Ein moerderisches Geschaeft
hatte Verständnis für seine Gefühle. »Stecken Sie die Waffe lieber weg, John Paul.«
In der Sekunde, in der er den Revolver senkte, wurde Chrystal vergnügter und brachte sogar ein Lächeln zustande. »Kenny, die beiden werden Proviant brauchen. Bring alles, was sie wollen, zu ihrem Wagen, und ich rechne die Preise im Kopf zusammen.« Sie wandte sich an Avery und fragte: »Sie haben doch Bargeld bei sich, oder?«
»Wir brauchen keinen Proviant«, wehrte Avery ab.
»Sie möchten wissen, in welche Richtung sie Sie schicken will?«
Avery verstand. Chrystal wollte damit sagen: Kaufen Sie den verdammten Proviant, sonst sage ich nichts mehr. »Ja.«
»Gib ihnen keinen Rabatt, Chrystal. Und keine Kreditkarte. Diese Leute leben nicht mehr lange genug, um die Buchung zu bestätigen.«
Chrystal nickte. »Sie schickt Sie zu einem Fünfer.«
Was, in drei Teufels Namen, sollte das heißen?
»Mir ist schleierhaft, wie Sie es durch den Fluss schaffen wollen«, sagte Kenny. »Bei dem vielen Regen, den wir in letzter Zeit hatten, würden nur Narren versuchen zu raften. Sie werden ertrinken, ehe Sie die ersten Stromschnellen hinter sich haben.« Er kicherte. »Egal, wie viel Erfahrung Sie haben.«
»Das stimmt, Schätzchen«, bekräftigte Chrystal. »Sie werden absaufen. Die Frau sagte, Sie würden ein Schild sehen und finden, wonach Sie suchen.«
»Hat sie auch gesagt, was auf dem Schild steht?«
»Coward’s Crossing. Die Leute hier benutzen auch diesen Namen für den Fleck, an dem man auf den Fluss hinunterschauen kann, wenn man zu viel Angst hat, sich in ein Boot zu setzen. Vor Jahren war dort mal eine Hängebrücke aus Seilen.«
»Sie kommen nur zu Fuß hin«, meinte Kenny. »Ich kenne die Gegend, weil ich schon als Junge oft hier war. Es gibt keinen Weg da hinauf.«
Chrystal war anderer Meinung und fing wieder an zu streiten.
Avery fasste nach dem Telefonhörer, hielt aber inne und überlegte. Ein kurzer Anruf bei Margo, dachte sie. Nur um ihr zu sagen, wo ich bin und was los ist. Konnte sie das riskieren?
Kenny gewann das Rededuell, und während Chrystal schmollte, beschrieb er Avery den Weg zu Coward’s Crossing. Avery zog die Karte aus der Tasche und bat Kenny, die Stelle zu markieren.
John Paul füllte zwei Tüten mit Wasserflaschen und Essen. Er nahm noch zwei Protein-Riegel und steckte sie in die kleinere Tüte, dann machte er sich auf den Weg zum Auto. Kenny sprang von der Theke und lief ihm nach, nur um sicherzugehen, dass er nicht losfuhr, ohne zu bezahlen.
Avery schrieb Margos Telefonnummer auf ein Stück Papier. »Chrystal, ich möchte, dass Sie zu einer Telefonzelle fahren und diese Nummer anrufen. Sagen Sie der Person, die sich meldet, dass ich hier war und jetzt auf dem Weg zu Coward’s Crossing bin. Es ist eine Menge Geld für Sie drin, wenn Sie diesen Anruf machen«, versprach sie. »Aber benutzen Sie auf keinen Fall dieses Telefon.«
»Wie viel Geld?«
»Fünftausend.« Avery nannte die erste Zahl, die ihr in den Sinn kam. »Und wenn wir den Kerl schnappen, hinter dem wir her sind, gibt es noch mal ungefähr doppelt so viel. Sie bekommen alles.«
»Wie viel genau?«
»Zehntausend.«
Das Lügen fiel ihr immer leichter.
Chrystal musterte sie argwöhnisch. »Woher soll ich wissen, ob Sie das Geld nicht selbst einstecken?«
»Weil ich vom FBI bin«, erwiderte sie. »Mein Ausweis liegt im Auto. Soll ich ihn holen?«
»Ich hätte es wissen müssen«, brummte Chrystal. »Sie sind so herrisch und alles. Sie brauchen mir Ihre Dienstmarke nicht zu zeigen. Ich glaube Ihnen. Sie sehen aus wie jemand vom FBI, und dieser geschickte Karategriff, den Sie in meinem Büro angewendet haben, hat mich sowieso stutzig gemacht. Ich hätte auf die Alarmglocken in meinem Kopf hören sollen.«
Von welchem Karategriff faselte sie? Avery war lediglich aus der Schusslinie getreten.
»Sehr scharfsinnig«, kommentierte Avery trocken.
»Nennen Sie mir noch mal die Summe, um die es geht. Sind es fünfzehntausend insgesamt?«
»Ganz genau.«
Chrystal blinzelte. »Und Sie sagen, ich muss nicht mehr dafür tun, als diese Nummer anzurufen?«
»Ja, und …«
Chrystal schnitt ihr das Wort ab. Sie hatte die Nummer gesehen und platzte heraus: »Moment mal, das ist ein Ferngespräch. Bekomme ich die Gebühren zurück?«
»Ja.«
»Okay, ich mach’s. Aber, um ehrlich zu sein, verstehe ich das nicht. Sie könnten unser Telefon benutzen«, sagte sie. »Was soll das alles?«
Avery verschwendete keine Zeit damit,
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