüchterungsmethode an. Wie gewöhnlich wirkte sie ebenso gut wie Charme. Er konnte gar nicht verstehen, warum die Menschen dazu neigten, sich vor ihm zu fürchten. Seine Schwester Michelle meinte, dass seine Körpergröße daran schuld sei und die Tatsache, dass er selten lächelte. Auch wenn er es seltsam fand, dass Fremde vor ihm zurückwichen, nutzte er ihre Angst zu seinem Vorteil. Cannon ging also von der falschen Annahme aus, dass John Paul für die Regierung arbeitete – eine Vermutung, die John Paul schürte, obwohl er es nicht direkt behauptete –, und es wäre ihm offensichtlich zu peinlich gewesen, einzugestehen, dass ihm John Paul nicht geheuer war; deshalb rief er weder die Sicherheitsleute, noch wollte er seinen Ausweis sehen. Tatsächlich hätte der Geschäftsführer nicht hilfsbereiter sein können. Er lud John Paul in sein Büro ein, bot ihm an, seinen Schreibtisch und das Telefon zu benutzen, stammelte dann etwas von einer dringenden Erledigung, verließ sein Büro und machte die Tür hinter sich zu.
John Paul schaltete unverzüglich Cannons Computer an, fand die richtige Seite und tippte seinen Zugangscode ein. Er hasste die Technologie, aber nur mit ihrer Hilfe kam er an die Informationen, die er brauchte. Er wollte prüfen, ob Alarmbereitschaft wegen Monks Rückkehr bestand, und war angenehm überrascht, dass keine Fahndung ausgeschrieben worden war. Noch würde die Wellnessfarm also nicht von Agenten überschwemmt -nach John Pauls Ansicht waren sie so auffällig wie Nonnen in schwarzen Trachten. Augenscheinlich wusste das FBI noch nicht, dass Monk wieder in die Staaten eingereist war, und John Paul hatte nicht vor, die Behörde davon in Kenntnis zu setzen. Die Typen würden ohnehin nur alles vermasseln. Monk würde die Agenten auf Anhieb erkennen, Panik bekommen und sich wieder verflüchtigen.
Das wollte John Paul auf keinen Fall. Er war dem FBI einen Schritt voraus und mehr brauchte er nicht. Er hatte seine persönlichen Gründe, warum er den Killer schnappen wollte, und duldete nicht, dass sich ihm etwas oder jemand in den Weg stellte.
Vor gut einem Jahr hatte Monk versucht, John Pauls Schwester Michelle umzubringen, und er hätte Erfolg gehabt, wenn Michelles jetziger Mann und ein Freund es nicht verhindert hätten. Aber Monk war entkommen und das war für John Pauls Verständnis unverzeihlich. Er schwor sich, nicht eher zu ruhen, bis er den Kerl aufgespürt und zur Hölle geschickt hatte, wohin er gehörte.
Seit er mit den Recherchen begonnen hatte, war sein Verlangen nach Rache zunehmend heftiger geworden. Einer der Fälle, über die er las, hatte ihn besonders erschüttert. Ein Vater hatte Monk angeheuert, um seine halbwüchsige Tochter töten zu lassen, damit er das Geld von der Lebensversicherung kassieren und seine Spielschulden bezahlen konnte. Das FBI wusste, dass Monk das Mädchen ermordet hatte, weil der Profikiller immer eine Rose hinterließ. Der Vater hatte zwar diesen Beweis vor Eintreffen der Polizei entfernt, aber die Spurensicherung fand einen Dorn im Bett des Mädchens. Außer dem Vater gab es keine Angehörigen, die um das Kind trauerten oder darauf drangen, dass der Tod genau untersucht und geahndet wurde. John Paul war klar, dass es noch andere Opfer geben musste, von denen das FBI bislang keine Kenntnis hatte. Wie viele Unschuldige würden noch sterben, ehe der Killer gestoppt wurde?
4
Monk unterhielt die drei Frauen während der Fahrt. Carrie fand ihn zwar charmant, aber auch schrecklich korrekt. Genauso stellte sie sich einen perfekten englischen Butler vor.
Er hatte ihr Gepäck in einem brandneuen Landrover verstaut und erklärt, dass dieser Wagen gut für die Bergstraßen geeignet und er deshalb nicht mit einer der Limousinen der Schönheitsfarm gekommen sei. Anne Trapp saß vorn, und Carrie hatte auf dem Rücksitz neben Richterin Sara Collins Platz genommen. Die Sitze waren mit weichem beigen Leder bezogen und sehr bequem.
Alle waren aufgeregt und nervös, aber es kam kein richtiges Gespräch zustande. Monk erzählte ihnen kurz etwas über die Geschichte des Utopia und erfreute sie dann mit einigen faszinierenden Storys über die Prominenten, die
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