Ein mörderisches Komplott (German Edition)
dem Blut an dem Hosenstoff aus
McDavids Wohnung?«, fragte O’Brien, leicht verwundert über Sir Anthonys
hartnäckigen Glauben an Forsters Unschuld.
»Ich halte eine Fehlanalyse unserer Kriminaltechnik für
immerhin möglich. Wir sollten daher die Proben nochmals in einem
Universitätslabor untersuchen lassen. Doch lassen Sie uns zunächst Forsters
Rückkehr abwarten, dann werden wir weitersehen. Bis dahin sorgen Sie für
absolute Geheimhaltung, auch in unserer Behörde! Natürlich auch keine
Informationen an die Presse geben! Und die Polizei ist nur dann einzuschalten,
wenn das als unumgänglich erscheint! Ich werde nachher mit unserem
Polizeipräsidenten sprechen, damit auch von dieser Seite nichts an die
Öffentlichkeit dringt.«
Da es ausgeschlossen war, über Sir Anthony einen
richterlichen Durchsuchungsbeschluss zu erwirken, blieb O’Brien keine andere
Wahl, als heimlich und auf eigene Faust in Forsters Wohnung nach Hinweisen über
seinen Verbleib zu forschen. Die möglichen dienstrechtlichen Konsequenzen waren
ihm natürlich bekannt. Aber dieses Risiko musste er eingehen, denn die Zeit
drängte. Zu seiner Sicherheit musste ihn Sergeant Hastings begleiten.
Nachdem sich auch nach mehrfachem Klingeln nichts rührte,
öffnete Hastings die Wohnungstür mit Lucinda Forsters Schlüssel. Eine Brise
abgestandenen Zigarrenrauchs wehte ihnen entgegen. Aber niemand war in der
Wohnung.
Paul O’Brien geriet ins Schwitzen, wenn er daran dachte,
dass Forster plötzlich zur Tür hereinkommen könnte. Womit sollte er sein
Eindringen begründen? Wie würde Forster darauf reagieren?
Zunächst verschaffte er sich einen Überblick über die
Räumlichkeiten, dann machte er sich an die Durchsuchung von Forsters
Schreibtisch. Sergeant Hastings kniete unterdessen vor einem Bücherregal und
durchwühlte eine Schublade. »Chef, schauen Sie mal, was ich gefunden habe!«,
rief er und hielt ein Papierbündel hoch. »Das sind Kontoauszüge der Royal Bank
of Scotland, die auf den Namen eines Charles Foreman aus Dingwall
lauten. Ist doch seltsam, nicht wahr?«
»Zeigen Sie mal her!« O’Brien nahm die Auszüge an sich
und sah sie Blatt für Blatt durch. »Das ist in der Tat recht merkwürdig! Wir
sind doch auf der Suche nach genau diesem Mann. Nur, was hat der mit Forster zu
tun? Wie ich sehe, erhielt dieser Foreman etliche Überweisungen von der Leegaard
Society Ltd Lillehammer in Norwegen, der gleichen Fischereigesellschaft
übrigens, die den Mörder Jörgensson als Fahrer beschäftigte. Und behauptete
Jörgensson nicht bei der Haftprüfung, den Schussapparat eben diesem Charles
Foreman geschenkt zu haben? Das ist doch mehr als ein Zufall! Nur wo steckt
dieser Foreman und welche Beziehung besteht zwischen ihm und Forster?
Vielleicht ist Foreman für die fünf weiteren Morde verantwortlich!«
Sonst fanden Sie nichts von Bedeutung, allerdings
steckte sich O’Brien ein Passbild Forsters ein, das er in der
Schreibtischschublade zwischen verschiedenem Papierkram entdeckte. Sie waren
froh, diese ungelüftete und penetrant riechende Wohnung verlassen zu können und
Forster nicht in die Quere gekommen zu sein.
Paul O’Brien war Kunde der im Zentrum von Inverness
ansässigen Filiale der Royal Bank of Scotland und auch einigen Bankangestellten
bekannt. Trotzdem ließ er sich zum Bankdirektor Mr William Walters führen.
Dieser begrüßte ihn herzlich, denn er betrachtete es als ein besonderes
Ereignis, einen Detective Chief Inspector zu empfangen.
»Was verschafft mit das Vergnügen?«, fragte der modisch
gekleidete Mr Walters und sah O’Brien durch seine goldgerahmte Brille freundlich
lächelnd an. »Ich hoffe, Sie sind mit unserem Service stets zufrieden.«
»Absolut, Mr Walters. Aber heute komme ich als
Kriminalist zu Ihnen. Ich darf mich doch hoffentlich Ihrer absoluten Diskretion
versichern?«
»Schießen Sie los, Mr O’Brien. Von mir erfährt keiner
auch nur ein Sterbenswörtchen.«
»Kennen Sie den Mann?« Paul O’Brien zeigte ihm Forsters
Foto.
»Hm! Ich glaube, ich habe ihn schon mal bei uns gesehen.
Wer soll das sein?«
»Das wissen wir noch nicht. Möglicherweise ist dieser
Mann in einen Kriminalfall verwickelt. Mehr darf ich Ihnen momentan nicht
verraten. Vielleicht ist er Ihrem Personal bekannt? Jedenfalls muss er vor gar
nicht langer Zeit ein Konto bei Ihnen eröffnet haben.«
»Das werden wir gleich herausfinden!« Mr Walters ging zu
seinem
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