Ein moerderisches Geschaeft
als hätten Sie viel für so was übrig«, sagte sie und betrachtete seine breiten Schultern und die sich wölbenden Muskeln unter dem offensichtlich maßgeschneiderten Anzug. Was bezahlten sie heutzutage den Chauffeuren?
Sie standen bestimmt gute zehn Minuten Seite an Seite, bis das Förderband anlief und die ersten Gepäckstücke vorbeirollten.
»Das ist meines«, verkündete Carrie und deutete auf eine prallvolle schwarze Gucci-Tasche. »Seien Sie vorsichtig«, warnte sie. »Sie ist schwer.«
»Ist das Ihr einziges Gepäckstück?«
Sollte das ein Witz sein? »Nein, es kommen noch drei weitere.«
»Wie lange bleiben Sie in der Wellnessfarm?«, fragte er.
»Zwei Wochen. Und wie lange arbeiten Sie schon dort?« Sie wollte Smalltalk betreiben, während sie auf ihr restliches Gepäck warteten. Wenn ihre Koffer verloren gegangen waren, dann hatte sie ein Problem, denn da drin waren ihre Ersatzakkus für den Laptop und das andere Handy.
»Ein Jahr«, antwortete er.
»Wie interessant«, meinte sie, obwohl es sie nicht wirklich interessierte. Wo, zum Teufel, waren ihre Koffer? Sie spürte, dass sie nervös wurde, und atmete tief durch. Entspann dich, ermahnte sie sich. Du hast Urlaub.
Sie sah sich um, entdeckte die Damentoilette und sagte: »Ich würde mir gern noch etwas Wasser ins Gesicht spritzen, bevor wir losfahren.«
»Wenn Sie damit bitte warten könnten, bis wir …«
»Nein, ich kann nicht warten«, fiel sie ihm ins Wort. Sie reichte ihm ihre Reisetasche, die Handtasche behielt sie. »Lassen Sie diese Tasche nicht aus den Augen, da sind mein Laptop und das Handy drin.«
Dann lief sie zur Toilette. Als sie sich die Hände wusch, fiel ihr wieder ein, dass sie ihr Handy gar nicht in der Tasche, sondern im Blazer hatte, und beschloss, Avery sofort anzurufen.
Carrie ging in die letzte Kabine, um ein wenig mehr Privatsphäre zu haben, und hoffte inständig, dass sie eine Funkverbindung bekam. Dann drückte sie auf die Kurzwahltaste. Sie versuchte es zuerst in Averys Apartment, hörte ihre Stimme auf dem Anrufbeantworter und forderte sie auf, sich sofort zu melden, sobald sie diese Nachricht abgehört habe. Dann drückte sie auf die Kurzwahltasten für Averys Büro. Die Mailbox meldete sich nach dem zweiten Klingelton.
»Verdammt, Avery, du solltest mich zurückrufen und mir deine Ankunftszeit durchgeben. Du hast es vergessen, stimmt’s? Ich hoffe wirklich, dass du schon in der Maschine sitzt und deine Nachrichten von Denver aus abhörst. Ich glaube, ich bin so aufgeregt, weil ich auf keinen Fall möchte, dass du wieder abspringst. Ich weiß, wie sehr dich dein Job beansprucht. Falls ich dahinter komme, dass du das Flugzeug wegen einer dieser grässlichen Besprechungen verpasst hast, werde ich dir die Leviten lesen, dass dir einen Monat lang die Ohren klingeln. Ehrlich, Avery, wenn ich an all die Dinge denke, die du tun könntest, und an das viele Geld, das du verdienen könntest … Und du hockst in einem fensterlosen Kellerloch und analysierst weiß Gott was. Du verschwendest deine Talente. Das ist dir doch klar, oder? Ich wünschte, du würdest zulassen, dass ich dir helfe, den Beruf zu wechseln.«
Carrie wurde sich bewusst, was sie da tat, und lachte. »Hör mich nur an! Damit liege ich dir schon seit Ewigkeiten in den Ohren, nicht? Wie auch immer – ich rufe dich an, um dir zu sagen, dass ich in Aspen angekommen bin. Ich wollte hier am Flughafen auf dich warten, damit wir gemeinsam zum Utopia fahren können, aber mit mir werden noch andere Gäste abgeholt, und es wäre eine Zumutung, wenn sie auch warten müssten. Ich verbringe diese Nacht nicht im Hotel. Sie hatten einen Wasserrohrbruch oder irgendein Problem mit den Installationen, das, wie mir der Chauffeur sagte, behoben sein dürfte, bis du ankommst. Zu der Zeit schlafe ich sicher schon tief und fest. Die beiden anderen Frauen und ich übernachten in einem luxuriösen Privathaus. Ich habe vergessen, wie die beiden anderen Frauen heißen, aber eine von ihnen ist Richterin. Ich wette, sie ist berühmt. Morgen checke ich dann im Utopia ein und wir sehen uns. Das Anwesen, zu dem wir fahren, heißt ›Land zwischen den Seen‹. Klingt das nicht idyllisch? Tom Cruise war dort der letzte Gast, also muss es atemberaubend schön sein. Ich meine, Cruise steht ganz oben auf der Liste der A-Promis, er würde nicht in ein schäbiges Haus gehen. Ich lege jetzt besser auf, bevor der Chauffeur in die Damentoilette kommt und nach mir sucht. Ich kann es kaum
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