Ein moerderisches Geschaeft
Bursche mit blauschwarz gefärbtem Haar und buschigen Augenbrauen. Er trug ein dunkel kariertes Hemd, das er in die verwaschene Jeans gesteckt hatte. Der Bauch hing über den Gürtel.
»Haben Sie kapiert?«, fragte er, als sie nichts dazu sagte. »Ich rühre mich nicht von der Stelle, bevor Sie sich einverstanden erklären.«
Er besann sich eines anderen, als John Paul auf ihn zuging. Wenn Kenny nicht ausgewichen wäre, dann hätte ihn dieser Muskelprotz bestimmt umgestoßen.
Aus der Nähe sah Kenny viel jünger aus, als John Paul ihn eingeschätzt hätte. Er war höchstens Mitte dreißig, Anfang vierzig. Außerdem war er erstaunlich behände. Er behielt John Paul im Auge und huschte hinter die Ladentheke, als würde ihm die Barriere Deckung geben.
Er stützte seine großen Hände auf die Theke, beugte sich zu Avery und grinste. Einer seiner Eckzähne war mit Gold überkront, das in dem Sonnenstrahl, der durch das schmutzige Fenster drang, glitzerte. »Schön, kleine Lady. Ich sage Ihnen, was ich tun werde. Da Sie so hübsch sind, breche ich die Regeln für Sie. Sie brauchen nichts zu kaufen. Gar nichts. Die Toilette ist da drüben«, sagte er und deutete auf die Tür in der Ecke.
Sie schüttelte den Kopf. »Mein Name ist Avery Delaney und das ist John Paul Renard. War jemand hier und hat nach uns gefragt?«
»Nein«, erwiderte er zu hastig.
Er log. Alle verräterischen Anzeichen waren da. Er konnte ihr nicht in die Augen schauen und wurde mit jeder Sekunde nervöser. Und feindseliger. Er schielte immer wieder zu John Paul, während er von einem Fuß auf den anderen trat.
Die Tür knallte gegen die Wand, als sie von außen aufgestoßen wurde.
Avery und Kenny drehten sich um, um zu sehen, wer hereinkam, aber John Pauls Aufmerksamkeit galt Kenny. Er traute diesem Kerl nicht über den Weg.
Drei der vier Jungs schlenderten in den Laden und blieben schwankend stehen, als sie Avery sahen. Sie hörte den vierten Jungen. Er beugte sich über das Verandageländer und übergab sich.
»Hi«, rief einer der anderen. Ein anderer versuchte zu pfeifen, aber es gelang ihm nicht. Speichel spritzte stattdessen aus seinem Mund.
Zwei der Typen waren offensichtlich Brüder. Sie sahen sich ähnlich und hatten dieselben Tattoos, einen Adler, auf den Unterarmen. Der Älteste der Gruppe hatte einen zerzausten Ziegenbart und ein Piercing in der Augenbraue.
»Der Laden ist geschlossen«, schrie Kenny.
»Das ist er nicht«, widersprach der mit dem Ziegenbart. »Du hast die reingelassen«, fügte er hinzu und zeigte auf Avery und John Paul. »Wir wollen nur ein paar Dosen Bier.«
»Ja, Bier«, echote einer der Brüder.
Sie taumelten zum Kühlfach. Einer von ihnen stolperte und fiel gegen einen Turm aus Dosen, die mit großem Gepolter zu Boden fielen und in alle Richtungen rollten. Der mit dem Ziegenbart fand das ungeheuer lustig.
Kenny war weniger begeistert. Er sah aus, als hätte er gute Lust, jemanden umzubringen. »Ihr hebt jede einzelne Dose auf und stellt sie wieder da hin, wo sie waren. Kapiert?«
Einer der Brüder kicherte, als der Ziegenbart Kenny den Stinkefinger zeigte.
»Verschwindet aus meinem Laden«, brüllte Kenny. Als Nächstes richtete er seinen Zorn auf Avery. »Wenn Sie nicht auf die Toilette müssen und nichts kaufen wollen, dann sollten Sie und Ihr Freund besser gehen.«
»Was ist mit Anrufen?«, fragte Avery. Die Verzweiflung war ihr deutlich anzuhören. »Haben Sie irgendwelche Anrufe für mich entgegengenommen?«
»Nein.«
Einer der Brüder stand schwankend etwa einen Meter von Avery entfernt und fixierte sie. Sein unverwandter Blick war ihr lästig.
»Starr mich nicht so an.«
Er grinste dämlich, dann stürzte er sich mit ausgestreckten Armen in der eindeutigen Absicht, sie zu umarmen, vorwärts.
John Paul schickte sich an, Avery an seine Seite zu zerren, aber sie setzte sich bereits in Bewegung. Sie gab dem Trunkenbold mühelos einen wirksamen Tritt. Ihr Fuß traf ihn in den Magen und der Junge flog an die Wand. Er prallte mit einem Knall auf, glitt zu Boden und landete auf dem Hinterteil.
Avery deutete mit dem Finger auf ihn. »Du bleibst, wo du bist.«
Er hatte nach wie vor das dümmliche Lächeln im Gesicht. Er war viel zu besoffen, um den Schmerz zu spüren.
Avery wandte sich wieder an Kenny. »Darf ich Ihr Telefon benutzen?« Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie der Ziegenbart und der andere Bruder um die Ecke kamen. Beide hatten zwei Sixpacks Bier und eine Tüte Eis in den
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