Ein moerderisches Geschaeft
gemacht.«
Avery verschwendete keine Zeit mit einer Moralpredigt. »Was genau hat die Frau gesagt?«
»Ich habe Ihnen doch schon erzählt, was sie gesagt hat.«
»Erzählen Sie es ihr noch mal«, befahl John Paul.
»Sie wird Sie anrufen. Das hat sie gesagt. Sie behauptete, genau zu wissen, wann Sie hier ankommen, und sagte, Sie sollen warten, bis sie sich meldet.«
»Aber Sie hatten nicht vor, uns das auszurichten, oder?«, sagte John Paul. »Sie wollten uns wegschicken, ohne die Frau oder die Brieftasche zu erwähnen.«
Kenny schwieg, dann zuckte er mit den Schultern. »Es war nicht viel in der Brieftasche. Nur ein Bündel Zwanziger.«
»Das war die gebrochene Nase kaum wert«, stellte John Paul fest.
»Hören Sie, ich hätte es Ihnen sagen sollen und jetzt tut es mir Leid, dass ich es nicht getan habe«, erklärte Kenny. »Wenn meine Frau ihr Telefonat beendet, wird die Lady bestimmt anrufen. Sie müssen einfach nur eine Weile warten.«
»Wo ist Ihre Frau?«, wollte Avery wissen.
John Paul antwortete für Kenny. »Im Hinterzimmer.«
Er hielt sie am Arm zurück, als sie auf die Tür zuging. »Können Sie mit einem Revolver umgehen?«
Sie riss sich los und lief weiter. »Ich habe nicht vor, auf jemanden zu schießen, John Paul.«
»Seien Sie vorsichtig«, rief er ihr nach.
Sie nahm sich die Warnung zu Herzen. Sie drückte die Schwingtür ein Stückchen auf und spähte durch den Spalt. Eine Frau saß mit dem Rücken zur Tür. Sie telefonierte und Avery ging lautlos auf sie zu. »Ich möchte fünf Stück«, sagte die Frau gerade. »Ganz recht. Fünf. Und als Letztes noch die Nummer A3491. Die silberne Stereoanlage mit dem CD-Ständer. Davon möchte ich acht. Nein, lieber zehn. Das ist alles. Wollen Sie meine Kreditkartennummer notieren? Was? Oh, mein Name ist Salvetti. Carolyn Salvetti. Ich benutze meine American-Ex-press-Karte, um die Bestellung zu bezahlen, aber ich möchte, dass Sie die Ware an meine Adresse in Arkansas schicken.«
Avery war zornig. Sie stellte sich hinter die Frau und schnappte sich den Hörer. Chrystal sprang so hastig auf, dass der Stuhl gegen die Wand rollte. »Wer sind Sie?«, kreischte sie.
Ohne Chrystal aus den Augen zu lassen, sagte Avery in den Hörer: »Stornieren Sie die Bestellung. Sie wollte mit einer gestohlenen Kreditkarte zahlen.«
»Nein«, schrie Chrystal, als Avery auflegte. »Sie haben kein Recht, hier hereinzuplatzen. Überhaupt kein Recht. Dies ist mein privates Büro. Geben Sie mir den Hörer.«
»Sie und Kenny wandern ins Gefängnis.«
»Moment mal. Wir haben nichts verbrochen.«
Chrystals Augen standen ein wenig zu dicht beieinander und ihr mondförmiges Gesicht war verzerrt vor Wut. Sie ist nicht hübsch, dachte Avery, als Chrystal drohend auf sie zukam. Ihre braunen Augen zuckten nach links und rechts wie die einer gefangenen Ratte, während sie ihre Möglichkeiten abschätzte. »Es besteht kein Grund, die Polizei anzurufen.«
Die Frau war größer und gute sechzig Pfund schwerer als Avery. Plötzlich leuchteten ihre Augen auf, und Avery ahnte, dass sie glaubte, ihre Größe wäre ein Vorteil.
»Denken Sie lieber erst gar nicht dran«, warnte Avery.
»Dies ist Privatbesitz«, brüllte Chrystal fast und dann machte sie einen Satz.
Avery brauchte sich nicht zu verteidigen. Sie machte schlicht einen Schritt nach links und sah zu, wie die mächtige Frau auf den Schreibtisch plumpste. Der Katalog zerriss und fiel zu Boden.
Was für ein Tollpatsch. »Benehmen Sie sich«, tadelte Avery, als wäre sie eine Lehrerin, die ein unartiges Kind zurechtwies. »Stehen Sie auf und gehen Sie in den Laden. Los«, schrie sie, weil sich Chrystal nicht von der Stelle rührte.
Carries Führerschein und all ihre Kreditkarten, bis auf die von American Express, lagen auf dem Schreibtisch. Sie sah, wie Chrystal sie verstohlen in ihre Tasche steckte. »Sie können’s einfach nicht lassen, stimmt’s? Geben Sie mir die verdammte Karte.«
Chrystal schleuderte sie ihr entgegen. Avery fing sie auf und deutete mit dem Kinn zur Schwingtür.
Chrystal stieß die Tür auf, huschte hindurch und versuchte, sie Avery ins Gesicht zu stoßen; aber Avery blockierte sie mit dem Fuß.
»Miststück«, schimpfte Chrystal. Dann sah sie Kenny und ließ ihre Wut an ihm aus. »Ich hab dir doch gesagt, dass wir Ärger bekommen, aber du wolltest ja nicht auf mich hören.«
John Paul steckte seinen Revolver hinten in den Hosenbund und sah Avery an. Er wartete auf eine Erklärung. Sie trat näher
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