Ein moerderisches Geschaeft
zu ihm. »Chrystal hat ein paar verfrühte Weihnachtseinkäufe mit der American-Express-Karte meiner Tante gemacht.«
»Ist das nicht ein reizendes Pärchen?«
»Noch ein Grund, warum ich nie heiraten werde«, sagte Avery.
»Ich sehe keinen Grund, die Polizei einzuschalten«, murrte Chrystal.
»Wer hat etwas von Polizei gesagt, Chrystal?«, wollte Kenny wissen. »Warum musst du davon anfangen und sie auf dumme Ideen bringen?«
»Ich habe nicht davon angefangen, alter Schafskopf. Blondie hat davon gesprochen«, setzte sie hinzu und zeigte mit dem Finger auf Avery. »Und das ist ganz allein deine Schuld, Kenny. Wenn jemand wieder in den Knast geht, dann du. Einmal genügt mir. Hab ich dir nicht gesagt, dass du nicht zulassen sollst, dass ich den Umschlag aufmache?«, kreischte sie wie eine aufgeregte Henne. »Du hast mich dazu gebracht.«
»Halt’s Maul«, brummte Kenny.
Chrystal erkannte endlich, in welchem Zustand ihr Mann war. Er saß auf dem Ladentisch und ließ die Beine baumeln, während er sich ein Kleenex an die blutende Nase hielt. Sie musterte John Paul von oben bis unten. »Wer ist das?«, erkundigte sie sich. »Und warum fummelst du an deiner Nase herum?«
»Ich fummle an gar nichts herum. Das Mädchen hinter dir hat mir meine verdammte Nase gebrochen. Ich nehme mir einen Anwalt und verklage sie.«
»Vom Gefängnis aus?«, bellte Chrystal. »Du Trottel. Du wirst niemanden verklagen.«
John Paul hatte genug von dem glücklich verheirateten Paar. Er ging zur Eingangstür und schaute hinaus. Der Junge, der sich übergeben hatte, lag jetzt zusammengerollt auf der Veranda und schlief tief und fest.
»Hören Sie auf zu streiten«, befahl Avery. Sie staunte, dass Kenny und Chrystal gehorchten.
»Es gibt keinen Grund, uns anzuschreien, Missy. Wir sind ja bereit, Ihnen weiterzuhelfen«, behauptete Chrystal.
»Gut. Dann helfen Sie. Wo ist der Umschlag?«
»Sie meinen den, in dem die Brieftasche war?«, fragte Chrystal.
»Ja.«
»Ich habe ihn in die Mülltonne neben den Toiletten geworfen. Da war nur die Brieftasche drin, sonst nichts. Aber ich hole ihn, damit Sie sich selbst überzeugen können.«
Sie durchquerte gemächlich den Laden und kam mit einem gelben Umschlag zurück. Sie drückte ihn Avery in die Hand und sagte: »Sehen Sie, er ist leer.«
Kennys Nase hatte aufgehört zu bluten und er warf das Kleenex in Richtung Papierkorb, verfehlte ihn aber. »Ich habe Ihnen alles erzählt, was die Frau zu mir gesagt hat, aber mit Chrystal plauderte sie eine ganze Weile.«
»Das stimmt. Sie war ziemlich redselig. Sie sagte, dass Sie eine Schatzsuche veranstalten. Aber ich finde, sie sind eigentlich ein bisschen zu alt für solche Spiele.«
Avery war kurz davor, sich frustriert die Haare zu raufen. Diese Leute trieben sie an den Rand des Wahnsinns. »Wann war sie hier? Haben Sie ihr Auto gesehen? Wartete jemand draußen?«
»Sie hatte einen schönen, neuen Mercedes«, sagte Kenny. »Aber es saß niemand drin. Nur die Frau.«
»Hat sie gesagt, wohin sie uns schicken wird?«
Avery zeigte zu offenkundig ihre Angst, daher bildete Chrystal sich ein, die Oberhand zu haben. »Hängt ganz davon ab«, sagte sie.
»Wovon?«, fragte Avery.
Chrystal rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. Avery hatte nicht die Geduld, mit ihr um den Preis von Informationen zu feilschen.
»Die Frau hat auch Anweisungen hinterlassen, aber weder Kenny noch ich werden ein Wort sagen, bevor Sie uns ein Angebot unterbreiten.«
»Okay, John Paul. Wir machen es doch auf Ihre Art: Schießen Sie auf einen von beiden. Dann wird der andere schon reden.«
John Paul fand Gefallen an ihrer Art zu denken. Zwei Sekunden später hatte er den Revolver in der Hand und entsichert.
»Wen ziehen Sie vor?«, erkundigte er sich.
Chrystal hob beide Hände. »Moment mal. Keine Gewalt, das ist gar nicht nötig. Kenny und ich sind friedliebende Menschen, stimmt’s nicht, Kenny? Wir sagen Ihnen, was Sie wissen wollen. Die Frau meinte, dass ein Mädchen namens Avery herkommen würde. Sie sind doch Avery, oder? Sie müssen es sein.«
»Ja. Was hat sie sonst noch gesagt?«
»Dass sie hier anrufen will und dass Sie schnell wieder abfahren, aber in diesem Punkt hat sie sich wohl geirrt. Ich meine, Sie sind immer noch da.«
Kenny schnaubte. »Sie können nicht wieder abfahren, bevor sich die Frau nicht gemeldet hat, Dummkopf.«
»Avery, ich würde wirklich gern auf diese Typen schießen und sie so von ihrem Leid erlösen«, sagte John Paul.
Avery
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